Ein Familienroman von der Jahrhundertwende bis in die Zwanziger Jahre, aber keine Buddenbrooks, obwohl auch hier die Familie dem Untergang zueilt. Hier nicht mit vererbten schlechten Zähnen wie bei Thomas Mann, sondern mit Wucherungen in der Nase und Sehbehinderungen. Auch eine moderne Hiobsgeschichte mit viel weiblichem Personal. Erstmals 1931 erschienen.
Der älteste Sohn Franz gaukelt seiner alten Mutter vor, das heruntergekommene Wiener Mietshaus sei eine sichere Geldanlage – ein Betrug, denn es ist in einem „polizeiwidrigen Bauzustand“. Ein Schwindel, der den nächsten beiden Generationen der Familie den Weg in den Untergang weist. Im Vordergrund steht die Enkelgeneration, die im Glauben, einmal einen Teil der Immobilie zu erben, aufwächst und scheitert. Malwine verliert den Verlobten, als sie ohne Mitgift dasteht. „Die Liebe selber hängt dann im Herzen wie eine vertrocknete Kaktee in ihrem Töpfchen“. Die Frau kommt nicht mehr auf die Füße und stirbt. Leo, „das Lumperl“, hat sein zu erwartendes Erbe versetzt und flieht, als sein Betrug auffliegt, nach Amerika. Die männlichen Mitglieder der Familie müssen mit einem Teil ihres kärglichen Lohns die Schulden zu tilgen versuchen. Ernst verliebt sich in eine Krankenschwester. Als die schwanger wird und Geld für eine Abtreibung braucht, unterschlägt er in seiner Verzweiflung das Geld seines Vorgesetzten und ertränkt sich in der Donau. Olga heiratet im achten Monat schwanger einen größenwahnsinnigen Musiker. „Er schreckt, er quält, er martert sie. […] Aber sie wartet immer, je größer die Qual wird, desto höher steigert sie ihre Seele in der Erwartung.“ Ihr Kind muss sie auf seinen Wunsch hin zu Bauersleuten aufs Land geben. Als ihr Mann sich umbringt, kehrt sie völlig verarmt in den Schoß der Familie zurück. Und Fritzi versucht Wiedergutmachung an der Familie zu betreiben – mit Schwindel, versteht sich. Dass auch sie scheitern muss, ist klar. Am Ende werden wir dann doch noch irgendwie erlöst – beinahe biblisch.
Marta Karlweis erzählt die Geschichte mit Tempo und oft expressionistischem Furor. Eine Entdeckung! (Ein beiliegender Stammbaum der Familie wäre hilfreich gewesen.)