Rezension zu Freischwimmer von Markus Seidel
Rezension zu "Freischwimmer" von Markus Seidel
von BRB-Jörg
Rezension
BRB-Jörgvor 14 Jahren
Als ich dieses Buch eben zum Schreiben einer kurzen Rezension nach Jahren mal wieder zur Hand genommen habe, fand ich den Kassenbon darin. Diese Belege hab ich oft aufgehoben. Zum einen waren sie meist praktisch, wenn man kein Lesezeichen bei der Hand hatte. Und zum anderen kann ich, wenn ich später mal wieder ins Buch schaue, immer in etwa nachvollziehen, in welcher Zeit ich es gekauft und in der Regel auch gelesen habe, und es in den Kontext meines eigenen Lebens irgendwo einordnen. Dieses Buch habe ich im Juli 2000 gekauft. Damals lebte ich in Stuttgart, und die Heimfahrt nach Brandenburg/Stadt dauerte mit dem ICE immer knapp sechs Stunden. "Freischwimmer" habe ich in einem Zug - im doppelten Sinne - gelesen. Natürlich habe ich nach neuneinhalb Jahren nicht mehr jedes Detail im Kopf. Aber ich erinnere mich noch sehr genau, dass ich schon damals die Geschichte des Protagonisten um die 30 sehr gut nachvollziehen konnte. Er hat im Grunde alles, was er braucht - Job, Beziehung, Geld - aber zweifelt trotzdem: Seiner Exfreundin weint er noch immer hinterher. Und er fragt sich, ob das schon alles war. Angetrieben von der Sehnsucht nach Veränderungen, verordnet er sich eine Auszeit. Er landet in keinem anderen Land, nicht mal in einer anderen Stadt, nur in einem anderen Kiez. Dort beschreibt er bekannte oder unbekannte Lokalitäten und die Menschen vor Ort. Alles recht detaillgetreu, andererseits aber auch nicht wirklich berührend, teils sogar belanglos. Doch wo das Buch sehr gut angefangen hatte, schwächelt es später. Am Stück durchgelesen habe ich es trotzdem, auch wenn es nicht immer ein reines Vergnügen war. Aber letztlich war es wie die Landschaften auf der Zugfahrt, die an mir vorbeizogen: Im süddeutschen Raum aufregend, malerisch und schön. Aber spätestens ab Hannover grau und langweilig. Und am Ende war ich froh, daheim zu sein.