Eins vorweg: Friedenreich ist nicht vergessen. In zahlreichen Publikationen taucht er mittlerweile auf und findet seinen berechtigten Platz in der Fußballhistorie, und auch ein superber Dokumentarfilm über ihn wurde vor einigen Jahren veröffentlicht. An die Berühmtheit eines Maradona, Pelé oder Garrincha wird er vermutlich auch nicht durch die Veröffentlichung dieses Buches heran reichen, da die Literatur des Werkstatt-Verlags wahrscheinlich nur von einer zu kleinen Zielgruppe gelesen wird. Nichtsdestotrotz hat diese Biografie ihre Berechtigung und war mehr als überfällig. Sie erzählt von Friedenreichs Karrierebeginn im vorletzten Jahrhundert bis hin zum Star, der trotz allem immer wieder mit offenem und versteckten Rassismus zu kämpfen hatte, was auch hier oft thematisiert wird. Neben der geradlinigen Lebensgeschichte gibt es zudem zahlreiche Anekdoten, die es bisher noch nicht in die Öffentlichkeit geschafft hatten, auch mit 2-3 Legenden wird sich wissenschaftlich befasst. Das alles ist kurzweilig zu lesen, und man ist mit dem Buch darüber hinaus sehr schnell durch, da der eigentliche Inhalt nur 110 Seiten umfasst. Als störend empfinde ich dagegen manche unangekündigten Zeitsprünge, die mich an einigen Stellen verwirrt haben. Auch in Sachen Schreibstil ist man aus dem Hause Werkstatt Besseres gewohnt, hier fielen mir oftmals besonders kurze Sätze auf, so dass sich das Buch an einigen Stellen - zumindest sprachlich - wie ein Aufsatz eines Viertklässlers las. Zudem fehlt mir persönlich an einigen Stellen etwas Tiefgang, was aber aufgrund der Quellenlage vermutlich gar nicht anders machbar war. Insgesamt würde ich hierfür 3,5 Sterne vergeben, aber ich ziehe noch einen halben ab, nämlich aufgrund des Preises. Für 110 Seiten Text sind 16,90 Euro einfach zu fett – trotz Harteinband. Schade, aber man hätte hier Einiges besser machen können.
Rezension zu "Friedenreich" von Martin Curi