Cover des Buches Die Gabe der Zeichnerin (ISBN: 9783866123663)
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Rezension zu Die Gabe der Zeichnerin von Martina Kempff

Wer wird die Domkuppel wölben können?

von Nabura vor 10 Jahren

Rezension

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Naburavor 10 Jahren

Bagdad, 794: Vom Fernhändler Isaak erfährt der Kalif Harun al Raschid, dass König Karl in Aachen ein neues Gotteshaus errichten möchte. Daraufhin beschließt der Kalif, Karl ein ganz besonderes Geschenk zu machen: Er schickt seinen Baumeister Iosefos und dessen stummen Sohn Ezra nach Aachen, wo sie ihre Kenntnisse auf der Baustelle einbringen sollen.

Aachen 795: Ezra, die aus diversen Gründen seit ihrer Geburt als Junge auftritt, trifft mit ihrer Reisegruppe in Aachen ein. Gleich in ihrer ersten Nacht dort träumt sie von einem imposanten Dom mit einer Kuppel aus Stein. Ihre in Sand aufgemalten Skizzen werden von König Karl entdeckt, der diesen Dom gebaut sehen will. Wird dieses Vorhaben gelingen?

Die Geschichte beginnt kurz vor dem Entschluss des Kalifen, Iosefos und Ezra nach Aachen zu setzen. Schon bald steht der Dombau zu Aachen im Zentrum der Geschichte, indem der Aufbruch und die Reise relativ kurz beschrieben werden und der Leser sich bald auf der Baustelle wiederfindet. Indem Ezra gleich in ihrer ersten nach vom neuen Dom träumt und ihre Skizzen von Karl entdeckt werden, rücken auch sie und ihr Vater schnell in den Mittelpunkt der spannenden Ereignisse.

Auf faszinierende Weise wird in diesem Buch eine Möglichkeit geschildert, wie der Dom in Aachen gebaut und zu seinem für diese Zeit ungewöhnlichen Aussehen gekommen ist. Der Leser begleitet den Dombau dabei von seinen Beginnen bis zur Fertigstellung und erfährt so manches Detail über das Vorgehen beim Erbauen sowie vor welchen Hindernissen die Bauleute standen. Auch in weitere historische Ereignisse, die indirekt mit dem Dombau zusammenhängen, erhält der Leser Einblick, indem die Handlung zum Beispiel von den Reiseerlebnissen Karls berichten. Insgesamt ist die Geschichte bestens historisch recherchiert, wie auch die Zeittafel und das Glossar auf den letzten Buchseiten zeigen.

Die Geschichte ist aus der dritten Person erzählt, wobei das Leben Ezras immer wieder in den Fokus der Geschichte rückt. Mit ihr hat Martina Kempff auf der von Männern dominierten Baustelle eine Frau platziert, die ihre Weiblichkeit verborgen halten muss. Zahlreiche Gründe verhindern, dass sie sich offenbaren kann. Das stellt vor allem für ihre Liebe zum Baumeistersohn Lucas ein unüberwindbares Hindernis dar. Insgesamt hätte ich mir einen noch tieferen Einblick in Ezras Gefühle und ihre Beziehung zu Lucas gewünscht, um ihr Handeln besser nachvollziehen zu können.

„Die Gabe der Zeichnerin“ ist eine bestens recherchierte Geschichte über eine Möglichkeit, wie der Dombau zu Aachen realisiert werden konnte. Durch zahlreiche Zeitsprünge ist ein hohes Tempo garantiert, sodass der Leser auf 400 Seiten den Dombau von Beginn bis zum Ende mitverfolgen kann. Mit Ezra hat Martina Kempff zudem eine interessante Persönlichkeit geschaffen, deren Schicksal eng mit dem Dombau verbunden ist. Historisch interessierte Leser sollten sich diese Geschichte nicht entgehen lassen!

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