Mich hat das Buch gut unterhalten; der Schreibstil war fesselnd und spannend. Es war zudem informativ, und ich fand es interessant, so viele unterschiedliche Einblicke in Länder, Kulturen und bestimmte Tierarten zu erhalten.
Der Stil war überwiegend sachlich – ein wenig mehr Gefühl und ein tieferer Einblick in Markus’ Gefühlswelt hätten das Leseerlebnis noch bereichert.
Makaber finde ich jedoch, dass er sich immer wieder als „Tierfreund“ bezeichnet, gleichzeitig aber Tiere isst, manche nur rettet, weil sie „süß“ sind (z. B. Esel oder Ziegen), ein Schaf schlachtet, ein anderes schert – und dabei sogar verletzt.
„Nena findet, das sei Tierquälerei.“ Ja – weil es Tierquälerei ist. Warum versucht ein selbsternannter Tierfreund überhaupt, ohne triftigen Grund, ein Schaf einzufangen und zu scheren? Hat das eventuell etwas mit Männlichkeitskomplexen zu tun?
Auch in anderen Bereichen scheint Geschlecht eine große Rolle für Markus zu spielen: Entweder ist ihm eine fremde Männerstimme „zu hoch“ (was soll das überhaupt bedeuten?), oder Sam wird plötzlich mit anderen Augen gesehen, weil sie eine trans Frau ist. Warum muss das überhaupt kommentiert werden?
Ähnlich irritierend: Die Beschreibung einer Frau aus Sri Lanka als „Single-Frau“. Männer werden ja auch nicht als „Single-Männer“ bezeichnet.
Seine Freundin Nena wird übrigens als launisch, impulsiv und eifersüchtig dargestellt, während Markus sich selbst konsequent als neutralen Diplomaten sowie gleichzeitig begehrten und bescheidener Typ inszeniert.
Da passt das Krafttier Pfau wirklich gut.
Auffällig ist auch, wie oft Markus bei Menschen landet, mit denen es angeblich nicht funktioniert (Pferderanch, Zimtplantage, Ferienlager). Die Beschreibungen dieser Konflikte bleiben meist einseitig: Markus als neutraler Typ, der „ungewollt“ in unangenehme Situationen gerät, die er tapfer ausharrt.
Wie zum Beispiel in Afrika: Markus hatte sich vorgestellt, mit Schwarzen Menschen zu arbeiten, aber auf der Website war kein Bild, und die Gastgeber hießen „Susan und Steve“. Bei diesen Namen hätte man eventuell schon früher vermuten können, dass sie nicht aus der Region stammen. An solchen Stellen hätte ich mir mehr Reflexion und vielleicht auch ein paar Selbsterkenntnisse gewünscht.
Insgesamt wirkt es auf mich so, als hätte der „Tierfreund“ Markus diese Reise nicht unternommen, weil er möglichst vielen Tieren helfen wollte oder die Zeit mit ihnen besonders genoss, sondern weil es einfach die günstigste Art zu reisen war.
Auf einen Hund aufzupassen ist schließlich angenehmer als körperlich anstrengende Freiwilligenarbeit. Und vor allem: Die Geschichte eines „reisenden Tierfreunds“ verkauft sich als Buch deutlich besser als die von jemandem, der mal hier, mal da ein paar Tiere betreut, Steaks isst, Pflanzen eingehen lässt, hin und wieder die Gegend erkundet und dabei viel entspannt.
Gerade wenn man ohnehin im journalistischen Bereich arbeitet, ist das doch eine ziemlich clevere Geschäftsidee – ein ansprechender Titel inklusive.
In den Kapiteln über Afrika, das Ferienlager und die Zimtplantage in Sri Lanka wurde für mich besonders deutlich, dass es nicht wirklich um tierische Freunde ging, sondern eher um eine entspannte Zeit. Die Tiere wurden nur geschickt in die Story eingeflochten.
So wie Pumba, der halt süß ist, mit dem Schwanz wackelt und immer gut drauf ist. Solange Tiere süß sind, ist Markus ein Tierfreund.
Es wirkt insgesamt so, als wären diese Teile des Buchs nachträglich angepasst worden, um das Thema „Tiere“ beizubehalten. Auch im letzten Kapitel werden wahllos Tiere aufgezählt, die lediglich vorhanden sind, um auf die angeblich 80 betreuten Tiere zu kommen – kümmern muss er sich um die meisten nicht.
Erschreckend fand ich zudem, dass Nena und Markus auf der Zimtplantage in Sri Lanka so stark ausgebeutet wurden – gleichzeitig empfand ich diese Form der menschlichen Ausbeutung gar nicht so weit entfernt von der Tierausbeutung, die auch der selbsternannte Tierfreund Markus praktiziert.
Der Disclaimer am Anfang – „Ich bin kein Vegetarier“ – soll offenbar alles entschuldigen.
Fazit:
Ausbeutung der Tiere – nur auf eine etwas andere Art.
Die Geschichten der Tiere dienen als Material für ein spannendes Buch. Ich hätte mir gewünscht, dass Markus im Verlauf der Geschichte einen persönlichen Wandel durchmacht und zum Ende hin bestimmte Dinge anders betrachtet. Da dies jedoch nicht der Fall ist, bleibt für mich der Eindruck, dass hier unter dem Deckmantel „Ich tue etwas Gutes“ lediglich versucht wurde, eine gute Zeit zu haben – auf Kosten der Tiere – und das Ganze anschließend gut vermarktbar als Buch zu verkaufen.
Ganz nach dem Motto: „Tiere gehen immer.“ So scheint zumindest das journalistische Grundprinzip.