Rezension zu "Erbgut. Was von meiner Mutter bleibt" von Marlen Hobrack
Ab der ersten Seite fand ich die gehobene und kultivierte Sprache sehr angenehm und ansprechend. Trotz eigener Betroffenheit ist es der Autorin sehr gut gelungen, die Situation intelligent und neutral zu analysieren sowie eine überzeugende Struktur für das Buch zu finden. Jedes Kapitel behandelt ein anderes Thema und liest sich wie ein Essay mit den dazugehörigen Fußnoten, Verweisen und Rechercheergebnissen. Das Hintergrundwissen stammt aus verschiedenen Disziplinen, so z. B. aus dem psychologischem, medizinischen und soziologischen Bereich. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass hier ein Trauerfall oder Erbe mit unerwartet negativer Überraschung sehr nachvollziehbar beschrieben wird. Für mich war es bewegend und total auf den Punkt. Auch die geschilderten Emotionen und Erfahrungen sind sehr authentisch. Als eine Art Trauma-Bewältigung darüber zu schreiben fand ich absolut glaubwürdig, ebenso wie die damit verbundenen geschilderten, widerstreitenden Emotionen und man kann der Autorin zu diesem Mut, zu ihrer Stärke und zu diesem Buch gratulieren.