Rezension zu "Ich und Du und Er" von Marleen Nelen
Kurzbeschreibung: England 1804. Der 15-jährige Adam lebt mit seinem Vater und seinem Bruder Nelson an der englischen Küste. Das Leben der Dorfbewohner steht ganz im Zeichen des Meeres: Seit Generationen fahren die Männer jeden Tag zum Fischen aufs Meer und die Frauen bleiben zu Hause, um sich um die Netze zu kümmern.
Aber Adam bleibt lieber an Land und verbringt seine Tage mit Shona, mit der er von den hohen Klippen ins Meer springt und vom Fliegen träumt. Als ein Fremder ins Dorf kommt, beäugen die Männer ihn skeptisch ist er ein Spion, der ihre Schmuggelgeschäfte aufdecken soll? Gleichzeitig entdeckt Adam, dass auch sein Bruder Nelson sich für Shona interessiert. Sein Leben droht aus allen Fugen zu geraten.
"Am Horizont treiben kleine, weiße Wolken, und der Wind kommt von Süden. Ich sage, dass das milde Wetter mindestens zwei Tage anhalten wird, und Pa lächelt."
Buchaufmachung: Ein verträumtes und gleichzeitig düsteres Cover, das sehr gut zur Stimmung des Buches passt. Auch das Mädchen vorne drauf, ich vermute es ist Shona, wirkt echt gut und ist ein Blickfang.
Meine Meinung: Ich bin durch das Cover auf dieses Buch aufmerksam geworden, da es einfach mal nach einem etwas anderem Jugendbuch aussieht. Und es ist auch anders, aber wahrscheinlich Geschmackssache.
Es ist ein Historischer Roman für junge Erwachsene, nichts für typische Fantasyleser und Thrillerfans. Für Träumer dagegen genau das richtige. Hier dreht es sich um das Leben in einem kleinen Dorf und den Wunsch zu fliegen. Und eine kleine Liebesgeschichte ist natürlich auch noch mit darin. Die Idee der Geschichte fand ich toll, alle diese Geheimnisse rund um die Bewohner und die ganze Atmosphäre.
Die Sprache ist wirklich etwas besonderes und man muss sich erstmal daran gewöhnen. Hier handelt es sich um ein Buch zum Nachdenken mit wirklich einzigartigen Formulierungen, die aber meistens sehr schön sind. Ich persönlich habe sehr lange gebracht, um das Buch zu lesen, da ich einzelne Passagen doppelt und dreifach durchgegangen bin. Teils, weil ich sie nicht richtig verstanden hatte. Teils, weil es so schöne Sätze waren, die ich in noch keinem anderem Buch so gelesen hatte.
Nun zu den Charakteren! Was ich als erstes als persönlichen Störfaktor anmerken muss ist die Personenliste am Anfang. Teilweise wusste ich nach dem Lesen schon Sachen, die in der Geschichte erst später rauskamen, z.B. was Charles als "Beruf" ausübt.
Aber an sich waren die Charakter toll. Der 15 jährige Adam, der die Geschichte erzählt, ist ein wahrlich liebenswerter Typ. Er unterscheidet sich von all den anderen im Dorf und hat große Ziele. Will nicht nur als Fischer enden und sich sein Geld mit etwas verdienen, dass er nicht einmal gerne macht. Ich fand ihn wirklich toll, da ich persönlich solche "Träumer" liebe, nicht so selbstsüchtig und egoistisch.
Auch Charles ist etwas besonderes. Im Laufe der Geschichte zeigt er große Gefühle und man erfährt seine Geschichte. Bei all dem was er erlebt hat, ist er ein wahrer Kämpfer und hat sich durchgeschlagen.
Nur mit Shona hatte ich so meine Probleme. Oft konnte man einfach ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Wen liebt sie nun? Warum tut sie das? Mit ihr bin ich leider nicht richtig warm geworden, aber vielleicht waren wir einfach zu unterschiedlich.
Leider hat sich die ganze Story etwas in die Länge gezogen. Man erfährt viel über das Fischerleben, die Leute im Dorf und den Versuch des Baues einer Flugmaschine. Fand ich oft etwas öde und musste mich am Anfang etwas durch das Buch quälen. Mir hätte etwas mehr Liebesgeschichte und Spannung besser gefallen. Am Ende wurde das Buch jedoch noch total schön und die zweite Hälfte habe ich an einem Abend fertig gelesen.
Fazit: Schönes Buch, dass einen in eine andere Welt entführt, jedoch mit einigen Schwachstellen. Eine teilweise etwas schwierige Sprache (an anderen Stellen jedoch umso toller) und die langweiligen Passagen über das Fischen haben mir doch ein wenig die Charaktere und die Atmosphäre versaut. Trotzdem zu empfehlen, macht euch einfach ein eigenes Bild. Schaden kann es jedenfalls nicht!