Rezension zu "Die den Wind säen" von Martha Dodd
Martha Dodd ist die Tochter des amerikanischen Historikers und US-Botschafters (1933-1938) in Berlin William Edward Dodd. Ihr Roman " Die den Wind säen" wurde bereits 1944 fertiggestellt und erschien erstmalig 1945 in den USA.
Mit diesem Roman versuchte die Schriftstellerin sich und ihre Landsleute in den Vereinigten Staaten eine Antwort zu geben auf all das Ungeheuerliche und Unfaßbare, das von Hitlerdeutschland aus auf die Menschheit hereingebrochen war. Sie schildert in diesem Buch das Nazireich als einen durch und durch militaristischen, von Verbrechern geführten eroberungslüsternen Staat, der die gesamte Menschheit mit Krieg und Unterdrückung überzogen hat.
Beim Hauptprotagonisten handelt es sich zwar um eine Romangestalt, der aber die Charakterzüge tatsächlich existierender während des Nationalsozialismus aggierender Personen trägt. In Erich Landt verschmelzen Charakterzüge von Ernst Udet, General Milch und anderen Offizieren , welche überwiegend in der Luftwaffe der Nazis dienten.
Auch wenn die aggierenden Gestalten nur teilweise mit Menschen des wirklichen Lebens identisch sind, so wird der Leser doch erkennen, daß die in dem Roman geschilderten Komplotte und Ereignisse auch noch heute von bestürzender Aktualität sind. So widerspiegelt Erich Landt äußerst beeindruckend ein unter Hitler zu Macht und Ruhm aufgestiegenen Günstling und Nutznießer des Naziregimes und wurde als Offizier zum Opfer seines Ehrgeizes und jämmerlichen Opportunismus. Der äußere Aufstieg geht Hand in Hand mit seinem inneren Verfall. Wer z.b. auch Klaus Manns Roman " Mephisto" kennt und gelesen hat, wird merken. dass das Schicksal des Schauspielers in Deutschland vor und nach 1933 sich in den Stationen der Selbstaufgabe, der seelischen Entartung und des moralischen Niedergangs des Helden kaum von denen Erich Landts unterscheidet. Hier wie dort agieren Göring und Goebbels als dekorative Nebengestalten, die mit ihrer Erscheinung und ihrem Gehabe groteske Gestalten des nazistischen Reiches verkörpern. Wer sich in den Bannkreis dieser Gestalten begibt, verliert sein menschliches Antlitz. Der Luftclown Landt hier, der Komödiant Höfgen dort, sie tanzen am Ende nach der gleichen Pfeife, Marionetten in den Händen von Kriegsverbrechern , die vorgeben, Geschichte machen zu wollen.
Wegen ihrer fortschrittlichen, antifaschistischen Gesinnung wurde die Schriftstellerin nach 1945 in ihrer Heimat in zunehmenden Maße angegriffen und verfolgt. Sie emigrierte 1953 nach Mexiko und ging 1957 in die Tschechoslowakei, wo sie eine neue Heimat fand.
Fazit: Trotz der vielen Jahre seit der Erstveröffentlichung dieses Romans hat dieser bis heute nichts an seiner Aktualität verloren. Auch in unserer heutigen Zeit gibt es noch genügend Speichellecker , die alles täten um ihrer Karriere Willen den Machthabern in jeweder Form untertänigst zu dienen, nur um ein Stück Macht zu kosten. Sehr lesenswert.