Cover des Buches Teufel: Fantasy-Thriller (ISBN: 9781503152137)
Rezension zu Teufel: Fantasy-Thriller von Markus Tillmanns

Die Frage nach dem Bösen treibt den Mensch genauso in die Irre, denn die Frage nach dem Guten

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Markus Tillmanns hat mit Teufel einen Fantasy-Thriller der etwas anderen Art geschaffen, der sich in einem tosenden Lesefeuerwerk entlädt.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren

Rezension: Die Frage nach dem Bösen treibt den Mensch genauso in die Irre, denn die Frage nach dem Guten

Es fängt alles mit dem unbekannten Etwas aus dem All an. Ein leuchtender Feuerball, der in die Erdatmosphäre eingetreten ist und über unseren Planeten hinwegrast, versetzt die Welt in Angst und Schrecken.

-Ist es ein Komet, der unsere Welt in Stücke reißen wird?

-Sind es Außerirdische, deren Absichten sich grausam oder positiv über uns entladen werden?

-Was ist dieses unbekannte Flugobjekt?

Experten sind sich einig: Es ist das Ende von Allem! Doch dann verliert es mit einem Mal an Geschwindigkeit, ändert seinen Kurs in Richtung Kölner Dom, Deutschland. Dort bleibt es abrupt stehen und ein Geschöpf des Himmels erscheint in Form eines Engels. Ein Engel, der schöner und gütiger nicht aussehen könnte. Tausende von zum Schauplatz gepilgerte Menschen gehen vor ihm auf die Knie und die Erde hält den Atem an. Die Zeit steht still. Der Engel verkündet das Gute, die Befreiung von allen Leiden. Nur einer scheint dem trügerischen Schein keinen Glauben schenken zu wollen: Tabarie – Journalist der Kölner Morgenpost und begnadeter Fotograf, der mit seiner Kamera vermag, das ‚wahre‘ Ich eines Jeden zu enthüllen. Zu schade, dass er seine Kamera gerade nicht zu Händen hat, sondern seine gute Freundin und Kollegin Gül dieser Aufgabe nachkommen muss. Tabarie traut seinen Augen dennoch kaum und erhebt sich mit der Frage, den Namen des Unbekannten zu erfahren.

Luzifer – Satanael – Teufel! Er hat viele Namen. So erschrocken darüber wie Tabarie von der Erkenntnis des Bösen getroffen wird und der vagen Vermutung, dass dies wirklich das Ende aller Tage ist, so erfreut und geblendet ist der Rest der Menschheit von der gütigen Botschaft und dem schönen Schein des Engels. Aber Tabarie lässt sich nicht in die Irre führen.

„Manchmal komme ich mir vor wie eine Marionette, die ihre eigenen Fäden in der Hand hält. Und obschon sich sämtliche Gliedmaßen genau dort hinbewegen, wo sie hin sollen, ist doch alles irgendwie falsch.“

Im Fortlauf der Geschichte beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen. Es wird eine Luzifer Foundation gegründet, die binnen weniger Stunden einen enormen Zulauf an finanziellen Mitteln und Menschenmassen erhält. Alles mit der Botschaft, das Leid der Kinder, das Leid der Welt zu mindern. Was nach außen hin sozial, überaus menschlich und fürsorglich erscheint, zieht aber im Inneren Morde, Mysterien und leere Gräber mit sich. Leere Gräber, die wiederum Tabarie auf den Plan rufen. Er kann einfach nicht von dem Gedanken ablassen, dass in dieser Foundation das Böse selbst Herr ist und eine Maschinerie der Blendung über die Menschheit legt. Noch dazu ist er durch das leere Grab seines Vaters auch persönlich betroffen.

„Tote reden zwar gerne, aber nicht in unserer Sprache.“

Alleine, da der Rest der Welt und auch seiner Kollegen - allen voran die loyale Gül – dem Hype Luzifers verfallen scheint, begibt er sich auf die Spur das Mysterium zu lösen und endet dabei in einem tosenden Feuer im Vatikan selbst. Er möchte der Welt‘ Augen öffnen und bezahlt dafür mehr als nur einmal beinahe mit dem eigenen Leben. Von seinem unbändigen Wissensdurst und den Weisheiten seines Mentors getrieben, die ihn in hitzigen Situationen heimsuchen und helfen, versucht er folgende Fragen zu klären:

-Warum wurde das Grab seines Vaters geschändet und der Leichnam verschleppt?

-Ist es die einzige Leiche, die ihr Grab verlassen hat und in welchem Zusammenhang steht dies mit dem Wahnsinn seiner Mutter und evtl. anderen Toten?

-Wer ist diese Frau, die von einem Tag auf den anderen an der Spitze der Luzifer Foundation erscheint und wie kann er ihrer Einhalt gebieten?

-Welche Rolle spielt in dieser Geschichte ein kleines Kind?

-Was verhofft sich Luzifer von einem Angriff auf den Vatikan und den Papst selbst und wird es Tabarie gelingen, das Ende der Welt zu verhindern?

-Oder hat er sich einfach in eigenen Wahnvorstellungen verrannt?

