Rezension zu "Andrin" von Martina Altschäfer
Ghostwriterin Susanne hadert mit ihrem aktuellen Projekt, vielmehr mit dem zu biografierenden Großindustriellen, und wird von ihrem Verleger aus der Schreibblockade heraus in sein Feriendomizil nach Italien komplimentiert. Doch dort kommt sie nie an. Gestrandet in einem verlassenen Bergdorf, dem lediglich 2 Einwohner geblieben sind, verbringt sie erst eine Nacht, dann eine Woche, einen Monat.
Es ist ein schönes, leichtes Buch, locker geschrieben aber sprachlich auf hohem Niveau. Martina Altschäfer benutzt Beschreibungen, die mich häufig haben Schmunzeln lassen.
Schon auf Seite 50 ist eine Menge passiert, das Buch ist für die Geschichte relativ kurz, es hält sich nicht lange mit Floskeln auf, dramatisiert nicht, zieht nichts in die Länge, ist mit seinen übersichtlichen Kapiteln angenehm ruhig zu lesen. Die Geschichte hetzt einen nicht und doch ist eine Entwicklung zu spüren. Eine ganz leise.
Ich hatte es mir doch tatsächlich schwermütiger vorgestellt, Susanne vielleicht verzweifelter, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens in der Abgeschiedenheit. Doch das maßt sich das Buch nicht an, eine Antwort zu geben auf die Sinnfrage, vielmehr fragt es: sind wir nicht alle ein bisschen Susanne?
Es ist auch weniger philosophisch als erwartet, eher unterhaltsam und kurzweilig, und doch muss man nach der letzten Seite erstmal in sich gehen und einordnen.
Die wenigen Charaktere sind so putzig, einerseits liebevoll beschrieben, aber doch nicht ganz greifbar, sie behalten ihre Sonderbarkeiten.
Dieser außergewöhnliche Roman sagt wohl jedem etwas anderes, jeder zieht für sich andere Weisheiten daraus. Durch seine Offenheit und die Abstraktheit seiner Hauptfiguren lässt die Geschichte einem die Freiheit, sich in ihr zu entfalten, die Gedanken werden nicht auf etwas gestupst, die Autorin scheint nichts Gezieltes zu bezwecken, das hat mir total gut gefallen.
Bonus: Nebenbei ist dieser Debütroman auch noch ein Kochbuch!
Vom äußeren Eindruck ist es zunächst ein eher unscheinbares Buch mit einem unscheinbaren Namen, zurückhaltend möchte ich sagen.
Normal dick.
Wäre es mir in einer Buchhandlung aufgefallen? Wahrscheinlich nicht.
Bei näherem Betrachten fällt jedoch auf, das Cover ist eigentlich außergewöhnlich, ein Gemälde. Ich fand heraus, dass es von niemand geringerem gemalt wurde als der Autorin selbst. Es gibt sogar eine Sonderausgabe des Buches mit dem Original-Holzschnitt, für die Kunstliebhaber unter euch.