Martina Altschäfer

 4,5 Sterne bei 11 Bewertungen
Autor*in von Andrin und Brandmeldungen.

Lebenslauf

Martina Altschäfer, geb. 1960, bezeichnet mit farbigen Strichen große Papiere. Aus Linien und Schraffuren entstehen seltsame Orte und rätselhafte Szenerien, die sie mit Vorliebe im Hochgebirge ansiedelt. Daher hat sie oft das Gefühl, nicht in Rüsselsheim zu sein, wo sie eigentlich lebt und arbeitet. www.altschaefer.de

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Martina Altschäfer

Cover des Buches Andrin (ISBN: 9783947857050)

Andrin

(7)
Erschienen am 25.08.2020
Cover des Buches Brandmeldungen (ISBN: 9783981848441)

Brandmeldungen

(3)
Erschienen am 30.11.2017
Cover des Buches Novelle (ISBN: 9783981667462)

Novelle

(1)
Erschienen am 01.08.2016

Neue Rezensionen zu Martina Altschäfer

Cover des Buches Andrin (ISBN: 9783947857050)

Rezension zu "Andrin" von Martina Altschäfer

Ein außergewöhnliches Debüt
Ein LovelyBooks-Nutzervor 4 Jahren

Ghostwriterin Susanne hadert mit ihrem aktuellen Projekt, vielmehr mit dem zu biografierenden Großindustriellen, und wird von ihrem Verleger aus der Schreibblockade heraus in sein Feriendomizil nach Italien komplimentiert. Doch dort kommt sie nie an. Gestrandet in einem verlassenen Bergdorf, dem lediglich 2 Einwohner geblieben sind, verbringt sie erst eine Nacht, dann eine Woche, einen Monat.

Es ist ein schönes, leichtes Buch, locker geschrieben aber sprachlich auf hohem Niveau. Martina Altschäfer benutzt Beschreibungen, die mich häufig haben Schmunzeln lassen. 

Schon auf Seite 50 ist eine Menge passiert, das Buch ist für die Geschichte relativ kurz, es hält sich nicht lange mit Floskeln auf, dramatisiert nicht, zieht nichts in die Länge, ist mit seinen übersichtlichen Kapiteln angenehm ruhig zu lesen. Die Geschichte hetzt einen nicht und doch ist eine Entwicklung zu spüren. Eine ganz leise. 

Ich hatte es mir doch tatsächlich schwermütiger vorgestellt, Susanne vielleicht verzweifelter, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens in der Abgeschiedenheit. Doch das maßt sich das Buch nicht an, eine Antwort zu geben auf die Sinnfrage, vielmehr fragt es: sind wir nicht alle ein bisschen Susanne? 

Es ist auch weniger philosophisch als erwartet, eher unterhaltsam und kurzweilig, und doch muss man nach der letzten Seite erstmal in sich gehen und einordnen.

Die wenigen Charaktere sind so putzig, einerseits liebevoll beschrieben, aber doch nicht ganz greifbar, sie behalten ihre Sonderbarkeiten. 

Dieser außergewöhnliche Roman sagt wohl jedem etwas anderes, jeder zieht für sich andere Weisheiten daraus. Durch seine Offenheit und die Abstraktheit seiner Hauptfiguren lässt die Geschichte einem die Freiheit, sich in ihr zu entfalten, die Gedanken werden nicht auf etwas gestupst, die Autorin scheint nichts Gezieltes zu bezwecken, das hat mir total gut gefallen. 

Bonus: Nebenbei ist dieser Debütroman auch noch ein Kochbuch!

Vom äußeren Eindruck ist es zunächst ein eher unscheinbares Buch mit einem unscheinbaren Namen, zurückhaltend möchte ich sagen. 

Normal dick. 

Wäre es mir in einer Buchhandlung aufgefallen? Wahrscheinlich nicht. 

Bei näherem Betrachten fällt jedoch auf, das Cover ist eigentlich außergewöhnlich, ein Gemälde. Ich fand heraus, dass es von niemand geringerem gemalt wurde als der Autorin selbst. Es gibt sogar eine Sonderausgabe des Buches mit dem Original-Holzschnitt, für die Kunstliebhaber unter euch. 

Cover des Buches Andrin (ISBN: 9783947857050)
Born_to_reads avatar

Rezension zu "Andrin" von Martina Altschäfer

Eine Auszeit der besonderen Art.
Born_to_readvor 4 Jahren

Susanne ist Schriftstellerin, allerdings verkaufen sich ihre eigenen Werke nicht so, dass sie davon leben könnte und so arbeitet sie zusätzlich als Ghostwriterin. Das läuft auch recht gut, bis sie mit einem Auftrag nicht weiter kommt und sie diesen zurückgeben will. Ihr Verleger lockt sie mit einem Italienaufenthalt, sie geht darauf ein und macht sich auf den Weg. Hier beginnt nun das eigentliche Abenteuer. Durch verschiedene Umstände, beschließt sie zu Fuß einen Bergpass zu überqueren, gerät in ein Unwetter und wird von einem Jeepfahrer namens Andrin mitgenommen. Der bringt sie nach Vogelweh, einem ehemaligen Militärgebiet, in dem alles ein wenig anders zu sein scheint. Andrin lebt dort mit seiner Frau Uta, ab von der Welt, ohne Internet und Handyempfang. Aufgrund der Wetterlage, kann Susanne nicht weiterreisen, sondern muss sich einrichten. Erst ein paar Tage, dann werden es Wochen und schließlich Monate. 

