Rezension zu "»Ich bin nicht aufbrausend. Ich habe nur eine kürzere Reaktion auf Bullshit.« Elizabeth Taylor" von Marta Breen
Bellis-PerennisMarta Breen ist eine norwegische Autorin und Journalistin und hat sich in diesem Buch mit einem Thema beschäftigt, das vielleicht nicht gar so präsent ist. Sie stellt sich und uns die folgende Frage:
Wieso zitieren wir fast ausschließlich kluge oder weniger kluge, dafür reißerische Sprüche von Männern? Wo sind die Bonmots der Frauen?
Für dieses Buch hat sie zahlreiche klassische Zitate und Lieblingssätze bekannter Frauen gesammelt, die sie berühren. Sie beweist damit, dass Frauen ebenso inspirierende wie treffende Wortmeldungen abgeben (können) wie Männer.
Ein paar Beispiele gefällig?
„Das Leben ist hart genug. wenn wir beim Kampf für die Freiheit ein bisschen lachen und singen, geht alles viel leichter. Ich will nicht, dass das Licht in meinem Leben von der Dunkelheit beherrscht wird, die mich umgibt.“ (Sojourner Truth, 1797-1883, schwarze, amerikanische Bürgerrechtskämpferin)
Zwei andere Zitate wiederum lassen mich Böses für die Zukunft ahnen:
„Echte, dauerhafte Änderung erfolgt Schritt für Schritt.“ (Ruth Bader Ginsburg, 1933-2020, amerikanische Juristin und Richterin am Obersten Gerichtshof)
Ausgerechnet dieses Zitat findet Eingang in das Buch?! Wenn man die Ereignisse seit dem neuerlichen Amtsantritt von Donald Trump, der Schritt für Schritt die Demokratie in den USA aushöhlt, beobachtet, kann einem angst und bang werden.
„Vergiss nie, dass eine politische, wirtschaftliche oder religiöse Krise genügt, um die Rechte der Frau schlagartig in Gefahr zu bringen.“ (Simone de Beauvoir, 1908-1986, französische Autorin, Feministin und Philosophin). Seinen besorgten Blick braucht man nicht nach Afghanistan richten, jener nach Polen oder in die USA genügt auch. Mühsam erkämpfte Rechte für Frauen werden mit mehr oder weniger fadenscheinigen Argumenten hintertrieben.
Beim Lesen sind mir mehrere Dinge aufgefallen:
Erstens beginnt ihre feministische Zeitrechnung vor ca. 150 Jahren, also rund um 1875. Das ist für mich viel zu knapp bemessen. Es gibt ja zahlreiche Frauen aus vergangenen Jahrhunderten, die ebenfalls für die Recht der Frauen gekämpft haben, dabei diffamiert, verunglimpft und auch hingerichtet worden sind. Auch von diesen frühen Feministinnen, wie z. B. von Olympe de Gouges (1748-1793) gibt es überlieferte Zitate. So schreibt und verkündet sie in ihrer Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin (1791):
„Die Frau hat das Recht, das Schafott zu besteigen. Gleichermaßen muss ihr das Recht zugestanden werden, eine Rednertribüne zu besteigen.“
Die Rednerbühne wird ihr verweigert, das Schafott nicht. Sie wird 1793 hingerichtet.
Zweitens ist die Mehrzahl der gesammelten Zitate von skandinavischen Frauen (Heimvorteil?).
Drittens wirken manche Zitate aus dem Zusammenhang gerissen.
„Ich verstehe nicht, warum etwas glaubwürdiger sein sein soll, nur weil es langweilig erzählt wird.“ (Fernanda Nissen, 1862-1920, norwegische Autorin und Politikerin). Bei diesem Zitat erschließt sich mir der feministische Konnex nicht wirklich.
Zudem wäre eine Zeitangabe zu den Zitaten wünschenswert, um sie im historischen Kontext lesen und beurteilen zu können. Frauen werden per se nicht als Feministinnen geboren und manchmal verändern sich deren Lebensumstände, so dass je nach Lebensphase ihr Engagement unterschiedlich ausfällt.
Im Anhang findet sich die Liste der zitierten Frauen. Da lässt sich bestimmt noch Literatur ableiten.
Fazit:
Die eingangs gestellte Frage, warum wir fast ausschließlich kluge oder weniger kluge, dafür reißerische Sprüche von Männern zitieren, wird meiner Meinung nach nicht schlüssig beantwortet. Da braucht es vielleicht noch die eine der andere Untersuchung. 3 Sterne.