Cover des Buches Inspektor Jury und die Frau in Rot (ISBN: 9783442314010)
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Rezension zu Inspektor Jury und die Frau in Rot von Martha Grimes

Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

von Havers vor 8 Jahren

Rezension

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Haversvor 8 Jahren

Nach „All die schönen Toten“, dem 2010 erschienenen Kriminalroman mit Inspektor Richard Jury, hatte ich mich eigentlich dafür entschieden, die Reihe nicht mehr weiter zu verfolgen. Die Story war uninspiriert, das Personal lieblos gezeichnet, die Luft war raus. Aber alte Bekannte lässt man nicht so einfach ziehen, und so habe ich mit Interesse die Kritiken nach dem Erscheinen von „Vertigo 42“, so der Originaltitel des vor kurzem in der deutschen Übersetzung erschienenen „Inspektor Jury und die Frau in Rot“, dem 23. Band mit Richard Jury, verfolgt. Nur gut, dass ich meine Meinung revidiert habe, denn offenbar hat die lange Pause der Autorin und somit auch ihrem Werk gut getan.

Jury trifft sich mit Tom Williamsson, dem Bekannten eines Freundes, in der Londoner „Vertigo 42“ Bar (Verbeugung vor Altmeister Hitchcock). Dieser bittet ihn darum, den ungeklärten Todesfall seiner Frau Tess wieder aufzurollen. Diese stürzte infolge einer Schwindelattacke vor vielen Jahren zu Tode, so die offizielle Version. Doch es bleibt ein Rest von Zweifel bei dem Witwer, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist, da seine verstorbene Frau in den tragischen Unfalltod eines Mädchens bei einer Party, die sie für die Nachbarskinder veranstaltet hatte, verwickelt war. Jury übernimmt den Fall, und um sich von den Gegebenheiten vor Ort zu überzeugen, macht er sich auf den Weg nach Devon. Aber nicht, ohne vorher bei seinem alten Freund Melrose Plant auf Ardry End vorbeizuschauen. Und auch dort gibt es einen seltsamen Todesfall. Eine junge Frau, gekleidet in eine rote Designerrobe, wird in der Nähe des Landsitzes am Fuße eines Turms tot aufgefunden. Ein Fall für den Amateurdetektiv Plant, natürlich mit der Unterstützung seines Freundes Jury…

Im vorliegenden Kriminalroman sind es miteinander verwobenen Fälle, wobei die Todesfälle der Vergangenheit ihre Auswirkungen bis in die Gegenwart zeigen und Richard Jury beschäftigen. Und wie so oft geht es um verhängnisvolle Beziehungen, um Freundschaft, um Liebe und um Hass.

Martha Grimes schreibt britische Cozy-Krimis in Reinkultur à la Agatha Christie, die sie mit den entsprechenden „Zutaten“ entsprechend aufpeppt. Exzentrische Figuren, der typische schräge Humor, die englischen Rituale – dies alles macht aus dem vorliegenden Roman eine höchst unterhaltsame Lektüre, bei der der Leser auch die eine oder andere Ungereimtheit im Handlungsaufbau verzeiht. Allerdings würde ich mir wünschen, dass die Autorin zukünftig nicht nur mit den bekannten Versatzstücken arbeitet, sondern auch neue Ideen einbringt, damit ein frischer Wind durch ihre Krimis weht. Denn irgendwann ist auch das erfolgreichste Pferd tot geritten.

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