Martin Schoeller

 4,6 Sterne bei 9 Bewertungen
Autor*in von Close Up, Identical und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Martin Schoeller, Dipl.Ing. ETH, führt seit über 35 Jahren die Schoeller Gruppe in München, gemeinsam mit seinem Bruder. Neben seinen Aufgaben und Mandaten innerhalb der Schoeller Gruppe ist Martin Schoeller im Landesvorstand der Bayerischen Familienunternehmer, im Kuratorium der Stiftung Initiative Mehrweg, Konsul von Togo, Mitgründer der Münchner Europakonferenz, in den Beiratsgremien von zwei Universitäten, drei Museen und zwei NGOs. - Mit seiner Agenda für Afrika stößt Martin Schoeller die Diskussion um eines der drängendsten Themen des 21. Jahrhunderts an.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Martin Schoeller

Cover des Buches Afrika First! (ISBN: 9783948272081)

Afrika First!

 (1)
Erschienen am 27.11.2020
Cover des Buches Afrika First ! (ISBN: 9783948272104)

Afrika First !

 (0)
Erschienen am 27.11.2020
Cover des Buches Close Up (ISBN: 9783832790455)

Close Up

 (4)
Erschienen am 01.04.2008
Cover des Buches Identical (ISBN: 9783832796648)

Identical

 (3)
Erschienen am 01.10.2012
Cover des Buches Close Up (ISBN: 9783832790875)

Close Up

 (1)
Erschienen am 01.04.2008
Cover des Buches Africa First! (ISBN: 9783948272159)

Africa First!

 (0)
Erschienen am 05.04.2021
Cover des Buches Africa First! (ISBN: 9783948272142)

Africa First!

 (0)
Erschienen am 05.04.2021

Neue Rezensionen zu Martin Schoeller

Cover des Buches Afrika First! (ISBN: 9783948272081)
B

Rezension zu "Afrika First!" von Martin Schoeller

Ein dringend überfälliger neuer Blick auf deutsche und europäische Wirtschaftsstrategien
BrittaRKollbergvor 3 Jahren

Selten habe ich ein Sachbuch so neugierig aufgeschlagen – und so gefesselt bis zur letzten Seite durchgelesen. Noch nie habe ich es einem anderen zum Mitlesen gegeben, ehe meine Rezension fertig war. Fünf Gründe, warum Sie es mir nachtun sollten.

1. Aha-Erlebnis: Ein wirtschafts- und sozialpolitischer Aufsatz kann spannend geschrieben, mit Zahlen verständlich illustriert und mit Verve und Empathie vorgetragen sein. Schoeller und Schönwitz sprechen als Unternehmer und Wirtschaftsjournalist aus eigener Expertise. Ihr Buch zu lesen ist ein Vergnügen, auch für Nichtökonomen.

2. Das gilt nicht für die dargestellten Fakten. Falls der Titel Sie provoziert hat – die Realitäten sind die eigentliche Provokation und absolut lesenswert. Was wir nicht wissen oder oft ausblenden, legen Schoeller und Schönwitz Detail für Detail dar: die Lage auf dem afrikanischen Kontinent anhand von Wirtschafts- und Sozialdaten, Zusammenhänge mit innereuropäischer Wirtschaftspolitik, chinesische Investitionen und ihre Wirkungen. Aber auch andere Fakten können provozieren, im positiven Sinne: nämlich die Daten jüngerer Entwicklungen in einigen afrikanischen Ländern, die Hoffnung machen, und deren Grundlagen – die es auszuweiten und zu verstetigen gilt. Das ist eine Herausforderung, die uns betrifft.

