Cover des Buches Wut (ISBN: 9783843704564)
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Rezension zu Wut von Martin Krist

Die Unterwelt von Berlin bietet hier Zuflucht und Gefahr

von Heimfinderin vor 10 Jahren

Rezension

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Heimfinderinvor 10 Jahren
Inhalt
Im sommerheißen Berlin herrscht gerade wegen des bevorstehenden Umweltgipfels hohe Sicherheitsstufe als in einer U-Bahnstation ein grausamer Mord an einer Prostituierten und ihrem Zuhälter gemeldet wird. Kommissar Kalkbrenner findet daher schon wieder keine Zeit, sich endlich mit seiner Tochter zu treffen, was die dicke Luft zwischen ihnen nur noch verschlimmert. Dabei wäre eine richtige Aussprache mehr als fällig. Kurz darauf wird, ebenfalls in einem Tunnel, eine weitere Leiche gefunden, diesmal ein Bauarbeiter. Der Druck auf die Ermittler wächst, als ein dritter Mord geschieht, denn in der momentan sowieso schon etwas aufgeheizten Stimmung in der Stadt kann man einen Serienmörder schlecht gebrauchen.

Gleichzeitig wir der Student Leif wegen Drogenbesitzes zu einer Strafe von 60 Sozialstunden verdonnert, die den Partygänger in die Tiefen der Stadt führt, wo er einen Mitarbeiter der Obdachlosenhilfe unterstützt, die dort unten lebendenden Obdachlosen medizinisch zu versorgen. Erschüttert über den Zustand der oft kranken Menschen, die in Tunneln und Schächten vor sich hin dämmern, wird sein bisheriges Leben noch mehr auf den Kopf gestellt, als er Zeuge eines grausamen Mordes wird. Was ist los im Untergrund von Berlin?

Meine Meinung
Dieses Buch ist der erste Teil einer Thriller-Reihe mit Kommissar Kalkbrenner, einem sehr engagierten Ermittler, der sich für die Aufklärung seiner Fälle auch gerne mal mit Vorgesetzten anlegt. Man spürt sehr gut, wie wichtig ihm seine Arbeit ist, aber auch wie sehr er dadurch unter Druck gerät und er seine Familie vernachlässigt. Mit seiner Frau lebt er nicht umsonst gerade in Scheidung und seine Tochter erwartet nichts Gutes mehr von ihm, so oft wie er sie schon versetzt hat. Seine etwas ruppige Art machte es anfangs nicht so leicht, ihn zu mögen, aber mit der Zeit gefiel er mir sehr gut. Und da die mütterliche Sekretärin seines Teams schon immer zu ihm hält, kann er schließlich so schlecht nicht sein. ;)

Die Charaktere sind insgesamt sehr lebendig beschrieben. Kalkbrenners junger Assistent wirkte gegen Kalkbrenner sehr frisch und sympathisch und sorgte innerhalb des recht düsteren Szenarios für ein paar humorvolle Einschübe. Mit Kalkbrenners Tochter konnte ich sehr gut mitfühlen, während sie versucht, ein eigenständiges Leben aufzubauen. Und auch mit Leif, der durch seine Arbeit mit den Obdachlosen zum ersten Mal die Welt aus einer anderen Perspektive kennenlernt.

Die Handlung ist durchweg äußerst spannend, was noch durch die kurzen Kapitel und die damit verbundenen häufigen Perspektivwechsel verstärkt wird. Besonders interessant fand ich dabei die Szenen, die sich aus dem Blickwinkel einer anderen Person noch einmal wiederholten. Dieses Stilmittel mag ich besonders gerne.

Besonders viel Spannung wurde auch durch das Umfeld erzeugt, in dem der Thriller spielt. Berlin ist sowieso schon eine spannende Stadt, die sich hier durch den Umweltgipfel zudem noch in einer besonders angespannten Lage befand, was Kalkbrenner nicht nur mit der Tat, sondern auch mit intriganten Chefs und aufdringlichen Reportern kämpfen lässt. Überraschend war für mich aber, wie sehr die Stadt Berlin untertunnelt ist. Eine riesige Unterwelt aus Tunneln und Bunkern findet sich dort. Wer Interesse hat, kann sogar Führungen buchen, die der Verein Berliner Unterwelt e. V. anbietet (im Nachwort des Buches gibt es interessante Informationen, auch die Homepage dazu ist sehr spannend).

In diese vorhandene Unterwelt hat der Autor für seinen Thriller nun ein Szenario gesetzt, das die Obdachlosen der Stadt beherbergt. Dies wirkt so real und vorstellbar, dass allein schon dies erschreckend ist, vor allem, da Tunnelmenschen ja in einigen Städten auch vorkommen, warum also nicht auch in Berlin. Die Intensität der beschriebenen Bilder, wenn Leif dort unten hilft, die Menschen zu versorgen, ist dabei schrecklich und traurig zugleich. Und ist Kalkbrenner in den dunklen Gängen unterwegs läuft es einem gerne mal kalt den Rücken hinunter, besonders wenn man keine gute Orientierung hat.

Mir hat der Thriller sehr gut gefallen. Er bot mir sehr viel Spannung, viele Puzzleteile zum Rätseln, interessante Charaktere und gab aufgrund der dargestellten Schicksale der Obdachlosen auch viel Raum zum Nachdenken. Ich freue mich auf den nächsten Fall!
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