Rezension zu "Macht und Mythos - Die Habsburger" von Martha Schad
Als eine der berühmtesten und zugleich mächtigsten Dynastien Europas kann das Haus Habsburg – wie kein anderes europäisches Adelsgeschlecht – auf eine sehr lange Herrschaftsdauer zurückblicken. Somit durften die Habsburger in der Sammleredition 'Macht und Mythos – Die großen Dynastien', herausgegeben von der Biographin Martha Schad, natürlich nicht fehlen.
Das liebevoll gestaltete Buch bietet eine gute, sowie informative Gesamtübersicht und gliedert sich in folgende Kapitel:
•Einleitung
Hier wird der Mythos des Hauses Habsburg, deren Mitglieder jahrhundertelang als beinahe überirdische Wesen angesehen wurden, voller Glanz und Tragik kurz erläutert.
•Anfänge und Aufstieg
Dieses Kapitel widmet sich den Umständen, wie das anfangs kleine Grafengeschlecht zur mächtigsten Dynastie Europas aufsteigen konnte – beginnend mit dem Bau der „Habichtsburg“ um 1012 von Graf Ratbod und der Gründung der habsburgischen Hausmacht. Es erklärt die Verwicklungen der Habsburger mit den dynastischen Rivalen bezüglich der Königswahl und thematisiert sowohl die Heiratspolitik als auch die durch Bruderzwiste hervorgerufenen Erbteilungen. Besonders Augenmerk wird hierbei auf den römisch-deutschen König Rudolf I., Kaiser Friedrich III., der sich als letzter deutsche König vom Papst in Rom krönen ließ, und Kaiser Maximilian I., dessen Leidenschaft für Ritterturniere eine Extra-Doppelseite eingeräumt wird, gerichtet. Auch werden die Herrschaftszeichen auf einer Doppelseite mit kommentierten Bildern präsentiert. Übersicht über das damalige Zeitgeschehen bietet eine Zeittafel von 950 bis 1519 mit tabellarischer Einteilung: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Kultur und Religion, Wissenschaft und Technik.
•Glanz und Elend
In diesem Kapitel erfährt der Leser etwas über Kaiser Karls V. Weltreich, die Teilung der Dynastie (hier werden ebenfalls der Dreißigjährige Krieg, die Türkenkriege und der spanische Erbfolgekrieg zusammenfassend erläutert), Maria Theresias Zeitalter, die Anfänger der Donaumonarchie und das Habsburgerreich unter Franz Joseph I. Außerdem wird hier Kaiser Rudolfs II. Hang zu Geheimwissenschaften, was dazu führte, dass manche ihn zeitlebens für geisteskrank hielten, eine Doppelseite gewidmet. Die wie oben eingeteilte Zeittafel erstreckt sich hierbei von 1519 bis 1918.
•Die Habsburger nach 1918
Dieses Kapitel gibt Aufschluss vom Ende der Monarchie, wie die Kaiserfamilie im Exil lebte, gibt Auskunft über den Faschismus und Legitimismus in Österreich, sowie über die Rückkehr der Familie in die Politik und über die heutigen Mitglieder des ehemaligen Herrscherhauses. Eine bildreiche Doppelseite informiert knapp über die Darstellung der Habsburger im österreichischen Film; die andere Doppelseite wiederum widmet sich der k.u.k Nostalgie im heutigen Wien.
•Die private Welt
Zu guter Letzt werden das Leben und der Alltag mit seinem höfischen Zeremoniell am Wiener Hof, die Interessen einzelner Mitglieder (wie beispielsweise das Reisen oder die Jagd), sowie die Erziehung der Kaiserkinder durchleuchtet und sogar die Themen „Tod und Begräbnis“ angeschnitten. Eine Doppelseite zeigt eindrucksvolle Aufnahmen der erhaltenen Hofmobilien.
Wie bereits erwähnt, finde ich die Aufmachung des Din A4-großen Buches sehr liebevoll gestaltet: Landkarten, zahlreiche (scharfe) Abbildungen mitsamt Kommentare, Kurzporträts (wie beispielsweise über Johanna „die Wahnsinnige“) und sogenannte „Zeitzeichen“, die Begriffe wie „Handsalbung“ oder die Habsburger Lippe näher erklären – so weit das Auge reicht. Ein Glossar, Personen- und Stichwortregister, aufklappbare Stammtafel und eine angehängte Wappenerklärung runden das Gesamtbild gut ab. Der Schreibstil ist wie gewohnt klar und verständlich.
Wer sich einen ersten Eindruck von diesem Adelsgeschlecht machen möchte, dem möchte ich diese Sammelbiographie empfehlen - aber auch Liebhabern von schmucken Büchern mit entsprechendem Interesse. Ich werde mir sicherlich noch mehr Ausgaben dieser Reihe peu á peu zulegen.