Die Autorin Martina Frei hat in Freiburg und München Medizin studiert und acht Jahre als Ärztin in Deutschland gearbeitet. In ihrem Buch "Das Mädchen mit den zwei Blutgruppen" sammelt sie lustige, kuriose, rührende und zum Kopfschütteln unglaubliche Fallbeispiele der Medizin aus aller Welt.
Die Kritik vorneweg:
Ich hatte mich sehr auf das Buch gefreut, nach dem ich es durch Zufall in einem Second Hand Shop entdeckt habe. Ein wenig enttäuscht war ich nach einem Drittel doch, da ich mich beim Lesen zu diesem Zeitpunkt ein bisschen fühlte, als wäre ich in einer Schleife nicht enden wollender Aufzählungen aus extrem kurzen Kurzgeschichten gefangen. Teilweise fasst ein Fall nicht mehr als eine halbe Buchseite, teilweise sind es auch mal 2-3. Da ich selbst keine Idee habe, was die Autorin bei diesem Format hätte anders machen können - außer vielleicht mehr in die Tiefe zu gehen und Patient, sein Umfeld und die entsprechenden Ärzte näher und detaillierter zu beschreiben - werde ich für diesen Kritikpunkt auch nicht mehr als einen Stern abziehen. Ich empfehle das Buch als leichte Unterhaltung für zwischendurch, z. B. kurze Wartepausen vor einem Arztbesuch zu nutzen und nicht für eine stundenlange Lektüre am Strand einzuplanen. Ich musste jeweils nach einigen der Geschichten eine Lesepause machen, da es einfach sonst eine zu große schnelle Aneinanderreihung von Fällen war, die mich trotz Amüsement schnell ermüdeten.
Würde ich Band 2 "Der Junge der immer in Ohnmacht fiel" trotzdem lesen? Definitiv ja! Denn so kurz die Fälle, so kurios, lustig, rührend und unglaublich sind sie dann doch.
Am meisten berührte mich die Geschichte einer 27-jährigen Frau in deren Körper bzw. Gehirn insgesamt 3 Nadel gefunden worden waren, welche vermutlich von einem Mordversuch auf sie als Säugling durch die Fontanelle stammten und somit nicht nur das Staunen der Mediziner, sondern eventuell auch ein Familiendrama auslösten. Wer hatte sie wohl gern damals loswerden wollen?
Besonders gut zu wissen für mich und meine Kolleginnen (ich arbeite in einem Frisörsalon), das so genannte Schönheitssalon-Syndrom. So geschah es nicht nur einer 63-jährigen Deutschen, dass sie am Rückwärtswaschbecken ihres Frisörsalons einen Schlaganfall erlitt, da beim "Nachhintenlehnen" an die Wascharmatur eine Nackenarterie abgeknickt wurde. Laut Martina Frei ist die Nackenarterie prädestiniert dafür, dass so etwas passiert, da sie oft schmal ist und zudem kaum ausweichen kann. Hier können sich durch Quetschen Blutgerinsel bilden die sogar zum Tod führen können. Also doch besser immer beim Frisör ein Nackenkissen verwenden, zumindest wenn wenig Eigenfett im Nacken vorhanden ist.
Kurios fand ich den Fall mehrerer Personen, die mit Symptomen von schwerer Bleivergiftung ins Krankenhaus kamen, ohne dass sie je wissentlich mit Blei in ihrem Privat- oder Berufsleben in Berührung gekommen waren. Des Rätsels Lösung waren Schrot-Gewehrkugeln die sich teils über Jahre im Darm versteckt hatten und von den Patienten absolut unbemerkt beim Verspeisen von Wildfleisch im Körper gelandet sind.
Mein Fazit ist, dass man dieses Buch mal gelesen haben muss. Voraussetzung dafür sollte eine gute Portion Humor sein, das Wissen, dass all diese Fälle absolute Ausnahmen sind und man keine allzu große Angst vor Krankheiten hat. Es könnte sonst sein, dass sich durch die Lektüre der Fälle eine gewisse Neigung zur Hypochondrie noch verstärkt. ;)