Cover des Buches Mordsgeschäfte (ISBN: 9783954000289)
martina_turbanischs avatar
Rezension zu Mordsgeschäfte von Martin Sudermann

Rezension zu "Mordsgeschäfte" von Martin Sudermann

von martina_turbanisch vor 12 Jahren

Rezension

martina_turbanischs avatar
martina_turbanischvor 12 Jahren
Was beim Lesen von Mordsgeschäfte ziemlich schnell auffällt, ist die Tatsache, dass der Klappentext recht wenig mit dem Inhalt zu tun hat. Anhand des Klappentextes habe ich einen "ganz normalen" Krimi erwartet. Die Kommissarin Schrader spielt allerdings im Buch so gut wie keine Rolle, sie erscheint ganz am Anfang kurz und taucht dann, nach einigen kurzen Gastspielen beim gemeinsamen Kaffeetrinken, auf den letzten Seiten noch einmal auf. Genauso ergeht dem armen Kerl, der in dem Brand sein Leben verlor. Was denn nun genau mir ihm passierte, was er in der Fabrik gesucht hat - so wirklich klärt sich das für mich nicht. Auch das die Geschichte im Sauerland spielt ist eigentlich völlig unerheblich, Lokalkolorit findet sich hier nicht. Der weitaus größte Teil des Buches beschäftigt sich mit Krüdewagens Recherchen zur Situation der Zwangsarbeiter in seinem Heimatort Grüneck. Er befragt die paar Zeitzeugen die es noch gibt und die bereit sind ihm Aukunft zu geben, durchstöbert Archive und reist in die Ukraine um den letzten Überlebenden der Grünecker Zwangsarbeiter zu befragen. Natürlich gerät er dabei in die Schußlinie derer, die nach der sog. Entnazifizierung schnell wieder die Leiter nach oben klettern konnten und sich ebenso schnell wieder ihre Posten und Pöstchen sichern konnten. Grundsätzlich ist dieser Teil des Buches sehr interessant und ich kann Krüdewagens, oder wohl eher Martin Sudermanns, Interesse daran nachvollziehen. Zumindest mit dem Protagonisten dieser Geschichte bin ich in etwa im selben Alter und kenne die Geschichten meiner Großeltern nach denen eigentlich niemand in der NSDAP war, zumindest nicht freiwillig, genausogut und finde sie genauso unglaubwürdig. Trotzdem habe ich einen Krimi erwartet und keine Geschichtsstunde und war deshalb schon etwas enttäuscht. Der wirklich sehr gute und flüssig lesbare Schreibstil von Martin Sudermann hat dann zwar dafür gesorgt, dass ich das Buch letztlich doch mit Interesse zu Ende gelesen habe, aber als Schulaufsatz hätte darunter am Ende ein "Thema verfehlt" gestanden. Selbst als es sich auf den letzten Seiten dann etwas zugespitzt hat, kam bei mir keine rechte Spannung auf und ich fand das Ende eher unbefriedigend. Mein Fazit: Eine interessante Geschichte über die NS-Zeit auf dem Land, aber leider kein guter Krimi. Trotzdem lässt sich das Buch gut lesen und bietet ein paar aufschlußreiche Einblicke in die jüngere Vergangenheit.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks