Martina Clavadetscher

 4,2 Sterne bei 52 Bewertungen
Autor*in von Die Schrecken der anderen, Die Erfindung des Ungehorsams und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Martina Clavadetscher geboren 1979, ist Schriftstellerin und Dramatikerin. Nach ihrem Studium der Deutschen Literatur, Linguistik und Philosophie arbeitete sie für diverse deutschsprachige Theater, war für den Heidelberger Stückemarkt nominiert und zu den Autorentheatertagen Berlin 2020 eingeladen. Für ihren Roman "Die Erfindung des Ungehorsams" wurde sie 2021 mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. Sie lebt in der Schweiz.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Die Schrecken der anderen (ISBN: 9783406836985)

Die Schrecken der anderen

(32)
Erscheint am 10.07.2025 als Gebundenes Buch bei C.H.Beck.

Alle Bücher von Martina Clavadetscher

Cover des Buches Die Schrecken der anderen (ISBN: 9783406836985)

Die Schrecken der anderen

(32)
Erscheint am 10.07.2025
Cover des Buches Die Erfindung des Ungehorsams (ISBN: 9783293209404)

Die Erfindung des Ungehorsams

(11)
Erschienen am 11.07.2022
Cover des Buches Vor aller Augen (ISBN: 9783293210004)

Vor aller Augen

(6)
Erschienen am 12.02.2024
Cover des Buches Knochenlieder (ISBN: 9783906907017)

Knochenlieder

(3)
Erschienen am 01.02.2017

Neue Rezensionen zu Martina Clavadetscher

Cover des Buches Die Schrecken der anderen (ISBN: 9783406836985)
A

Rezension zu "Die Schrecken der anderen" von Martina Clavadetscher

angelina_modes
4 Sterne

„Der Schrecken der anderen“ ist kein Buch, das man mal eben wegliest. Es fordert Aufmerksamkeit und Zeit, doch wer sich darauf einlässt, wird mit dichter Atmosphäre, ungewöhnlichen Figuren und sprachlicher Finesse belohnt.


Die Handlung ist vielschichtig: Ein Toter im See, ein isolierter Archivar, eine alte Frau mit undurchschaubarem Verhalten, ein vermögender Mann unter familiärem Druck, scheinbar unverbundene Geschichten, die sich nach und nach zu einem Ganzen fügen. Das ist spannend, aber auch fordernd, denn manches bleibt lange rätselhaft.


Besonders stark fand ich die Sprache: bildhaft, poetisch, aber teils auch schwer zugänglich. Einige Passagen habe ich mehrmals gelesen nicht, weil sie unklar waren, sondern weil sie nachwirken. Auch die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit ist klug eingewoben und wirkt nie aufgesetzt.


Fazit: Kein Wohlfühlbuch, aber ein sprachlich wie inhaltlich starkes Werk, das sich Zeit nimmt und genau deshalb im Gedächtnis bleibt.

Cover des Buches Die Schrecken der anderen (ISBN: 9783406836985)
A

Rezension zu "Die Schrecken der anderen" von Martina Clavadetscher

astridmel
genreübergreifender spannender Roman

 Allein das Cover war für mich schon mal ein Eyecatcher und löste sowohl etwas Verschreckendes als auch Neugierde, mehr darüber zu erfahren in mir aus.

Ein Toter wird im vereisten Ödwilersee in der Schweiz, umgeben von der rauen Natur am Fuße des Berges Frakmont von einem Jungen gefunden.
Mit dieser Szenerie beginnt der neue Roman von Martina Clavadetscher. In der eisigen Landschaft begegnen der Leserschaft einige sehr detailliert beschriebene Protagonist:innen und eine außergewöhnliche Handlung, die es wahrlich in sich haben:

Schibig, ein von Angststörungen gebeutelter Archivar des Polizeipräsidiums, der spontan von seinem Kollegen gebeten wird, am See nach dem rechten zu schauen, trifft dort auf Rosa, einer alten Frau, die in der Nähe des Ufers auf dem ansässigen Campingplatz in einem Wohnwagen lebt. Gemeinsam versuchen sie den Fall, um die Leiche im See zu lösen. Mit der Zeit bekommt Schibig allerdings das Gefühl, dass Rosa, „die Alte“, noch andere Interessen verfolgt.
Parallel zu diesem Handlungsstrang erfährt die Leserschaft einiges über einen Herr Kern und dessen Sehschwäche. Diese kann er nicht ignorieren und benötigt dringend eine neue Brille. Aber strebt er eine klare Sicht der Dinge überhaupt an? Kern ist ein reicher Erbe, der mit seiner Frau Hanna und seiner Mutter in einem Herrenhaus lebt. Herr Kerns Mutter, fast 100-jährig, lebt im Dachgeschoss des Hauses, ist bettlägerig und redet häufig sehr wirres Zeug. Aber dennoch scheint sie die Geschicke des Unternehmens noch fest in Händen zu halten. Mit ihrem unerbittlichen Wunsch einen Nachfolger von Sohn und Schwiegertochter zu bekommen, scheint sie die beiden zu tyrannisieren. Darüber hinaus begleiten wir Kern bei seinen regelmäßigen Treffen eines ominösen Vereins in das Gasthaus Adler, bei dem horrende Spenden für ein großes „Projekt“ gesammelt werden, wo auch wieder Schibig und Rosa ins Spiel kommen, denn „alles ist miteinander verbunden“ und so ist „der Tote im Eis […] nur ein Puzzleteil. Er ist ein Grund, genauer hinzuschauen [...]“

„Der Schrecken der anderen“ ist insgesamt ein Werk, mit vielen Geschichten, die sich nach und nach miteinander verflechten und zu einer großen Geschichte innerhalb der Zeitgeschichte werden.

Die Figuren wirken auf mich geheimnisvoll, teilweise skurril und auf jeden Fall machten sie mich neugierig, mehr über die Hintergründe zu erfahren. Die Handlung fand ich zum einen dadurch spannend gestaltet, da die Autorin es gekonnt versteht, bei mir eine absolute Verwirrung darüber zu schaffen, wie alles wohl zusammenhängen könnte. Nach und nach wurden die Details der Geschichten so miteinander verwoben, dass daraus eine große Geschichte entstand.

Ebenso empfinde ich das Buch absolut genreübergreifend. Anfangs war ich mir sehr sicher einen Krimi vor mir zu haben, es offenbarten sich aber mit der Zeit auch phantastische und zeitgeschichtliche Aspekte.

Die Sprache ist sehr poetisch und bildhaft. Martina Clavadetscher schreibt meiner Meinung nach nicht nur, sondern zeichnet vielmehr Bilder, die ich mir sehr gut vorstellen konnte. Es werden viele Metaphern aus der Natur eingesetzt, die mich sehr beeindruckt haben. Dabei war es für mich kein Buch, dass sich so schnell durchlesen ließ, sondern benötigte auch eine gewisse Zeit und Ruhe. Manche Zeilen regten mich sehr zum Nachdenken an, manches las ich teilweise ein zweites Mal, da ich es sprachlich sehr anspruchsvoll fand.

Insgesamt ist die „Schrecken der anderen“ ein Buch, in der viele Geschichten verwoben sind und zu einer großen Handlung werden, deren Ursprung im Schrecken der Vergangenheit, im Nationalsozialismus, liegt.

Ein mahnendes Werk, genau hinzusehen, um aus der Vergangenheit zu lernen. Eine absolute Leseempfehlung von mir!

Cover des Buches Die Schrecken der anderen (ISBN: 9783406836985)
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Rezension zu "Die Schrecken der anderen" von Martina Clavadetscher

GAIA
Diese Schrecken sind meine und doch nicht meins

Die Autorin Marina Clavadetscher konnte mich mit ihrem Roman „Die Erfindung des Ungehorsams“ seinerzeit sowohl erzählerisch als auch inhaltlich überzeugen. Auch dieser vorherige Roman der Autorin ist zunächst ähnlich verwirrend aufgebaut, wie der vorliegende „Die Schrecken der anderen“, nur konnte mich hier die Geschichte leider nicht überzeugen.