3. Schoeller und Schönwitz räumen nicht nur im Anhang mit klassischen Vor- und Pauschalurteilen über Afrika und Entwicklungs(zusammen)arbeit auf, sie machen insgesamt deutlich, dass wir uns allzu lange auf falsche Sicherheiten und Dogmen verlassen haben: Der „freie Markt“ hat Afrika nicht von Armut befreit. „Fairer Handel“ und Entwicklungshilfe alter Schule konnten den Hunger nicht besiegen. Freiwilligkeit, sagt der Unternehmer Schoeller, genügt nicht für die Umsetzung effektiver Standards. (Das gilt sicher für Reformen in Deutschland wie in afrikanischen Staaten.) Für echten Fortschritt der afrikanischen Ökonomien braucht es einen anderen Ansatz, den die Autoren en detail darlegen. Die Soziale Marktwirtschaft, soziale Sicherungssysteme und Governance-Maßnahmen spielen dabei eine Schlüsselrolle; und ihre Wirkungen werden bis nach Europa und weltweit spürbar sein. Nicht nur negative Entwicklungen (wie Fluchtbewegungen) lassen sich so bekämpfen, sondern auch positive Perspektiven aufbauen: Zusammen mit Afrika könnte Europa neue globale Spielregeln der Zusammenarbeit prägen, statt das Diktat der Bedingungen anderen Wirtschaftsgroßmächten wie China und den USA zu überlassen.

4. Die Beispiele Nachkriegsdeutschlands und Ostasiens zeigen, dass die Vision der Autoren keine Utopie ist. Nicht nur die aktuelle Lage, auch ihre Infrastruktur-Initiative haben Schoeller und Schönwitz durchgerechnet. Ihr Buch macht Mut, weil es sachlich, ökonomisch fundiert und ethisch engagiert ist. Ein Weg aus der Krise, selbst aus einer so historisch verflochtenen und lang anhaltenden, ist möglich – und er kostet vor allem ein Umdenken. „Afrika first“ bedeutet: Alle profitieren (mit).

5. Das Buch ist auch deswegen wohltuend und mutmachend, weil es ohne ideologische Grabenkämpfe auskommt und mit höchstem Pragmatismus auf das schaut, was zu tun ist. Armutsbekämpfung ist hier kein rein karitativer Zweck, sondern eine nicht diskutierbare Zielbestimmung und zugleich Kennzeichen einer gesunden Wirtschaft. Menschen müssen das, was sie produzieren, sich auch selbst leisten können – dieser Ford‘sche Grundsatz, in anderen Worten auch von Bosch überliefert, gilt für die nördliche Hemisphäre, wie er für Produzenten in Afrika gelten muss.

 

Exzellent und herrlich unideologisch geschrieben, ist „Afrika First“ eine Pflichtlektüre für alle, die wirtschaftlich, sozial, (geo)politisch interessiert, unternehmerisch tätig oder politisch verantwortlich sind. Auch einige Schwächen tun dem keinen Abbruch: So ist der Blick des Buchs auf den europäischen Status der Menschenrechte – speziell in Hinsicht auf geflüchtete und andere Immigranten, für die unter Umständen nicht Staatsbürger-, aber doch die Menschenrechte gelten – nicht so scharf wie der auf die Entwicklungen in Afrika. Dort wiederum sind der Schlüsselaspekt Bildungsinfrastruktur und die zentrale Rolle der Frauen auch für die Volkswirtschaften aus meiner Sicht zu sehr nur am Rande berührt.

Zugleich erstaunt, gerade im Kontext des viel benutzen Stichworts von der „Augenhöhe“, dass unter den Gruß- und Geleitworten kein afrikanischer Wirtschafts- oder Politikexperte zu Wort kommt und selbst in den Danksagungen nur ein einziger Impulsgeber aus Afrika namentlich erwähnt wird. Das fehlende afrikanische Barometer bzw. die mangelnde Sichtbarkeit solcher Partner ist eine schmerzhafte Lücke, umso mehr, als die Autoren Neokolonialismus und Rassismus ansprechen und ablehnen.

Dieses Manko wiegt schwer in einem sehr umkämpften Feld. Besonders für ein Buch, das ansonsten gerade deshalb so erfrischend zu lesen ist, weil es – bei klarer Analyse des aktuellen Zustands und seiner historischen Hintergründe – sich nicht an der Vergangenheit verkämpft, sondern eine Agenda für die Zukunft entwirft. Eine Agenda, die faktenbasiert, realistisch und zugleich von großen Zielen, hohen ethischen Maßstäben und Leidenschaft für die Menschen getragen ist.