Vogelweh scheint ein Paradies zu sein, die Hühner legen größere Eier, das Gemüse und Obst gedeiht, dass es eine Pracht ist, die Menschen scheinen langsamer zu altern und das Wasser macht betrunken. Doch auch die Idylle hat ihre Tücken. 

Martina Altschäfer hat mit Andrin ein äußerst beeindruckendes Debüt hingelegt. Beim Lesen bekam ich regelrecht Sehnsucht nach einem Ort wie Vogelweh. Mir hat sehr gefallen, dass die Autorin nicht für jedes, mystisch scheinende Phänomen, das mit diesem Ort verbunden ist, eine Erklärung liefert. Überhaupt hat mir der Sprachrhythmus. Beim Lesen fällt man wunderschön in den Alltag der Protagonist*innen. 

Cover des Buches Andrin (ISBN: 9783947857050)
schillerbuchs avatar

Rezension zu "Andrin" von Martina Altschäfer

Vieles bleibt in der Schwebe
schillerbuchvor 4 Jahren

Der Inhalt

Susanne ist Schriftstellerin, arbeitet jedoch auch als Ghostwirterin für ihren Verleger Jupp. Dessen Angebot an Prominente oder solche, die sich dafür halten, ihre Biographien entweder lektorieren oder ganz schreiben zu lassen, läuft prima. Susanne soll nun für einen Kunden seine Biographie schreiben, der das Luxuspaket gebucht hat: Das umfasst nicht nur absolute Diskretion, daß die Biographie von einer Ghostwriterin geschrieben wurde, sondern es werden auf Wunsch auch Lebensläufe dezent angepasst. Leider ist der Auftraggeber zwar zahlungskräftig aber auch unsympathisch und so gerät das Projekt ins Stocken. Jupp bietet Susanne seine Ferienwohnung in Italien an, um ihre Schreibhemmungen zu beseitigen, auf dem Weg dorthin jedoch verhindert ein Steinschlag in den Schweizer Bergen die Weiterfahrt. Susanne verschlägt es an einen abgeschiedenen Bergsee, um den herum einige verfallene Häuser stehen, die von einem Ehepaar nach und nach saniert werden. Sie bieten ihr Obdach und aus der Notübernachtung wird ein immer längerer Aufenthalt. In der Abgeschiedenheit, ohne Internet und Telefon entfernt Susanne sich mehr und mehr von ihrem Projekt, bis sie im Herbst eine Entscheidung treffen muss – soll sie bleiben oder gehen?

Meine Meinung

Dieses Buch hat mir gut gefallen, denn Martina Altschaefer fängt die Atmosphäre der einsamen und abgelegenen Berglandschaft sehr schön ein. Andrin und Uta, das Ehepaar undefinierbaren Alters, bei dem Susanne untergekommen ist, versorgt sich komplett selbst. Es gibt ein Gewächshaus, in dem Tomaten und Zucchini auf unerklärliche Weise überbordend wachsen, 3 Rinder, die  auf den Wiesen weiden und  die Bewohner vor drohendem Steinschlag warnen sollen, weil sie ein besonderes Gespür für Gefahren haben. Während Andrin abends meisterhafte Gerichte kocht und tagsüber die halbverfallenen Häuser der verlassenen Siedlung saniert und modernisiert, sammelt Uta Kräuter, die sie zu Teemischungen verarbeitet. Abends sitzt man in der Küche zusammen und schlemmt. Andrin reicht dazu aus verschiedenen Krügen Wasser, in dem kleine Steine liegen, die eine erstaunlich ähnliche Wirkung entfalten wie Wein oder andere Alkoholika. Susanne versucht, an ihrem Biographieprojekt zu arbeiten, aber sie hängt in der Endlosschleife einer Kindheitserinnerung ihres Auftraggebers fest, aus der sie sich nicht befreien kann. Andrin bei der Arbeit zu helfen, sich körperlich zu fordern und mit ihm zu sprechen ist willkommende Ablenkung.

Es gelingt der Autorin, vieles in der Schwebe zu halten, manchmal bekommt die Handlung fast esoterische Züge. Als Leserin erfuhr ich vieles nur in Andeutungen, was Andrin und Uta früher gemacht haben, womit sie vielleicht so erstaunlich viel Geld verdienen, was es mit dem Koch auf sich hat, der eine Zeitlang im Tal gelebt hat. Ganz handfest wiederum sind die Szenen, in denen Susanne mit Andrin in dem Haus arbeitet, das er gerne vor dem Beginn des Winters noch fertigstellen möchte. Was mich allerdings weniger überzeugt hat, waren die Szenen, in denen die Schreibblockade von Susanne beschrieben wird – das wirkte irgendwann wie ein Fremdkörper auf mich und wiederholte sich. Vielleicht ist aber auch genau dieser Effekt beabsichtigt, um zu zeigen, wie weit Susanne sich von ihrem Leben entfernt hat.

Das Ende des Buches fand ich sehr gelungen, denn es passt perfekt zur ganzen Stimmung und zur Atmosphäre. Gerne hätte ich vieles noch genauer gewusst, aber Martina Altschäfer entlässt ihre Heldin und ihre Leser*innen konsequent mit mancher offenen Frage wieder in die Realtiäten des Alltags.

Mein Fazit: Ein Buch, das trotz wenig äußerer Handlung eine Spannung entwickelt, die mich bis zum Ende nicht losgelassen hat. Lesenswert!

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