Rezension zu Das PARTEI-Buch von Martin Sonneborn
Rezension zu "Das Partei-Buch" von Martin Sonneborn
von LaCordeNoire
Rezension
LaCordeNoirevor 13 Jahren
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich in den letzten Jahren bei der Lektüre eines Buches zuletzt so viel gelacht habe wie beim °PARTEI-Buch". Martin Sonneborn, seines Zeichens Mitherausgeber der Satirezeitschrift Titanic, schildert, wie er mit der von ihm gegründeten Partei Die PARTEI nach der Machtübernahme in Deutschland greift und die Trennung des Landes vorantreiben will. Erste Erfahrungen sammelt die Titanic-Mannschaft schon in den 90ern, als sie ungefragt Wahlkampfhilfe für FDP, CDU und SPD bieten und mit absurden Parolen ("Mit Anstand verlieren. SPD") an ihren improvisierten Parteiständen in deutschen Innenstädten für Verwirrung sorgen. Das ist zum Teil unglaublich komisch und entlarvend. Auch der Gründungsprozess der PARTEI sowie die folgenden Wahlkämpfe und Inszenierungen werden minutiös, und immer mit Pressezitaten gespickt, geschildert. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie manche Medienvertreter auf die extrem überseriöse Fassade der PARTEI-Oberen hereinfallen und zuweilen erbost und entsetzt über die Aktionen berichtet wird. Wer Sonneborn z.B. aus der heute-show kennt (oder wie ich letztes Jahr beim Fake-Kongress in Leipzig live erlebt hat) weiß, dass er es schafft, selbst beim Äußern des allergrößten Unfugs todernst zu bleiben und das Gegenüber im Unklaren darüber zu lassen, was nun Spaß und was Ernst ist. Also so, wie gute Satire sein soll, die nicht mit dem groß angebrachten Warnhinweis "Vorsicht, Satire!" herumläuft, wie das leider allzuoft (z.B. im politschen Kabarett) geschieht. Insgesamt ein wunderbar subversives Buch, das auch dem engagierten Culture Jammer viele Anregungen bietet.