Rezension zu "Missverstehen Sie mich richtig" von Martin Buchholz
Viele seines Kalibers gibt es nicht mehr. Das liegt zum einen am Alter, das Herrn Buchholz natürlich auch nicht vom Zählen befreit und dann daran, dass es in der heutigen Kabarettszene nicht mehr so viele Handwerker gibt, die selbiges noch beherrschen. Natürlich rücken Wortakrobaten nach, Schramm, Nuhr (mit Abstrichen), Rebers und Rether und noch ein paar mehr. Aber das klassische politische Kabarett wird in der ursprünglichen Form nicht mehr ausreichend praktiziert, weil es mehr Arbeit macht, als ein paar dünne Gags und Wortspielereien auf das satte Publikum zu streuen.
Buchholz hat sich nie verbiegen lassen. Seine Gesinnung schickt er vom Herz auf die Zunge, er ist sowieso jemand, der Fragen stellen möchte und keine Antworten geben will. Auf der Bühne brilliert er mit seinen verbalen Zauberkunststücken, die er so verblüffend vorführt, dass man Mühe hat, auch alle Inhalte zu verarbeiten. Ein Buchholz-Programm im Publikum zu verfolgen kann Schwerarbeit sein (nein, Herr Autor, ich habe mir "Schwerst" erspart und beweise somit Lernfähigkeit). Seine Pointen sind spitzfindig und virtuos verpackt. Er jongliert sehr gerne mit Herleitungen von Begriffen und das mit einer Logik, die man erst mal auf die Schnelle begreifen muss, denn die Logik ist so manches Mal seine eigene.
Da ist es nun gut, dass man einiges nochmal nachlesen kann, denn Buchholz ist ein eifriger Schreiber und veröffentlicht sehr fleißig. Dieses satirische Lexikon ist ein weiteres Highlight in seinem Schaffen und strotzt nur so vor wortverliebter Kraft und hinterlistiger Bosheit, die aber immer ins Schwarze trifft. Dafür sei einem der ältesten noch tätigen "echten" Politkabarettisten gedankt und wir alle freuen uns auf noch viele Programme und Bücher, in dem man nachlesen Kann, wie die Dinge in diesem Leben funktionieren. Hellsicht für alle! In diesem Sinne: Geht! Lesen! Geht! Denken!