Cover des Buches Der Teufel von Mailand (ISBN: 9783257236538)
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Rezension zu Der Teufel von Mailand von Martin Suter

Suter, Suter!

von lerurahn vor 11 Jahren

Rezension

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lerurahnvor 11 Jahren

Da ich mich gerade durch das Gesamtwerk von Martin Suter lese, hier die zweite Rezension eines Suter-Romans :)


"Der Teufel von Mailand" reiht sich in die Schweiz-Roman Suters ein. Obwohl schon 2006 im Diogenes Verlag erschienen, ist die Geschichte um Sonia und ihre Flucht aus dem Leben der schweizerischen Oberschicht ein Lesegenuss.


Sonia, geschieden von Frederik, der versucht hat, sie umzubringen, da sie seine Welt aus Geld, alleiniger Macht, Affären und Kontrolle durch die Mutter nicht mehr teilen wollte, hält es in er gemeinsamen Wohnung nicht mehr aus und entschließt sich zu einem Neuanfang im Oberland. Dort hat sie eine Stelle als Physiotherapeutin im neu renovierten und von den Dorfbewohnern Val Grisch' abschätzig beäugten Hotel "Gamander" angenommen. Neu für Sonia ist nicht nur der Versuch ihr Leben in den Griff zu kriegen, sondern auch dass sie offenbar Synästhetikerin ist: Sie kann Farben hören, Geräusche sehen. Seit einem letzten verzweifelten Versuch des Vergessens mit Acid bemerkt sie diese Veränderung an sich.


Sie freundet sich schnell mit Manuel an, einem weiteren Physiotherapeuten, ohne zu erkennen, dass er ein falsches Spiel mit ihr spielt. Schon bald ereignen sich merkwürdige Dinge in Val Grisch. Sonia bringt die Dinge sofort mit dem Gamander und ihrer neuen Chefin Barbara Peters in Verbindung, die jedoch davon nichts wissen will und auf die Strategie des Ignorierens setzt. Sonia stößt auf ein Buch, in dem die Sage des"Teufel von Mailand" erzählt wird und erkennt, dass offenbar jemand dabei ist, diese Sage in Val Grisch in die Realität umzusetzen:


"Wenn es Herbst wird im Sommer,

wenn es Nacht wird am Tag,

wenn die Glut brennt im Wasser,

wenn es tagt beim zwölften Schlag.

Wenn zum Fisch wird der Vogel,

wenn zum Mensch wird das Tier,

wenn das Kreuz zieht nach Süden,

erst dann gehörst du mir."

(S. 147)


Nach und nach erfüllen sich all diese Bedingungen im Roman: der Fikus verliert über Nacht alle Blätter bei einem Säureanschlag, der Nachtportier erscheint zum Tagdienst, Leuchtstäbe werden im Pool gefunden, die Kirchturmuhr schlägt morgens um 5 Uhr 12 Mal, Sonia Vogel wird tot im Aquarium gefunden, der Hund der Chefin wird mit T-shirt und Hut bekleidet aufgefunden, das Kreuz an der Wand hängt falsch herum. Der Koch Bezzola aus dem Steinbock, einem Dorfrestaurant, eröffnet Sonia schließlich, dass Manuel hinter all diesen Dingen steckt und beobachtet. Doch hinter Manuel steht Frederik, der über Sonias Freundin Malu den neuen Aufenthaltsort seiner Ex-Frau herausgefunden hat und nun vollenden möchte, was er mit einer schweren Körperverletzung begonnen hatte: Sonia soll in der Turm-Wohnung ihrer Chefin, zu der sie angeblich zum Tee kommen soll, sterben. Doch Sonia ist zu früh dran, überrascht ihren Ex und sprengt selbst die Wohnung in die Luft. So stirbt Frederik statt Sonia.


Die Geschichte von Sonia Flucht verbindet Krimi und Transzendenz in Sonia als Hauptfigur des Romans. Sie ist durch ihr letztes Acid-Erlebnis extrem empfindlich und sensibel geworden. Oft ist sie angsterfüllt, zweifelt an sich selbst und ihrem Leben. Zugleich empfindet sie ihre neuen "Fähigkeiten" als interessant und lässt sich antreiben vom Glauben, dass es ihr gelingen wird ein normales Leben zu führen.


Besonders gut hat mir die Untermalung der Gruseligkeiten durch Natur und Wetter gefallen. Es regnet die ganze Zeit, ist kalt und düster, nebelig, dunkel - passend zu Sonias Stimmung und den Ereignissen. Zwischendurch lief es mir kalt den Rücken runter, als Sonia die Sage findet und sie sich nach und nach zu bewahrheiten scheint. Die gespenstische Natur unterstreicht Kribbeln und Angst.


Fazit: Unbedingt empfehlenswert, spannend bis zum Schluss und gruselig!

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