Markus Preiter

 4,4 Sterne bei 5 Bewertungen

Lebenslauf

Dr. med. Markus Preiter, geb. 1965, ist stellvertretender Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie der Asklepios Klinik Harburg in Hamburg. Seit Jahren erforscht er die Bedeutsamkeit evolutionärer Prozesse für die menschliche Psychopathologie.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Markus Preiter

Cover des Buches Die Logik des Verrücktseins (ISBN: 9783466308866)

Die Logik des Verrücktseins

 (5)
Erschienen am 30.08.2010

Neue Rezensionen zu Markus Preiter

Cover des Buches Die Logik des Verrücktseins (ISBN: 9783466308866)

Rezension zu "Die Logik des Verrücktseins" von Markus Preiter

Wegweiser in die eigene Seele
Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren

Wer sich für sein eigenes Seelenleben interessiert, der bekommt hier einen recht guten Einstieg geliefert, den auch für jeden, der nicht unter »Verrückt-Sein« leidet (und er tut das schon?) bietet der Autor wertvolle Erkenntnisse. Erkrankungen der Psyche, so zeigt er auf, sind keinesfalls unerklärlich oder beklemmend, wie allgemein unterstellt wird. Im Bereich des Geistes gehen die Gesundheit und das Kranksein ineinander über, und es ist wahrhaft schwer, hier klare Grenzen zu ziehen. In unseren turbulenten Zeiten kann man immer rascher aus dem seelischen Gleichgewicht geraten. Dieses Buch hilft dabei, dass man die eigene Psyche unter einer ganz neuen Perspektive betrachtet. Fazit: Eine glatte Empfehlung.

Cover des Buches Die Logik des Verrücktseins (ISBN: 9783466308866)
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Rezension zu "Die Logik des Verrücktseins" von Markus Preiter

Rezension zu "Die Logik des Verrücktseins" von Markus Preiter
WinfriedStanzickvor 13 Jahren

Der 1965 geborene Psychiater Markus Preiter versucht in diesem hier vorliegenden umfangreichen und grundlegenden Werk „Einblicke in die geheimen Räume unserer Psyche“ zu geben. Es ist ein völlig neuer Ansatz, den er hier beschreitet, denn er versucht nachzuweisen, dass die menschliche Seele entgegen der Evidenz vieler psychischer Krankheiten und der ganzen bisher erforschten Psychopathologie des Menschen durchaus einen klaren und geordneten Aufbau hat. Diesen Aufbau kann er, so behauptet er, durch die Analyse psychiatrischer Erkrankungen erklären.

Er schält eine diesen seelischen Störungen innewohnenden „Logik“ heraus, und weist nach, dass die menschliche Seele sich in einem langen Prozess der Evolution entwickelte, und nach wie vor in einem solchen Prozess sich befindet.

Seine Grundthese ist, die er mit einer Unmenge von Material nachweist: die psychischen Erkrankungen, die oft so unerklärlich und für den Betroffenen und seine Angehörigen lebensbedrohlich daherkommen, sind gar nicht so unheimlich und unbegreiflich. Seelische Gesundheit und seelische Krankheit liegen oft ganz nahe beieinander.

Durch die immer höher werdende „Drehzahlen“ im Leben des neuzeitlichen Menschen, steigt auch die Unfallgefahr, sprich, dass die Seele mit der immer weiter und immer schneller wachsenden Gehirn- und Gefühlsentwicklung nicht mithalten kann, und der Motor sozusagen stottert und ausfällt.

Es ist ein anspruchsvolles Buch, das derjenige aber würdigen kann, der sich mit den Strukturen der Seele durch das Studium von Literatur oder aufgrund eigener Erfahrungen etwas auskennt. Seine Thesen haben mir eingeleuchtet und ich musste immer wieder an Rupert Sheldrakes sensationelles Buch über „Das Gedächtnis der Natur“ denken, in dem er, sehr umstritten zunächst, morphogenetische Felder nachwies. Heute ist seine Theorie weitgehend anerkannt, wenn auch nicht genügend bekannt. Vielleicht ändert das die Neuausgabe seines Buches in diesem Jahr bei Scherz.

Irgendetwas sagt mir, dass es mit dem vorliegenden Buch und seinen Thesen ebenso gehen könnte. Markus Preiter ist noch jung, und steckt mitten in einer vielfältigen Praxis, die ihn seine Thesen noch weiter studieren lässt. Wir werden sicher noch mehr von ihm hören über seine „Logik des Verrücktseins“.

