Differenzierter Ausblick zur ökologischen Modernisierung
In nun zweiter, aktualisierter und erweiteter Auflage, liegt Martin Jänickes Blick auf einen der wesentlichen Megatrends der Gegenwart und der nahen Zukunft vor. Die ökologische Modernisierung von Wirtschaft und Staat brennt auf den Nägeln. Und auch wenn das Thema der Ökologie angesichts der Verwerfungen der Finanzwirtschaft und der Eurokrise ein stückweit aus den Schlagzeilen rutscht, die Energiewende, aber auch die kleinen und großen notwendigen ökologischen Veränderungen im Wirtschaften und gesellschaftlichem Denken bleiben hoch aktuell.
Diese hohe Priorität, die Jänicke als „Megatrend“ bezeichnet, belegt er im ersten Kapitel des Buches eindrücklich an Zahlen, am hohen Wachstum der Umweltindustrie, wie auch an der starken Entwicklung der regulativen Umweltpolitik.
Eine Regulierung, bei der Jänicke „Intelligenz“ einfordert und damit den Perspektiven der ökologischen Modernisierung bereits ein Feld absteckt. Auch, indem er intensiv auf die wachsenden wirtschaftlichen Risiken für die Verursacher ökologischer Belastungen verweist. Das neue Perspektiven wissensbasiert, politisch und intelligent stattzufinden haben als vernetzte Anstrengung aller beteiligter Gruppen mitsamt Veränderungen im individuellen Denken ist argumentativ noch einmal im Buch hervorragend nachzulesen.
Vor allem das Kapitel über die „Lehren aus den Erfolgsfällen“, somit einem Verweis auf ein „Lernen aus Erfahrung“, zeigt auf, wie erneuerbare Energien, eine Politik zur Stärkung der Energieeffizienz, aber auch zunehmende Kapazitätsentwicklungen konkrete Richtungen anzeigen, in denen eine Vertiefung und ein weiteres Forschen und Ausbauen sinnvoll stattzufinden haben. Wichtig, und das betont Jänicke, ist in naher Zukunft, aus dem Wachstum des Umweltsektors ein qualitatives Wirtschaften im Sinne nachhaltigern Wirtschaftens zu generieren, wobei er Deutschland geradezu als „Experimentierfeld“ nachhaltigen Wirtschaftens ausmacht, auch wenn die Schritte nur langsam und teils mühsam erfolgen. Auch andere Vorreiterländer benennt Jänicke (Schweden, Japan, Dänemark, Finnland u.a.) und gibt so Einblick in mögliche Innovationen und, vor allem, weitere, sinnvolle und einsichtige Schritte auf dem „Weg zum Umweltstaat“ unter Benennung aktueller und neuester Entwicklungen.
Das „Umweltintegration“ ein „langfristiger und widersprüchlicher Prozess politischer Modernisierung“ ist, davor verschließt Jänicke nicht die Augen, bietet aber im Lauf des Buches fundierte und breite Beispiele, die zur Anlass zur Hoffnung geben, die Diskussion durchaus befruchten können und konkrete Wege in naher Zukunft durchaus vorzeichnen. Wege, die allerdings politisch dann auch durchgesetzt werden müssen Bis dahin, dass sich Jänickes Konstrukt eines „Umweltstaates“ als „Basisfunktion des modernen Staates“ mehr und mehr in der Praxis erkennen lässt.
Viel weniger mahnend denn motivierend liest sich Jänickes Studie. Gerade die vielfachen Verweise auf bereits gegangene und in Teilen auch geglückte Schritte helfen, eine Richtung zu erkennen, die sich lohnenswert verfolgen ließe. Wobei Jänicke natürlich nicht verschweigt, dass viele Umweltprobleme weiterhin „nicht ausreichend, nicht auf Dauer oder überhaupt nicht“ gelöst wurden.
Martin Jänicke bietet einen konstruktiven Beitrag zu einem der wesentlichen Zukunftsthemen der modernen Gesellschaft. Argumentativ überzeugend legt er seine Forderung nach einem „Umweltstaat“ dar. Das alles zwar in eher trockenem, wissenschaftlichem Stil, durchaus aber nachvollziehbar und überzeugend aufgebaut und argumentiert.
So bleibt zu hoffen, dass dieses Buch ein weiterer Baustein dazu sein wird, nicht immer das „Befristete (wirtschaftliche) zum (ständig) Vordringlichen“ zu machen und damit rein politisch rein reaktiv zu handeln, sondern durch das Setzen nachhaltiger Impulse die Prioritäten aktiv richtig zu setzen.