Rezension zu Der Nirgendsmann: Partys, Smartphones und Nazis von Markus Szaszka
Regt zum Nachdenken an
von Logo
Kurzmeinung: Popliteratur, aktuelle Themen, aktuelle Probleme, vor denen wir alle die Augen verschließen, weil es einfacher ist.
Rezension
L
Logovor 5 Jahren
Der Nirgendsmann (Jan) ist 32 Jahre alt, lebt als Zugezogener in Berlin und verdient sein Geld mit akademischem Ghostwriting. Der Leser erfährt viele brisante Details aus dem Ghostwriting-Nähkästchen; wie viele Studenten derartige Dienste in Anspruch nehmen, aus welchen Fachbereichen am häufigsten, welche perfiden Tricks es gibt, um zu betrügen, wie einfach es wäre, diese Betrügereien zu entlarven, wie unglaublich es ist, dass das Ghostwriting legal ist usw.
Der einsame Wolf Nirgendsmann spaziert gerne durch die Straßen, um Menschen zu beobachten. Dabei fühlt er sich wie ein Geist in einer ihre Bürger anonymisierenden Stadt. Er erkennt die Missstände in der Welt, vor allem, wie sich die Menschen in ihren technischen Geräten verlieren, wie die Neue Rechte erstarkt und dass seine Arbeit moralisch fragwürdig ist. Er würde gerne etwas gegen all das tun, aber sein hedonistischer Lebensstil (tägliches Trinken, Kiffen und anderweitige Zerstreuung) hindert ihn daran. Jan Nirgendsmann ist innerlich abgestumpft. In seinen ehrlichen Momenten wünscht er sich nichts sehnlicher, als eine nette Frau kennenzulernen, mit ihr Kinder zu haben und in einem Haus am Meer ein ruhiges Leben zu führen, bis der Tod kommt, vor dem er sich sehr fürchtet. Doch dies scheint unerreichbar.