Sprache:
- parataktisch und reich an mündlicher Rede -> gut verständlich
- auch die (zahlreichen) Gedanken der Maus in Anführungszeichen gesetzt, das irritiert beim ersten Vorlesen möglicherweise etwas (allerdings sind "echte" verbale Äußerungen durch eine größere Schrift deutlich hervorgehoben, was das Textbild insgesamt etwas unruhig wirken lässt, aber insgesamt doch eine Abgrenzung zwischen Gesprochenem und Gedachten ermöglicht)
Inhalt:
- Maus dient als Protagonist und Identifikationsfigur, Fuchs als Bedrohung von außen -> Hier fehlt mir ein bisschen das Tertium Comparationis: Während die Maus natürlicherweise durch den Fuchs bedroht ist, weil er ihr Fressfeind ist, sind es bei Kindern eher andere Kinder oder größere Menschen, die potentiell bedrohlich werden können - müssten hier also durch andere Mäuse dargestellt werden, damit der Vergleich nicht hinkt und es leichter verständlich wäre.
- Insgesamt handelt es sich um eine einzige Begegnung, bei der die Maus zunehmend aggressiv vom Fuchs bedrängt wird, dabei steht die "pädagogische Lehre" deutlich im Vordergrund, wird also keine große Geschichte im eigentlichen Sinne erzählt. Das ist aber insofern gut, als es dadurch sehr variabel und schnell einsetzbar ist bzw. als gute Grundlage für die vertiefende Arbeit zum Thema Neinsagen dienen kann.
- Nachdem die Maus den Fuchs deutlich zurückgewiesen hat, sieht man sie auf der nächsten Seite weglaufen und der Fuchs wird von einem Bären angesprochen. Es deutet sich an, dass nun er in der Position des Bedrängten sein wird. Dieses Ende hätte für mich nicht sein müssen. Ich hätte es konsequenter gefunden, wenn deutlicher gezeigt worden wäre, dass das sehr deutliche "Nein!" der Maus (und nicht das Auftauchen eines Bären) verantwortlich dafür war, dass der Fuchs (zumindest kurz verdattert sitzen bleibt, sodass die Maus erhobenen Hauptes gehen kann und sich nicht nur schnell davonstehlen muss. Oder, auch möglich, aber vielleicht auch etwas zu viel verlangt: dass der Fuchs beginnt, seine Grenzüberschreitung zu reflektieren, indem nun das erste Mal seine Gedanken gezeigt werden. So, wie es ist, empfinde ich das Ende jedenfalls als etwas zu offen, aber das ist wohl auch einfach Geschmackssache. Auch mit dem "Bären-Ende" lässt sich sicher gewinnbringend vertiefend arbeiten.
- Pluspunkt: Wie eine solche vertiefende Auseinandersetzung aussehen kann, wird auf der letzten Seite durch Übungen und Tipps für die Lesenden aufgezeigt. Außerdem gibt es einen Link zu einer Internetseite, auf der zahlreiche Tipps für Eltern dazu zu finden sind, wie sie ihre Kinder in verschiedenen Altersklassen bestärken können und was ein kindliches Nein wann bedeuten kann.
Illustrationen:
- sehr schlicht, ohne ablenkenden Hintergrund, nur die Figuren sind abgebildet
- Der Fuchs wirkt sehr bedrohlich, was gerade für kleinere Kinder noch ziemlich gruselig sein könnte.
- Zwischendurch verschwinden sogar die Hintergrundfarben und tauchen erst beim titelgebenden "Nein heißt Nein", das den Fuchs zurückweichen lässt, wieder auf (grünes Gras und blauer Himmel) - ganz so, als ob die Maus selbst sich endlich wieder auf der Welt befindlich fühlt und nicht mehr nur der schrecklichen Situation, die sie zwischendurch voll eingenommen und "aus der Welt gerissen" hat, ausgesetzt ist - sehr schöne illustrative Untermalung des Inhalts!
Fazit: Für die - weitergehende - pädagogische Arbeit zum Thema Neinsagen sicherlich ganz gut geeignet, auch wenn ich die Protagonisten etwas falsch gewählt und das Ende nicht ganz ideal finde.