Mit Dank an meinen senegalesisch- deutschen Mitleser, Cheikh Touré. 

Cover des Buches Identical (ISBN: 9783832796648)
Dr_Ms avatar

Rezension zu "Identical" von Martin Schoeller

Faszinierend
Dr_Mvor 9 Jahren

Wie unterschiedlich doch die Empfindungen beim Betrachten derselben Bilder bei verschiedenen Menschen sein können.

Im Vorwort zu diesem Bildband liest man: "Wenn man sich die Porträts von eineiigen Zwillingen anschaut, spürt man ein unbehagliches Gefühl aufsteigen. Die Natur hat hier ein perfektes Ebenbild geschaffen, und zwar von der Art, die eine Verbindung zwischen natürlicher Technologie und Science-Fiction herstellt. Durch die außergewöhnliche Ähnlichkeit eineiiger Zwillinge kommen so viele unbeantwortete Fragen an die Oberfläche."

Was man an solchen Aussagen wirklich sieht, sind lediglich die irrationalen Ängste der Autorin solcher Sätze, die mit ihnen sicher ungewollt an die Oberfläche ihrer Persönlichkeit gelangen. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, diesen Band von Porträts als Bedrohung zu empfinden. Ganz im Gegenteil. Ich spürte bei den Bildern vielmehr eine einzigartige Faszination. Man kann sie auch als Rätsel betrachten, denn natürlich ist nicht alles an Zwillingen identisch. Und man kann studieren, wie sich dies mit zunehmendem Alter ausprägt.

Ich habe mich nicht wie die Autorin des Vorworts gefragt, welche Verbindungen zwischen natürlicher Technologie und Science Fiction besteht, sondern wie man sich fühlen mag, wenn man als Kind täglich in sein Ebenbild blickt, und welche sonderbare Beziehung dadurch zwischen eineiigen Zwillingen entstehen muss. Im Buch findet man auch Porträts von eineiigen Zwillingen (oder auch Mehrlingen) verschiedenen Geschlechts. Dadurch bietet sich die einmalige Gelegenheit, zu beobachten, wie sich die Geschlechtsausprägungen im Gesicht bei identischen Voraussetzungen darbieten.

Dieser Band enthält insgesamt 51 Doppel- oder Mehrfachporträts von Zwillingen bzw. Mehrlingen, aufgenommen in der sogenannten Close-up-Technik. Dabei entstehen Nahaufnahmen, bei denen man jemanden so ins Gesicht sehen kann, wie man es sich in der Realität wahrscheinlich nicht trauen würde. Die Gesichter verharren scheinbar ausdruckslos, sodass wir nichts in ihnen lesen können. Dadurch erst wird ein Vergleich scheinbar identischer Gesichter von unseren inneren Vorurteilen und Projektionen befreit.

Martin Schoeller, der diesen Bildband mit seinen Fotografien erschuf, erklärt dies ausführlicher in seinem klugen Nachwort, das in einem herrlichen Kontrast zum Vorwort steht und dadurch die Vielfalt menschlicher Assoziationen beim Betrachten desselben Phänomens eindrucksvoll veranschaulicht.

