Rezension zu "Badenheim" von Aharon Appelfeld
Die kurze Geschichte liest sich wie ein Gedicht, in wenigen Kapiteln wird mit wenigen Worten viel gesagt. Die mehr oder weniger jüdischen Gäste lassen sich 1939 im österreichischen Badenheim zu den traditionellen Festspielen nieder und lassen es sich gutgehen. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und verändern sich im Laufe des Buches hin und wieder, je nach Situation und ganz eigenem Charakter. Ganz langsam und subtil schleicht sich Ungutes an die Gäste heran. Trotz der Inhaltsangabe meint man als Leser lange noch, es muss ja nicht unbedingt so schlimm enden wie man fast ahnt. So geht es auch den Gästen, die hören, dass plötzlich das Gesundheitsamt beschlossen hat, sie nach Polen umzusiedeln. Da sie keinen Grund dafür erkennen können, gehen sie von nichts Schlimmem aus. Die subtilen Anzeichen des Gegenteils und wie jeder damit umgeht, ist wunderbar skizziert. Man kann sich das Ganze auch gut als Theaterstück vorstellen. Selbst wenn man nichts über den Holocaust wüßte, wäre dieses Buch aufgrund des feinen, subtilen, aber doch prägnanten Schreibstils ein kleines Meisterstück (sogar als intelligente Horrorgeschichte). Im Hinblick auf die Geschichte ist die Schilderung natürlich umso erschreckender, denn erst ganz am Ende wird alles deutlich.