Rezension zu "Die Überfahrt" von Charles Johnson
Charles Johnson kann tiefsinnig, scharfzüngig, wortreich und stellenweise brillant sein. Leider hält er dieses Niveau nicht auf die Dauer eines Romans durch, baut hier und da etwas unpassend vulgäres ein, formuliert Gleichnisse, die eher nach einem Autor des späten zwanzigsten Jahrhunderts klingen, denn nach einem freien Sklaven von 1830, und driftet in der Handlung manchmal ins Extreme oder ins phantastisch Tranceartige ab. Vor allem der Kindesmissbrauch im zweiten Kapitel wirkt seltsam deplatziert in einer Abenteuergeschichte. Stets wenn der Schiffskapitän in Erscheinung tritt, erinnerte ich mich wieder an sein schändliches Treiben, dem kein Einhalt geboten wurde, und konnte dabei den Text nicht mehr richtig genießen. Ich weiß, das Buch und der Autor sind besser als drei Sterne, aber mir ist in der Gesamtheit betrachtet dieses Werk zu durchwachsen.