Das Buch von Martin Witte habe ich aus folgenden Grund ausgewählt: Laut Kurzbeschreibung soll in diesem Krimi das ernste Thema Sterbehilfe behandelt werden. Ich war mehr als gespannt, wie Martin Witte mit diesem polarisierenden Thema umgehen wird. Ich selbst habe schon mehrmals bedrückende Reportagen über todkranke Menschen gesehen, die ihre letzte Reise in der Schweiz antreten, da ihnen aufgrund langjähriger, unheilbarer Krankheiten, der letzte Überlebenswille abhanden gekommen ist. Diese Menschen, die soviel in ihrem Leben ertragen mussten und Sterbehilfe als allerletzten, endgültigen Ausweg wählen, verdienen meinen allergrößten Respekt, vor allem weil sie sich auch Gedanken um ihre Hinterbliebenen machen. Sie verschonen ihre Liebsten vor grausamen Anblicken hinsichtlich eines unwürdigen Suizids, die nicht selten zu Traumatisierungen führen, die einen den Rest des Lebens verfolgen. Freilich wird dieses Thema in Martin Wittes Buch dramatischer und für die Opfer nicht ganz so würdevoll dargestellt, da es sich ja letztendlich immer noch um einen fiktiven Krimi handelt und trotz der ernsten Thematik unterhaltend sein soll. Dennoch finde ich es wichtig, Themen aufzugreifen, die die Menschen beschäftigen und zum Nachdenken anregen.
Roman Sellberg ist Polizist aus Leidenschaft, um es genauer zu beschreiben, er ist bei der Hannover Polizei Leiter der Operativen Fallanalyse und unterstützt mit all seiner langjährigen Erfahrung die hiesige Mordkommission in speziellen Fällen. Im nahegelegenen Osnabrück wird in einem Waldstück eine Art Sarg entdeckt. Darin eine nackte Frauenleiche, akkurat in durchsichtiger Folie eingewickelt. Genau für derartige Fälle gibt es Sellberg, der kurzerhand von der Leiterin der Mordkommission, Maike Wasmuth, zur Unterstützung angefordert wird. Die Ermittler tappen im Dunkeln. Bis auf die Leiche, deren Identität ihnen zunächst nicht bekannt ist, haben sie keinerlei Anhaltspunkte über die Todesursache. Die Art und Weise wie die Leiche abgelegt wurde schreit geradezu nach einem Ritualmord. Die Spur führt das Ermittlungsduo letztendlich zu einer Gruppe, die es sich zum Ziel gemacht hat, totkranken Personen bei ihrem letzen Wunsch, dem Tod, zu helfen. Ich habe befürchtet, dass ich dadurch zu viel verrate, aber bereits im Klappentext wird auf die Täter hingewiesen.
Yvonne Neid wird auf ihrem letzten Weg begleitet. Sie leidet unter einer unheilbaren Herzkrankheit, die bei einer Routineuntersuchung festgestellt wurde. Hilfe kann es nur noch in Form einer Herztransplantation geben, aber Yvonne ist selbst Krankenschwester und ihr ist bewusst, dass ihre Zeit hierfür nicht mehr ausreichen wird. Sie wendet sich an die selbsternannte Sterbehilfegruppe, die ihr dabei helfen soll ihr Leben zu beenden. Martin Witte beschreibt die Zweifel die sie plagen. Obwohl ihr kein Arzt mehr helfen kann und sie keine Chance mehr auf ein normales Leben hat, hat sie Pläne, Wünsche, Hoffnungen, die alle in einer Art Nebel verschwinden. Kann Sie sich nochmals aufraffen und ihrem Leben eine allerletzte Chance geben?
Doch auch Roman Sellberg ist persönlich in diesen Fall involviert. Seine Tochter Annegret Sellberg erhält von ihrem Arzt ebenfalls eine niederschmetternde Diagnose. Ein nicht operabler Tumor hat sich in ihrem Gehirn eingenistet und droht das Leben der gerade 18-jährigen qualvoll zu beenden. Wird sie sich auch an die Gruppe wenden?
Mir ist es so vorgekommen, als hätte Martin Witte Roman Sellberg und Maike Wasmuth eher zurückhaltend beschrieben, um den Opfern und ihren Geschichten genügend Raum zu lassen. Dennoch, ein bisschen mehr Tiefe hätte ich mir schon gewünscht, um mir ein deutlicheres Bild über die beiden Ermittler machen zu können. Leider haben mir etwas Spannung und Wendepunkte gefehlt, die Geschichte war eigentlich schon nach dem Lesen des Klappentextes vorhersehbar.
Erschienen ist dieses Buch im Re Di Roma Verlag und kann als Ebook oder als Taschenbuch bezogen werden.
Fazit
Ein gutes Erstlingswerk, dass aufgrund der brisanten Thematik rund um den Plot, zum Nachdenken anregt.
Autor
Geboren in Solingen im Wonnemonat Mai, wuchs Martin Witte in Ostwestfalen, genauer in Gütersloh, auf. Seit einigen Jahren lebt er im südlichen Osnabrücker Land, dem Schauplatz seiner Regionalkrimis.
Beruflich ist der gelernte Großhandelskaufmann bei einem großen Logistikkonzern tätig.
Liebe Grüße aus Wien
Canislibrum-Buchblog vom Lesedog