Rezension zu "Schrödingers Grrrl" von Marlen Hobrack
In "Schrödingers Grrrl" spielt die Autorin mit dem aktuellen Trend der Autofiktion. Die Hauptfigur Mara ähnelt namenstechnisch der Autorin Marlen Hobrack und soll innerhalb der Geschichte die Autorin eines pseudo-autofiktionalen Werkes, das eigentlich ein älterer Mann geschrieben hat, verkörpern. Aus Mangel an eigenen Perspektiven und Geld willigt sie ein und stellt ihr Gesicht und ihre Person für den Deal zur Verfügung. Die Rechnung geht auf, das Buch wird zum Erfolg.
Diese Thematik und die Einblicke in den Literaturbetrieb machen Spaß zu lesen. Leider werden diese Passagen aber mitunter sehr kurz abgehandelt. Mara absolviert Lesungen ohne weitere Erläuterungen, wobei sie eigentlich schon der Gang zum Einkaufen oder das Säubern des Futternapfes für den Kater überfordern. Sie ist eine Meisterin des Prokrastinierens, schafft es aber dennoch, Kleidung zu bestellen und regelmäßig Fotos von sich auf Instagram zu posten. Eine moderne Figur, die ich durchaus interessant finde und gerne ausführlicher erzählt bekommen hätte.
So wird auch gerade die große Grundidee der Erzählung nicht genug ausgearbeitet. Vielmehr wird der Schwerpunkt auf Alltagshürden, prekäre Lebenssituation und Liebeskummer der Protagonistin gelegt. Das wäre nicht störend, wenn nicht gerade die wesentlichen Passagen so rasch abgehandelt werden würden.
Maras Haltung gegenüber dem Literaturbetrieb ist auf jeden Fall herrlich gleichgültig. Um aber wirklich eine Diskussion anzuregen, müsste der Text bissiger und schärfer sein. Schade, ich hätte der Autorin ein kritischeres Lektorat gewünscht, mit dem man sich vielleicht sogar getraut hätte, das Ganze noch mehr auf die Spitze zu treiben und die Grenzen zwischen Autorin und Werk noch mehr zu verwischen.