‚Wie machen das die Leute aus Gaza denn, wenn sie rauswollen? - Ah, die kommen nie raus? - Ja, dann...‘ (Seite 28)
Guy Delisle verbringt ein Jahr in Palästina/Israel, da seine Frau für eine NGO arbeitet.
Die Familie kommt in Ost-Jerusalem unter, Delisles Frau reist täglich in den Gazastreifen, wo sie für Ärzte ohne Grenzen tätig ist. Delisle kümmert sich um die gemeinsamen Kinder und widmet sich dem Zeichnen.
Delisle berichtet vom Leben in Jerusalem, von Ausflügen, von Checkpoints, Tränengas, Intifada, Siedlungspolitik, Religionen, Sehenswürdigkeiten, Politik, Geschichte, Kultur.
Ich liebe Graphic Novels und habe mich schon sehr viel mit Palästina beschäftigt. Von Delisle hatte ich bislang noch nichts gelesen, noch während der Lektüre von ‚Aufzeichnungen aus Jerusalem‘ jedoch gleich weitere Graphic Novels von Delisle bestellt.
Delisle zeigt in seiner Graphic Novel, die bereits 2012 erschienen ist, sehr deutlich, dass die Unterdrückung des palästinensischen Volkes kein neues Phänomen ist, sondern bereits seit Jahrzehnten besteht. Er erzählt dabei von Apartheid, von Willkür, von Bombardierungen, von Schikane, von Entwürdigung, von Benachteiligung, von Zwangsräumungen, von Gewalt und Gegengewalt.
Da ich mich schon sehr viel und schon sehr lange mit dem Nahostkonflikt befasst habe, waren mir die meisten der von Delisle erwähnten Facetten des Konflikts bereits bekannt. Ich finde seine Zusammenstellung, seine Beobachtungen, sein Einnehmen verschiedener Blickwinkel sehr gelungen, er ermöglicht gute Einblicke in diesen Konflikt, zeigt dabei durchaus beide Seiten.
Die Zeichnungen sind sehr gelungen, sind bisweilen ganz minimalistisch, z.B. bei manchen Gesichtern, manchmal sehr detailreich. Stets haben sie mich mitgenommen nach Palästina/Israel, stets sind die Zeichnungen stimmungsvoll und fangen die beschriebenen Episoden gut ein.
Martin Budde
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Elender Krieg 1914 - 1919
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»Sticheleien« ist ein kurzes Comicerlebnis von Satrapi, was mein Highlight »Persepolis« um noch einen kleinen Zusatzeinblick in den Alltag der Frauen in Teheran ergänzt. Bei einer Tasse Tee kommen Marjane und einige Frauen aus dem Familien- und Freundeskreis zusammen und erzählen sich Geschichten. Teils von sich selbst, teils von Frauen, die sie kennen. Sie erzählen frei heraus und scheren sich nicht um Unannehmlichkeiten. Der Comic ist humorvoll und ich war froh noch mehr von Oma und ihren sarkastischen Bemerkungen zu lesen. Der Witz wird stark von Satrapis Zeichenstil unterstützt, der sich wie auch bei »Persepolis« klar aufs Erzählen an sich fokussiert. Es ist nicht mit ihrem Vorgängerwerk zu vergleichen, aber das wäre sowieso der falsche Ansatz. Denn hier wird keine Lebensgeschichte erzählt, sondern hier stehen die Geschichten ganz unterschiedlicher Frauenfiguren im Vordergrund. Und das war ein großes Vergnügen!
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