Inhalt:
Lamantin – Aufbruch ins Ungewisse Der zwölfjährige Thilo ist ein lebhafter und wissbegieriger Junge. Selbst der Rollstuhl, der seit einem schweren Unfall sein Leben beherrscht, kann daran nichts ändern. Thilo träumt davon, ein großer Entdecker zu werden. Seine größte Entdeckung macht er allerdings in einem Naturalienkabinett. Dort bezaubert ihn ein seltsames Wesen mit seinem plätschernden Gesang. Zwischen den beiden entsteht eine tiefe Bindung und Thilo tauft das Meermädchen auf den Namen Undine. Doch auch eine tiefe Traurigkeit nimmt in Undines Nähe von Thilo Besitz. Schnell ist klar – das Meerwesen wird sterben, wenn es nicht bald zurück ins Meer gelangt. Zusammen mit dem technikbegeisterten Paul schmiedet Thilo einen waghalsigen Plan, der Undines Leben retten soll. Doch die beiden sind nicht die Einzigen, die Interesse an dem wundersamen Meerwesen zeigen.
Meinung:
Thilo ist ein unfassbar toller Charakter. Der Junge im Rollstuhl, mit dem man unbedingt Mitleid haben möchte, es aber einfach nicht kann, weil er so viel Lebensfreude und Begeisterung ausstrahlt. Er ist unheimlich wissbegierig und interessiert sich in seinem Alter nur für Abenteuer und liest viele Geschichten darüber. Als dann eines Tages im Naturalienkabinett ein ungewöhnliches Meereswesen ausgestellt wird, ist seine Abenteuerlust entbrannt. Er baut eine Verbindung zu dem Tier auf und merkt, wie traurig es in der Gefangenschaft zu sein scheint. Gemeinsam mit Paul beschließen sie, das Tier zurück in die Freiheit zu bringen. Und damit beginnt eine unglaubliche Reise quer durch Europa.
"Manche Dinge sollten ein Geheimnis bleiben, sonst verlieren sie ihren Wert."
Trotz seiner Einschränkung ist Thilo derjenige, der immer wieder sehr viel Mut, Geschick und Intelligenz beweist. Während der Reise wächst er buchstäblich über sich hinaus, was mich als stiller Beobachter sehr stolz gemacht hat. Paul und Thilo begegnen auf ihrer Reise vielen tollen Menschen, aber auch den Detektiven, die ihnen um jeden Preis einen Strich durch die Rechnung machen wollen. Wie sie die Detektive jedes Mal wieder an der Nase herumführen, ist wunderbar geschrieben.
Das Ganze spielt Ende des 19. Jahrhunderts. Man taucht sofort in die altertümliche Atmosphäre ein, wenn zB der Laternenanzünder durch die Straßen Stuttgarts streift und überall die Lichter anmacht. Heutzutage mit Elektrizität kaum noch vorstellbar.
Das Buch ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht, weshalb ich besonders toll finde, dass die Geschichte nicht in der hochmodernen Zeit von heute spielt. Am meisten begeistern konnte mich der Autor damit, dass er nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern auch wahre Geschichte und bekannte Persönlichkeiten mit einfließen lässt. Hier spielt zum Beispiel Herr Gottlieb Daimler und das erste motorisierte Auto („Phönix“) eine große Rolle, genauso wie Herr Maybach, der Abenteurer und Entdecker Marco Polo und Humboldt. Für Kinder finde ich das eine super Sache als unterschwelliger Lerneffekt.
Der Schreibstil hat es mir sehr angetan. Der Autor schreibt unheimlich schön, bildgewaltig und wordgewandt.
Fazit:
Auch als Erwachsene konnte mich das Abenteuer von Thilo und Paul komplett mitreißen. Ich bin ein großer Fan von Meereswesen und Fabelwesen wie Meerjungfrauen, daher musste ich es einfach lesen und ich wurde nicht enttäuscht. Man kann noch viel von Thilo lernen und sich von seiner unbändigen Lebensfreude eine Scheibe abschneiden. Kinder sollten das Buch wohl besser mit einem Erwachsenen lesen, da doch häufiger Fremdwörter bzw veraltete Wörter auftauchen, die sie nicht verstehen können. Aber im Großen und Ganzen eine tolle Geschichte für Jung und Alt.