Rezension zu "Lust auf Lettering" von Martina Flor
Das Thema Handlettering ist im Kreativbereich immer noch sehr beliebt. Die zahlreichen Bücher verschiedener Verlage sind dabei häufig in der Kategorie des Bastelns zu finden. Man erwartet einige Anwendungsbeispiele und Vorlagen, die dann relativ einfach und schnell nachzuarbeiten sind. Von dieser Schwerpunktsetzung, die durchaus ihre Berechtigung hat, hebt sich "Lust auf Lettering" von Martina Flor deutlich ab.
Sowohl inhaltlich als auch gestalterisch weist das Buch in Richtung Typografie als Entstehungs- und Anwendungsbereich. Natürlich werden auch hier die Grundlagen der Schriftgestaltung (Serifen, Weißraum, Ligaturen usw.) erklärt. Von Anfang an geht es jedoch darum, das typografische Auge zu schulen, besondere Schriftgestaltungen zu erkennen und selbstständig weiter zu entwickeln. Nach diesen Anfangskapiteln (visuelles Storytelling, das typografische Auge, die Basics) findet man in den Kapiteln 4-7 Hinweise und Hilfen zur Gestaltung eines Letterings, wie man sie vielleicht aus anderen Letteringbüchern kennt.
Werkzeuge werden ebenso erklärt wie unterschiedliche gestalterische Stile und die Komposition eines Schriftbildes. Dennoch verzichtet das Buch auch hier auf direkte Vorlagen zum Abpausen, vielmehr erfolgt nach der Beschreibung verschiedener Möglichkeiten stets der Verweis auf die Entwicklung des eigenen typografischen Stils. Die Kapitel 8-10 schließlich leiten zur Umwandlung des analogen Handletterings zu einem digitalen Schriftbild an. Ziel des Buches ist es also nicht, einen netten Spruch auf einen Geschenkanhänger zu schreiben, sondern ein eigenes digitales Lettering zu designen, das seinen Platz bei Magazinen und Zeitschriften, auf Werbepostern, Buchcovern uvm. finden kann.
Die Gestaltung des Buches ist selbst ein Beispiel für hervorragende typografische Arbeit. Detaillierte Bleistiftzeichnungen wechseln sich mit gelungenen grafischen Illustrationen ab. Oftmals erinnert das Layout eher an ein Skizzenbuch (Zeichnungen mit handschriftlichen Erklärungen), es bleibt jedoch stets übersichtlich und strukturiert. Eine edle Haptik entsteht durch den Einband in Halbleinen und das dickere Papier in Künstlerqualität.
Das Buch von Martina Flor bietet "Konzepte, Werkzeuge und Techniken" (Einführung S. 9) für das Gestalten eigener Letterings aus typografischer Sicht. Wer mit diesem Anliegen überein geht, wird mit "Lust auf Lettering" viel Freude haben.
Seitenzahl: 168
Format: 21 x 24 cm, gebunden
Verlag: Hermann Schmidt