Cover des Buches Gorki Park (ISBN: 9783442555338)
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Rezension zu Gorki Park von Martin Cruz Smith

Spannender Thriller in Zeiten des Kalten Kriegs

von Bellexr vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Fazit: Ein Klassiker unter den Politthrillern, absolut empfehlenswert

Rezension

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Bellexrvor 10 Jahren

Moskau im Jahr 1980: Im verschneiten Gorki Park werden drei Leichen gefunden. Chefinspektor Arkadi Renko ist mit der Aufklärung beauftragt, welche sich von Beginn als äußerst schwierig erweist. Allen drei Leichen wurden die Gesichter zerstört und die Fingerkuppen entfernt, sodass sich eine Identifizierung ziemlich aufwendig gestaltet. Zwar ist der KGB auch zeitgleich am Tatort, scheint jedoch kein großes Interesse an der Aufklärung zu haben. Im Verlauf der Ermittlungen stellt sich heraus, dass einer der Toten amerikanischer Staatsbürger war und ein amerikanischer Millionär im Hintergrund seine Fäden zieht. Und je länger Arkadi Renko in dem Fall ermittelt, je tiefer wird er in ein Netz aus Intrigen und Korruption verstrickt.

Martin Cruz Smith steigt sofort mit den Fund der drei Leichen in seinen Politthriller ein und schon fühlt man sich in der Zeit um 30 Jahre zurückversetzt. Problemlos gelingt es dem Autor seinen Lesern die Sowjetunion in den frühen 1980er Jahren vor Augen zu führen. Korruption, Bespitzelung und linientreue Genossen wohin man schaut, ohne Parteibuch geht gar nichts. Der KGB scheint überall seine Fäden zu ziehen, niemanden kann man trauen, jeder scheint käuflich, alles nur eine Frage des Preises. In diesem Sumpf wirkt der melancholische Arkadi Renko fast wie ein Fremdkörper. Unbeirrt und vor allem unbestechlich leitet er seine Ermittlungen, während die Intrigen und Verbrechen um ihn herum immer mehr zunehmen. Und je näher Renko der Wahrheit kommt, die ihn auch nach Leningrad und in die USA führen, umso mehr setzt er dabei sein eigenes Leben aufs Spiel.

Zwar ebbt die Spannung nach dem Fund im Gorki Park zeitweise etwas ab, aber Martin Cruz Smith gelingt es mühelos, seinen Politthriller absolut packend und äußerst wendungsreich zu erzählen. Geschickt und hervorragend recherchiert lässt der Autor die politische Lage der Sowjetunion, wie auch das Alltagsleben und die russische Kultur in seine Geschichte mit einfließen. Und auch das Motiv für die Morde, in die zu einem späteren Zeitpunkt auch noch das FBI mit involviert sein wird, befasst sich ebenfalls mit einem typisch russischen Thema. In einem mitreißenden Schreibstil voller Tiefgang, der oft auch sehr nachdenklich daherkommt und atmosphärisch dicht die Geschichte vermittelt, erzählt Martin Cruz Smith einen Politthriller, bei dem man keinem der handelnden Personen trauen kann.

Anders sieht es da nur bei Arkadi Renko aus. Dieser ist tief mit seinem Land verwurzelt, nicht aber unbedingt mit dem Kommunismus. So hat er natürlich auch ein Parteibuch, doch an Parteitreffen nimmt er nicht teil, was nicht gerade seiner Karriere dienlich ist. Als Sohn eines ranghohen Generals hat er es nur zu einem einfachen Ermittler bei der Polizei geschafft, der Weg zum KGB ist ihm verwehrt und somit ist Renko eine Schande für seinen Vater. Seine Ehe zur ehrgeizigen Sonja ist nicht nur an seinem politischen Desinteresse gescheitert, diese war von Anfang an eher eine Zweckgemeinschaft. Doch auch Irina, welche Arkadi im Verlauf der Ermittlungen kennenlernt und in die sich der Polizist verliebt, scheint ihn nur für ihre Ziele zu benutzen.

Fazit: Ein Klassiker unter den Politthrillern, absolut empfehlenswert

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