Cover des Buches Allmen und die Libellen (ISBN: 9783257067774)
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Rezension zu Allmen und die Libellen von Martin Suter

Rezension zu "Allmen und die Libellen" von Martin Suter

von Julietta271080 vor 13 Jahren

Rezension

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Julietta271080vor 13 Jahren
Johann Friedrich von Allmen ist ein Dandy: Gebildet, Mann von Welt, Genußmensch, Privatier. Sein Vater war noch Landwirt, der seinen Grund gewinnbringend veräußerte und seitdem äußerst erfolgreich mit Landstücken spekulierte. Aufstrebend in eine höhere gesellschaftliche Welt, ermöglichte er seinem Sohn eine umfangreiche Bildung in den renommiertesten Schulen, sowie ein Luxusleben rund um die Welt. Nach dem verfrühten Tod des Vaters ändert Allmen nichts an seinem Lebensstil und verpraßt das Vermögen des Vaters. Nun ist er so gut wie mittellos und lebt mehr oder minder von der Hand in den Mund. Aber der äußere Schein muß unbedingt gewahrt werden. Das gesellschaftliche Prädikat der Bonität ist von Allmen eklatant wichtig. Nichts, aber auch nichts darf dieses und seinen Ruf gefährden. Nur leider häufen sich die Schulden und ein Gläubiger will sich nicht länger vertrösten lassen. Peu à peu veräußert er seine letzten Habseligkeiten bei einem sehr diskreten Antiquar Jack Tanner. Mittlerweile scheut er sogar nicht davor zurück, interessante Kunstobjekte aus kleinen Antiquitätsläden aus dem weiteren Umland zu entwenden, um sie gewinnbringend zu verkaufen. Da nimmt das Schicksal seinen Lauf, indem es von Allmen die Wege von Jojo, Tochter eines Millionärs und Kunstsammlers, kreuzen läßt. Diese verführt ihn sehr rabiat à la „halb zog sie ihn, halb sank er hin“ (Der Fischer von Goethe). Doch in der Villa von Jojos Vater entdeckt er fünf Jungendstil-Schalen, fünf wertvolle Sammlerobjekte… Immer wenn ein neues Buch von Martin Suter erscheint, kann ich mich nicht auf die Paperback-Ausgabe gedulden, sondern muß dieses fast zwanghaft kaufen und lesen. Zwar haben sich die Sujets etwas gewandelt (etwa seit „Small World“ oder „Die dunkle Seite des Mondes“), aber Suter ist ein brillanter Schriftsteller, dessen nüchterner und klarer Schreibstil den Leser förmlich in einen Sog zieht, aus dem er sich nicht mehr selbständig befreien kann und dessen Kraft erst dann abebbt, wenn er die letzte Seite zu Ende gelesen hat. Zudem verfügt Suter über eine faszinierende Beobachtungsgabe und entwirft außerordentlich präzise Psychogramme seiner Protagonisten. Wie Georges Simenon schafft er es den Leser alleine durch diese zu fesseln. Vielleicht mag der Plot nicht so ein genialer Wurf wie „Small World“ sein und der Schluß etwas amüsant anmuten (eine etwas ungeschickt wirkende Überleitung zu folgenden Krimis mit von Allmen?), aber ein Autor, der mit seinem wunderbaren Schreibstil und seiner analytischen Gabe so herausragt, den nenne ich einen Meister! Chapeau, Monsieur Suter!
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