Cover des Buches Die Logik des Verrücktseins (ISBN: 9783466308866)
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Rezension zu "Die Logik des Verrücktseins" von Markus Preiter

Rezension zu "Die Logik des Verrücktseins" von Markus Preiter
HeikeGvor 13 Jahren

Das fehlerfreundliche Gehirn - ein absturzgefährdeter Akrobat
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"Innere Vorgänge, die niemand sieht, sind das einzig Interessante. (...) Das, was niemand sieht, das macht Sinn, aufzuschreiben." (Thomas Bernhard)
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Unser Gehirn ist ein erstaunliches Organ. Es vollbringt permanent Höchstleistungen. So steuert es nicht nur die gesamten lebensnotwendigen Funktionen des Körpers, sondern vergleicht gleichzeitig sämtliche Bilder, die von außen kommen, mit den Informationen, die bereits gespeichert sind, mit Objekten und Gefühlseindrücken, die wir im Laufe unseres Lebens gesammelt haben. Aus all diesen Daten lässt es dann in Sekundenbruchteilen die Eindrücke entstehen, die wir wahrnehmen. Und es ermöglicht den Menschen auch als einziges Lebewesen über seine Vergangenheit und seine Zukunft nachzudenken und sich die Fragen zu stellen: Was bin ich und was ist nicht ich.
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Diese Divergenz zwischen dem Ich und dem Rest der Welt erscheint uns, gleichwohl wie das Leben auf der Erde mit seinen Schwerkraftverhältnissen, ganz selbstverständlich. "Erst wenn Menschen in Raumkapseln die Erde verlassen und sich weltraumkrank in der Schwerelosigkeit bewegen müssen, erlangen sie eine Anschauung über die Nichtselbstverständlichkeit der Schwerkraft und ihrer Kostbarkeit. Nur wer im Psychosevietnam war, weiß um die innersten Dinge.", schreibt Dr. Markus Preiter. Jedoch gerade die "endogenen Erkrankungen des Gehirns offenbaren den Weltsichtgrundriss, über die Bezugsräume von uns Menschen, mit deren Hilfe wir über die Straße des Lebens dahingleiten."
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Der stellvertretende Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie der Asklepios Klinik Harburg in Hamburg, der seit über zehn Jahren die Bedeutsamkeit evolutionärer Prozesse für die menschliche Psychopathologie erforscht, räumt auf mit den negativen Assoziationen, die das Wort Psychiatrie auslöst. Er begleitet den Leser auf einem faszinierenden Weg durch das menschliche "psychisch-krank-Sein" und beantwortet kompetent und schlüssig Fragen, die sich zweifelsohne schon viele gestellt haben: Warum kann sich ein Mensch überhaupt vom Geheimdienst verfolgt und von den Nachbarn beobachtet fühlen? Wie kann das sein, dass jemand Stimmen hört, die ihm Befehle geben? Warum wird ein Mensch lebensmüde und will sich umbringen? Warum hat jemand plötzlich panische Angst wie aus dem Nichts?
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Markus Preiter beschreitet in seinem Buch einen neuen Weg. Er untersucht die "Verrückungen", die die Fachleute Psychose, Depression, Manie, bipolare Erkrankung, Phobien oder Angsterkrankungen nennen, mit dem Menschsein an sich. Sicherlich haben Störungen im "normalen" Gefüge eines Menschen Ursachen, die unterschiedlichster Couleur sein können, aber - und hier kritisiert der Autor das vielfach in seinem eigenen Fachgebiet vorherrschende unvollständige Kerninteresse - erst durch ein übergreifendes Verständnis sämtlicher psychopathologischer Phänomene kann man wirkliche Rückschlüsse auf seelische Gesundheit ziehen. "Man gibt sich zufrieden mit der Symptomoberfläche und verweigert den Blick in die Strukturtiefe des Menschen.", so Preiter. Sein Buch ist ein gelungener Gegenentwurf und eine Ergänzung, um das unstrukturierte "Zettelkastendenken" der Psychiatrie, "in dem die einzelnen Krankheitsbilder bezugslos nebeneinander aufbewahrt sind, in ein systematisiertes 'periodisches System' der Seele zu überführen."
