Cover des Buches Der Mond und das Mädchen (ISBN: 9783446209169)
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Rezension zu Der Mond und das Mädchen von Martin Mosebach

Rezension zu "Der Mond und das Mädchen" von Martin Mosebach

von Graf Zahl vor 15 Jahren

Rezension

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Graf Zahlvor 15 Jahren
Nach dem was vor und nach der Büchner-Preis-Vergabe 2007 über Martin Mosebach in den Zeitungen stand, bin ich nicht ganz vorurteilsfrei an die Lektüre dieses Buches gegangen. Kann mir ein Buch von jemandem gefallen, der so konservativ eingestellt ist, dass er für die Wiedereinführung der römischen Liturgie in der katholischen Kirche plädiert? Um es vorwegzunehmen: Ja, es kann mir gefallen. Der Plot ist eigentlich schnell zusammengefasst. Frisch verheiratetes junges Paar zieht in eine Frankfurter Wohnung und lernt dort die Tücken des Zusammenlebens erst richtig kennen. Das eigentlich Interessante an diesem Roman sind aber nicht die beiden Protagonisten, Hans und Ina, sondern die vielen kleinen Randfiguren, die sich rund um das Mietshaus scharen. Angefangen vom etwas zwielichtigen marokkanischen Hausverwalter über dem intellektuellen Nachbarpaar (er Museumsdirektor, sie Schauspielerin) bis hin zum äthiopischen Cafebetreiber. Diese Figuren werden so eindringlich beschrieben, dass man sich durchaus vorstellen kann, dass sie einem tagtäglich über den Weg laufen könnten und das trotz all ihrer durchaus skurrilen Art. Zwischendurch lässt Mosebach auch einige interessante Betrachtungen über den Alltag und den Lauf der Welt ab. Man muss nicht einer Meinung mit ihm sein, aber einige nachdenkenswerte Ansichten findet man hier schon. Ich möchte zum Schluss nochmal zur Sprache kommen. Okay, der Stil ist antiquiert und ich habe mich gefragt, warum schreibt heute noch jemand so. Aber trotzdem habe ich lange nicht mehr eine so klare und präzise Sprache in der deutschen Literatur gelesen. Aber trotzdem weigere ich mich, mich daran zu gewöhnen, dass Mosebach Sofa mit „ph“ scheibt. Alles in allem eine klare Leseempfehlung und für mich eine positive Überraschung und mal wieder die Erkenntnis, dass man nichts auf Vorurteile geben sollte.
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