Rezension zu "Frau Friese und der Fenstersturz" von Martha Bull
Frau Friese ist etwas über 70 Jahre alt und eigentlich erwartet sie von ihrem Leben nicht mehr viel. Seit sie vor einen halben Jahr auch noch mit dem Rad gestürzt ist und sich das Bein verletzt hat, sitzt sie zumeist nur noch in ihrer kleinen Wohnung, ausgerechnet auch noch im 3. Stockwerk, wo ihr doch gerade die vielen Treppen in ihrem Alter ein Problem sind. Familie und Freunde hat sie nicht, viel schlafen braucht sie nicht und so sitzt sie die meiste Zeit in ihren Sessel am Fenster und beobachtet das Treiben in ihrer Straße vor dem Haus.
Eines frühen Morgens beobachtet sie vom Küchenfenster aus, wie ein junger Mann im Haus gegenüber aus dem Fenster gestoßen wird. Sie kann den Täter zwar sehen, kennt ihn aber nicht.
Da sie kein Licht an gemacht hatte, kann der Täter sie nicht sehen. Natürlich meldet sie den Vorfall bei der Polizei aber diese glaubt ihr nicht, da im Innenhof keine Leiche zu finden ist und auch sonst keine Spuren bei den Regen zu finden sind.
Für die Beamten ist schnell klar, dass Frau Friese eine senile, alte Frau ist und damit ist die Sache für sie schnell erledigt.
Nachdem die beiden Polizisten gegangen sind kommen Frau Friese erste Zweifel, Einbildung oder Wirklichkeit.
Sie beschließt der Sache selbst auf den Grund zu gehen, in dem sie zuerst einmal herausfinden möchte, wie der junge Mann heißt und ob er in seiner Wohnung wieder auftaucht.
Ohne es zu wollen gerät Frau Friese dabei an eine Dealerbande, die auch vor Mord nicht zurückschrecken.
Geschrieben ist das Buch in der 1. Person, Waltraud Friese erzählt nicht nur was sie erlebt, sondern auch in sehr witziger Weise was sie dazu denkt.
Frau Friese und der Fenstersturz ist nicht nur ein Reginalkrimi sonder beinhaltet soziale Aspekte, die einen sehr nachdenklich machen.
Ältere Menschen in unserer Gesellschaft und vor allem deren Umgang mit ihnen. Sehr deutlich wird uns vor Augen gehalten, das älteren Menschen zwar oftmals körperlich nicht so agil sind, geistig aber durchaus. Von der Gesellschaft in die Schublade, alt gleich debil gesteckt werden.
„ Wer achtet schon auf eine alte Frau, die durch die Straßen läuft“ ist dabei einer der Sätze die einen zu denken geben.
Marta Bull gibt in Frau Friese und der Fenstersturz diesen vergessenen Frauen eine Stimme und man sollte auf Frau Friese achten, aber nicht nur auf sie, das ist die Information die rüberkommt und einen nachdenklich werden lässt.
Andererseits zeigt es aber auch diesen Frauen, dass es auch einen Weg gibt, einer scheinbar ausweglosen Situation zu entfliehen, man muss sich nur aufraffen und selbst tätig werden.
Frau Friese und der Fenstersturz von Martha Bull ist eine etwas andere Art von Krimi, der sehr witzig, spannend geschrieben ist und zum nachdenken anregt.
Von mir eine klare Leseempfehlung.