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Entstanden ist ein äußerst interessantes und verständiges, wenn auch auf hohem fachspezifischem Niveau geschriebenes Buch, das sich weniger auf Teilwissen beschränkt oder Krankheitsbilder wie Schizophrenie und die Depression ausführlich erläutert, sondern das beim medizinisch interessierten Laien Verständnis dafür erwecken will, was "jenseits des Einzelfalles eigentlich hinter den sogenannten psychopathologischen Auffälligkeiten des Menschen generell steht." Gleichzeitig offenbart es sich auch als Blick in den Spiegel, mit immer wieder überraschenden Ansichten unserer selbst.
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In "Die Logik des Verrücktseins" entwickelt Preiter ein Basismodell, das die Evolutionstheorie als Orientierungskompass heranzieht. Er entdröselt das verworrene menschliche Seelenlabyrinth, indem er es in fünf Räume einteilt, die aus der Geschichte des Menschen hervorgegangen und immer noch fest in jedem von uns manifestiert sind. Evolutionäres Denken ist die Kernessenz in seinem Werk, "da der Mensch doch zweifelsfrei das Produkt einer evolutionären Entwicklung ist. (...) Die Evolution hat (...) soziale 'Navigierungskapazitäten' in unsere Vorfahren integriert, die das Sein unter den anderen erleichtern und (...) vor allem mit vier großen psychiatrischen Krankheitsbildern assoziiert sind: mit der Schizophrenie, der Manie, der Depression und den bipolaren Störungen." Eine Vernachlässigung dieser Analyse, so Preiter, hat ein rudimentäres Verstehen und Fehlinterpretationen zu Folge. Sein Buch versteht sich als Versuch, "genau jenen bisher vernachlässigten Aspekt menschlichen Seins, seine evolutionäre Geschichte, in das Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken und mit der schon immer sichtbaren Individualgeschichte zu vereinen." Denn psychopathologische Phänomene sind immer auch "Ausdruck einer Fehlalarmierung und einer unzutreffenden Selbsttäuschung im Simulationsprozess des Weltverständnisses."
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Der Autor gliedert sein Buch in zwei Teile. Zunächst beschäftigt er sich mit der menschlichen Kindheit, begibt sich jedoch gleichfalls noch viel weiter zurück: in die Kindheit der Menschheit. Markus Preiter formt sozusagen den Schlüssel zum Seelenlabyrinth. Er beschäftigt sich ausführlich mit dessen Raumstruktur und behandelt Themen wie die evolutionäre Bedeutung von Emotionen.
In Teil II öffnet er mit diesem Schlüssel die Tür und betritt das Labyrinth. Hier erfährt der Leser, was Psychopathologie über das Menschsein verrät. Hier lernt er den Menschen als Raumverhältnissuchenden kennen, der "mindestens so lange unruhig ist, bis sich ein stimmiges und ausreichend beruhigendes Raumverhältnis" um ihn herum einstellt. Und hier geht Preiter auf die einzelnen Krisenzeiten des Menschen, die vier großen psychiatrischen Krankheitsbilder, ein.
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Nicht nüchtern, objektiv und kühl, sondern mit immer wieder eingestreuten Fallbeispielen aus seiner eigenen Praxis, würzt Markus Preiter seine Abhandlungen mit lockeren Vergleichen, die sogar vor den Insassen von Raumschiff Enterprise oder dem Einflechten von Lyrik nicht haltmachen.
Quintessenz des hervorragenden Buches: "Psychisch krank sein ist kein Verrücktsein in einen anderen Sinnraum außerhalb der menschlichen Normalität. Vielmehr handelt es sich um eine Verdichtung dessen, was wir als Menschen sind und was uns ausmacht. Die befremdlichen und manchmal verstörenden psychiatrischen Phänomene sind Verdichtungszitate der anthropologischen Matrix, die uns alle formt und prägt." Psychopathologische Phänomene sind "Chiffren einer hoch komplizierten biologischen Struktur, eines biologischen Superrechners, der wunderbare Leistungen erbringt, aber eben auch Fehlerpotenzen hat. Eine Systematik der Fehleranalysen (...) ermöglicht, Fragen zu beantworten nach dem generellen Strukturaufbau des Superrechners und seiner Funktionsweise im fehlerfreien Betriebsmodus."
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"Alle Menschen können anhand des Phänomens Psychopathologie lernen, wie wir wurden und wer wir sind."

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