Rezension zu "Der gefesselte Riese" von Martin Schulz
Der Präsident des EU-Parlaments und mutmassliche Spitzenkandidat für die Europawahl 2014 der europäischen Sozialdemokraten legt seine Sicht der Dinge der Verfasstheit der EU und der Eurozone dar.
Man merkt an jeder Stelle des Buches, dass es sich bei Schulz um einen in jeder Hinsicht überzeugten EU-Anhänger handelt. Auch darüber hinaus ist dies anhand der Tatsache leicht feststellbar, dass er im Rahmen des EU-Parlamentes schon so ziemlich alle Funktionen innehatte, die es zu besetzen gibt, im nationalen deutschen Rahmen bei wirklich exponierten Positionen aber nie eine Rolle gespielt hat.
Er benennt die EU als einen der wichtigsten Friedens-, Freiheits- und Wohlstandsfaktoren der Geschichte. Er zählt aber auch einige Schwächen und verbesserungswürdigen Sachverhalte auf.
Als politisch Interessierten und überzeugten Europäer hat mich die Darlegung eines wirklich Sachkundigen neugierig gemacht.
Nach der Lektüre ist mein Fazit etwas ernüchtert.
Schulz' Analyse ist sicher stimmig, jedoch eine Aneinanderreihung der nun wirklich sattsam bekannten Betrachtungen, Thesen und Ausblicke aller wohlfeilen Sonntagsreden.
Ich hatte mir auch einen etwas visionäreren Ausblick erhofft.
Z. B. eine ausführliche Betrachtung der Möglichkeit von Vereinigten Staaten von Europa, was mittelfristig unausweichlich erscheint oder als Vorstufe eines Europaparlamentes mit den in jeder Hinsicht ausgestatteten Rechte eines demokratischen Parlamentes.
Kurzum, das Buch bleibt für mich zu sehr an der Oberfläche hängen. Umso unverständlicher, da Schulz durchaus einen Schreibstil hat, der es schaffen würde, den geneigten Leser für mehr Europa zu begeistern.