Es geht um die Machenschaften von Alt-Nazis und Jung-Nazis in der Schweiz mit Blick auf die historischen Verwicklungen von Schweizer Geldhäusern und reichen oder noch-nicht-reichen Schweizern zu Zeiten des Nationalsozialismus als Staat, der die Neutralität ja angeblich mit Löffeln gefressen hat. Es geht darum, dass unter dem Deckmantel der Neutralität und Verlässlichkeit eine hässliche Fratze versteckt ist, die es aufzudecken gilt, sonst „wiederholt sich Geschichte“. Geschichte kann sich ja als solche nicht wiederholen, es kann nur zu ähnlichen Bewegungen in der Gesellschaft kommen und diese treten heutzutage aus dem Hintergrund immer mehr zutage. Altes Geld wartet darauf, alte reaktionäre Anliegen in den Händen von neuen Akteuren zu unterstützen. Wir müssen also nicht nur wachsam sein, sondern auch aktiv dagegen vorgehen. Dies ist die Quintessenz des Romans.


Vermittelt wird dies durch mehrere Erzählstränge, die sich immer stärker annähern. Weiß man zunächst noch nicht, was der agoraphobische Archivar der Polizei mit dem auf seine Millionen wartenden Erben oder die komische alte Hippie-Frau aus dem Wohnwagen mit der hundertjährigen Mutter des wartenden Erben zu tun hat und das alles mit einem Toten in einem gefrorenen Bergsee, so kommt nach und nach alles zueinander.


Sprachlich macht dies die Autorin wieder einmal top. Es gibt Sprachbilder, die mir im Gedächtnis bleiben werden und unglaublich stark sind. Wie eine Beschreibung der strengen Prägung durch die hundertjährige Mutter auf den mittlerweile nun auch nicht mehr jungen Sohn auf Seite 16, wenn sie mit der Naturgewalt von mächtigen Gesteinsbewegungen eines Bergmassivs verglichen wird:


„Sie sitzt tadelnd in ihm, egal wohin er selbst in Gedanken geht, ihre verbalen Anfälle geschehen direkt in deinen Hirnwindungen. Ihre eisigen Worte schieben sich wie eine Gletscherzunge durch sein Gehirn, und am Ende bleibt das Geröll in seinem Gedächtnis liegen, verdreckt und schwer. Jede Mutter hinterlässt ihre Ablagerungen.“


Und trotzdem konnte mich der Kniff der Autorin neben der Handlung her auf der Metaebene zu arbeiten und die Handlung literaturwissenschaftlich zu hinterfragen und zu definieren nicht überzeugen. So wird die Struktur der Geschichte immer wieder offen gelegt. Es heißt vom Verlag, damit „macht [Martina Clavadetscher] den unsichtbaren Elefanten im Raum sichtbar und fragt nach der Verantwortung von Literatur“. Und genau diesen Part habe ich schlicht und ergreifend nicht verstanden. Beziehungsweise habe ich das Gefühl es nicht in dem Ausmaße verstanden zu haben, wie es die Autorin vielleicht intendierte. Der Tote im Eis heißt McGuffin mit Nachnamen. Sie spielt auf einen Begriff an, den Hitchcock prägte, und der ein beliebiges Objekt oder Person beschreibt, das oder die die Handlung vorantreibt, ohne selbst von besonderem Nutzen zu sein. Ja, so ist es auch mit unserem Toten. Aber was will mir das sagen? Was soll diese Krimihandlung, wenn es der Autorin doch um das Wiedererstarken des rechten Gedankengutes geht? So muss sie uns auch zwischendurch immer wieder darauf hinweisen, was sie mit ihrem Roman auf anderer Ebene vorhat: „Bei undurchsichtigen Geschichten geht es oft um Ausdauer. Und um den richtigen Handlungsträger.“ (Ausdauer der Leserin: Check. Richtiger Handlungsträger: offen, eher nein.) Oder: „Nichts läuft je ins Leere. Alles ist miteinander verbunden.“ (Okay, ja. Und nun?) Und „Was passiert war, war passiert.“ (Amen.)


So bleiben außer ein paar griffigen Sätzen und ein paar genaueren historischen Informationen, wie in und nach der Zeit des Nationalsozialismus Schweizer bekannten Nazis geholfen haben nicht nur Gold, Kunstwerke sondern auch sich selbst aus Europa wegzuschaffen, nur Fragen aus dieser Lektüre. Ich habe immer noch auf den großen Clou gewartet, aber er kam nicht und letztlich war ich einfach nur froh, dass die Lektüre vorbei war. Sehr schade.


2,5/5 Sterne

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