Markus Tillmanns hat mit Teufel einen Fantasy-Thriller der etwas anderen Art geschaffen, der sich in einem tosenden und feurigen Lesefeuerwerk entlädt. Die Idee dabei einen Engel auf Erden hinabsteigen und sich als der Teufel persönlich vorstellen zu lassen ist neu, ungewohnt und für den Leser reizbar. Der Spannungsbogen der Geschichte selbst ist ebenfalls ungewöhnlich und baut sich an den unterschiedlichsten Stellen der Erzählung immer wieder von neuem auf. Manchmal ist dies etwas verwirrend, wird aber durch die unterschiedlichen Kapitel in Sicht Luzifers (im Hintergrund agierend) und Tabaries (aktiv) gelöst. Gerade dann, wenn man dachte, ein Rätsel sei entziffert, wird dieser in unterschiedliche Bahnen umgelenkt, sodass bis zum Ende unklar bleibt, in welche Richtung die Geschichte laufen wird. Die Kapitel selbst sind hin und wieder durch Zeichnungen, die das gerade Gelesene veranschaulichen sollen, unterbrochen. Obgleich diese sehr gut und ansprechend gestaltet sind, fand ich sie persönlich eher als störend. Aber das ist ja Geschmackssache. Der Fantasy-Charakter baut sich im Verlauf des Geschehens immer weiter aus. Fängt es, abgesehen von dem Engel, erst sachte an, so lernt man mit der Zeit des Lesens immer weitere Aspekte dieser anderen Erzählwelt kennen. Sei es eine mysteriöse Verschwörung oder mystische Vorhersehung. Seien es Flüche oder Feuer, das vermag nur durch die Berührung einer Hand ein ganzes ‚Imperium‘ niederzureißen. Egal, wo man sich gerade glaubt, am Ende kommt es doch überraschend anders. Dabei bedient sich Markus einem angemessenen wechselnden Schreibstil, der mal von Leichtigkeit und leichtem Lesefluss nur so strotzt, um dann an anderen Stellen dem Geschehen entsprechend von journalistischem Fachjargon und sprachlichem Tiefgang abgelöst zu werden. Auch Humor kommt dem Ganzen nicht abhanden, so gibt es eine Szene, in jener der Teufel in einer TALKSHOW persönlich Rede und Antwort steht. Das ist für den Leser sehr erfrischend, auch wenn es eine gewisse Aufmerksamkeit seitens dessen erfordert und eine generelle Offenheit für die ungewöhnliche Geschichte an sich. Der Roman, trotz des Fantasy-Charakters, spielt in unserer realen Welt. Dies wird auch durch die von Markus verwendete Szenerie und das Zurückgreifen auf bekannte Persönlichkeiten und Würdenträger verdeutlicht und macht es dem Leser angenehm, sich in den Verlauf hineinzuversetzen. Auch mit der Vielzahl an wichtigen Charakteren liefert Markus die ganze Farbpalette an Verschiedenheit und Individualismus ab, die den Menschen so einzigartig machen und weist dabei auf ein Spektrum der menschlichen Entfaltung, dass über die klassische ‚Schwarz-Weiß-Grau‘ – Denke hinausgeht auf. Mit dieser Verschieden- und Andersartigkeit der einzelnen Menschen leitet er inhaltlich passend, auch für mich, in die eigentliche Botschaft des Romans ein:

Glaube nicht alles was du siehst und was dir erzählt wird. Überdenke stets und sei bei wachem Verstand. Nicht alles, was immer so war, ist auch schon immer richtig so. Nicht alles, was immer so war, soll immer so bleiben. Lass dich zum Nachdenken über die Weltordnung verleiten und überprüfe stets deine Prinzipien und dessen, was du tatsächlich glaubst. Lass dich nicht von Fremdem leiten und deiner freien Entscheidung berauben. Denn wir wissen doch alle:

„Das Leben ist kurz, der Tod ist lang.“

Eine weise Botschaft, verpackt in eine ungewöhnliche gelungene Geschichte. Man sollte stets über den eigenen Tellerrand hinausblicken und sich nicht von ‚blinden‘ Massen leiten lassen. Eine Geschichte, die ich gerne weiter empfehle an jene, die mal etwas anderes lesen möchten und offen für Anderes sind.

Einige Fragen blieben mir allerdings noch offen, was mich auf evtl. Fortsetzungen hoffen lässt und ich daher als strategisches Schreiben bezeichne:

-Der Wahnsinn der Mutter des manchmal zerstreut wirkenden Tabaries in Bezug auf seine eigene Herkunft wird mir nur unzureichend aufgelöst. Obgleich das Ende des Buches es erahnen lässt, so fragt man sich doch, ist mehr daran und war es einfach der Mutter Wahnsinn?

-Was ist eigentlich aus Gül und den Vorbereitungen für eine bestimmte Sache geworden und wie geht es mit ihrer Freundschaft zu Tabarie weiter?

-Welche Rolle ist dem Kind zugedacht, sollte die Geschichte weitergehen und dann möchte ich natürlich mehr über die Bedeutung der weißen Feder erfahren?! Dass sie eine hat, ist offensichtlich. J

-Was wird aus Kirche und Papst, der Luzifer-Foundation und einem ‚unmoralischen‘ Angebot und ist es wirklich so unmoralisch?

-Hat Tabarie alle versteckten Zeichen wirklich richtig gedeutet und wird er die ‚wahren-Ichs‘ seiner während des Romans noch weiteren abgelichteten Bilder offenlegen?

Wenn ihr die Rezension bis hier hin gelesen habt, dann fragt ihr euch sicher gerade, wovon ich mit meinen Fragen rede? Richtig? Antwort: Lesen, lesen, lesen. Es lohnt.

-- Jil Aimée

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