Cover des Buches Identical (ISBN: 9783832796648)
HeikeGs avatar

Rezension zu "Identical" von Martin Schoeller

Rezension zu "Identical" von Martin Schoeller
HeikeGvor 11 Jahren

Die Faszination der Symmetrie oder Dopplereffekt
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Zwillinge faszinieren. In der Menschheitsgeschichte spielte die Idee des Individuums im Doppelpack schon immer eine große Rolle. In manchen Kulturkreisen galten sie als göttliche Wesen, in anderen wurden sie verteufelt. So zeugt zum Beispiel die Geschichte von Castor und Pollux oder Romulus und Remus von der frühen Begeisterung der Menschen für das Phänomen. In der Antike allerdings hat man Zwillingspaare für eine Perversion der Natur gehalten, was dazu führte, dass eines der beiden Neugeborenen in der Regel getötet wurde, um die Natur zurück ins Gleichgewicht zu bringen und dem Menschen, der nur Differenz begreifen kann, sein Gefühl von Einzigartigkeit zu erhalten. Auch Schriftsteller haben sich der spannenden Frage von Gleichem und doch Gegensätzlichem gewidmet, die vielleicht bekanntesten Zwillinge in der Literatur sind die Schwestern in Erich Kästners Roman "Das doppelte Lottchen".
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Martin Schoeller, der 1968 in München geborene und in Frankfurt am Main aufgewachsene, in Deutschland allerdings noch recht unbekannte New York Bewohner, zählt in den USA zu den bekanntesten jungen Fotografen. Er hat sich dem Phänomen des "Dopplereffekts" angenommen und 46 eineiige Zwillinge, zwei Drillinge und drei Vierlinge, differierend in Hautfarbe, Alter oder Geschlecht, vor seiner Linse platziert und in der ihm ganz eigenen Art abgelichtet. Close-up nennt er seine wohl reinste Form des Porträts - spektakuläre Nahaufnahmen, bei denen die Kameralinse genau auf Augenhöhe seines Gegenübers gebracht wird und weiches Neonlicht verwandt wird. Jede Falte, jede noch so kleine Sommersprosse oder Pore im Gesicht seines Gegenübers wird und bleibt auf seinen Aufnahmen sichtbar. Er fotografierte bereits zahlreiche Prominente wie Bill Clinton, Barack Obama, Angelia Jolie, Brad Pitt oder Eminem. Und nun nicht minder interessante, vielleicht sogar faszinierendere, augenscheinlich zwei (drei, vier) Versionen ein und derselben Persönlichkeit.
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Der opulente Bildband von ausgezeichneter Qualität bildet jeweils auf einer Doppelseite (bei Drillings- und Vierlingspärchen sind die Seiten zum Ausklappen) Nahaufnahmen der "synchronen" Geschwister ab, von denen eine unglaublich fesselnde Wirkung ausgeht. Scheinbar emotionslos und mit einem nahezu statischen, anscheinend nicht vorhandenen Ausdruck, schauen uns seine natürlichen "Klone der Natur" direkt in die Augen, "wodurch der Betrachter ein Gesicht lesen muss, ohne den Vorteil umfeldbedingter Fingerzeige zu haben, die wir normalerweise für unsere zwischenmenschlichen Reaktionen benutzen.", erklärt Schoeller. Ganz schnell wird dadurch sichtbar, dass die vermeintlich gleichen Versionen voneinander gänzlich unabhängig agieren und zuweilen recht deutliche Unterschiede vorhanden sind. Auch wenn diese Doppelgänger mit der gleichen genetischen Ausstattung ins Leben gestartet sind und sie sich zuweilen fast erschreckend ähnlich sehen, bewirken Umwelteinflüsse und Zufallsprozesse, dass sie doch nicht zu hundert Prozent identisch sind. Martin Schoeller zeigt uns, auch wenn man zunächst von Gleichheit und Symmetrie in der menschlichen Form ausgeht - als Einheit oder Erweiterung ihrer selbst -, völlig eigenständige Individuen, die sich im Extremfall sogar als konträr geschlechtlich herausstellen.
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"Die räumliche Nähe dieser anscheinenden Gleichheit, identisch gerahmt und durch unser Bestreben unterstütz, Muster zu erkennen und hervorzubringen, gibt uns die Chance, mit Bedacht darüber nachzudenken, wie wir ein Gesicht anschauen - unvertraut, unvergesslich, verabscheut oder bewundert.", stellt der deutsche Fotograf folgerichtig fest. Sein Wunsch, dass wir weniger schnell urteilen und dafür die zahllosen kleinen Assoziationen und feinen Unterschiede in Betracht ziehen sollten, aus denen jede dieser nonchalanten Einschätzungen besteht, geht nach dem Zuschlagen der letzten Seite dieses außergewöhnlichen, hochgradig emotionalen Buches, auch auf den Betrachter über und wirkt noch lange nach.

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