Cover des Buches Mutter, wann stirbst du endlich? (ISBN: 9783764504687)
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Rezension zu Mutter, wann stirbst du endlich? von Martina Rosenberg

Rezension zu "Mutter, wann stirbst du endlich?" von Martina Rosenberg

von Sophia! vor 11 Jahren

Rezension

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Sophia!vor 11 Jahren
„Ich kann nicht mehr aufhören. Ich weine um sie und um mich und um all sie sinnlosen, grausamen Jahre, die nun endlich hinter uns liegen.“ _ Krankheit, Alter und Tod gehören in unserer lifestyleorientierten Erlebnisgesellschaft zu den beliebtesten Tabuthemen. Sie werden ausgeblendet, verdrängt, totgeschwiegen. Und dennoch handelt es sich um unvermeidbare Vorgänge, die einen jeden von uns früher oder später betreffen. Ein unausweichliches Schicksal. Gerade deswegen ist eine ernsthafte Auseinandersetzung umso wichtiger, ja geradezu zwingend erforderlich. _ Der nur auf den ersten Blick reißerisch wirkende Titel des Buches steht für das überaus authentische Eingeständnis einer Tochter, die durch den sowohl körperlichen wie auch geistigen Zerfall ihrer Mutter am Ende aller Kräfte angelangt ist. Ein Zustand völliger Verzweiflung. Nach der Diagnose einer Demenz bei ihrer Mutter und dem bald darauf folgenden Schlaganfall des Vaters fühlt sie sich als Tochter verpflichtet, die Pflege der Eltern zu übernehmen. Es dauert nicht lange, bis ernste Probleme zu Tage treten. Als massiv nachteilig erweist sich nun das Leben in einem Mehrgenerationenhaus. Durch die räumliche Nähe ist es unmöglich, abzuschalten; Distanz zu entwickeln. Die Probleme des Alltags sind omnipräsent. Nach kurzer Zeit wird es zu einer kaum zu bewältigenden Belastung, zwei Familien zu managen. Der Alltag wird hektischer, die Autorin selbst leidet körperlich und seelisch unter dem Abbau ihrer Eltern. Ebenso kommt es nicht selten zu erschütternden Situationen, wie z.B. dann, wenn die Mutter nachts orientierungslos mit aller Kraft um Hilfe schreit. _ Der Text beleuchtet ebenfalls die emotionale Kompetente. Die Eltern sind die ersten Personen, denen vertraut wird, die Halt bieten und Liebe schenken. Vor allem die Mutter! Zusehen zu müssen, wie beide langsam vor sich hin “verfallen“ und jeden Tag ein stückweit mehr sterben ist eine Erfahrung, die man wirklich niemandem wünscht. Streitigkeiten zwischen den Elternteilen, die mangelnde Kompetenz des Vaters zu Empathie mit seiner Frau, der verstärkte Generationskonflikt und die unterschiedlichen Möglichkeiten einer Pflege, zu denen Heim und diverse Pflegedienste zählen, gehören hier zu den Problemen, die sich im Vergleich zu innerseelischen Konsequenzen auf Seiten der betroffenen “Kinder“ noch leicht bewältigen lassen. _ Martina Rosenberg bietet ihren Lesern einen ebenso schockierenden wie zutiefst bewegenden Erfahrungsbericht zur Pflege der eigenen Eltern. Authentisch und unverblümt beschreibt sie all die Herausforderungen, denen sie sich hat stellen müssen und die Belastungen, die sie all die Jahre hat überwinden müssen. Der Text sensibilisiert wie kein weiterer für jene Sorgen, die kranke Eltern im Alter bedeuten können. Er verleiht all denen eine Stimme, die selbst eine vergleichbare Situation erfahren haben. Zugleich macht er wütend und führt zur unbeantwortbaren Frage nach dem WARUM. - Fazit: Wenn der Leidensweg der eigenen Eltern zur Zerreißprobe wird. Ein längst überfälliger und überaus zu empfehlenswerter Text!
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