Cover des Buches Die Stadt des Zaren (ISBN: 9783471351543)
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Rezension zu Die Stadt des Zaren von Martina Sahler

Russische Geschichte zum Leben erweckt

von Katzenpersonal_Kleeblatt vor 7 Jahren

Rezension

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Katzenpersonal_Kleeblattvor 7 Jahren
Peter der Große, Zar von Russland, ist fasziniert von der Lebensweise der Europäer. Vieles davon will er in seiner Heimat, Russland, umsetzen. Er schreibt vor, wie die Menschen sich zu kleiden haben bzw. verlangt von den Männern, dass sie ihre Bärte abrasieren.
Ein weiteres großes Ziel von ihm ist, an der Newa eine neue Hauptstadt des Landes auferstehen zu lassen. Sie soll das Tor zu Europa werden, mit einem Hafen, von wo aus Russland zu Ruhm und Ansehen gelangen soll.
Die Stadt soll St. Pieterburch heißen. Da, wo sich 1702 nur das schlammige Newa-Delta befindet, will er ab 1703 seine Vision wahr werden lassen.
Es soll eine Stadt werden, die mit Kanälen durchzogen wird, ganz nach dem Vorbild von Amsterdam.

Zur Verwirklichung seines Traumes lädt er persönlich viele europäische Handwerker und Ärzte ein, ihm bei der Durchsetzung seines Traumes zu helfen, von denen viele die Einladung annehmen.
Diese kommen mit Hoffnungen auf etwas Großes, wissend, dass die Anfänge schwer werden, denn eine vorgegebene Infrastruktur gibt es noch nicht.
An dem Aufbau der neuen Hauptstadt kommen aber nicht nur Geladene, sondern es werden ebenfalls Gefangene und Leibeigene eingesetzt, die keine Wahl haben, sie müssen unter schwersten Bedingungen Fronarbeit leisten und auch zum Teil ihr Leben lassen...

Die Geschichte des Romans umfasst den Zeitraum von 1703, wo der erste Spatenstich erfolgte, bis ins Jahr 1712, der offiziellen Ernennung von St. Petersburg zur Hauptstadt Russlands.

Die Autorin Martina Sahler hat die Entstehung der Hauptstadt nicht nur sehr gut recherchiert, sie hat diese auch mittels historischen und fiktiven Protagonisten sowie deren Lebensgeschichten für den Leser zum Leben erweckt.

Neben den historischen Personen wie Zar Peter Alexejewitsch, seinem Freund und Berater Fürst Alexander Menschikow, seiner Ehefrau wie auch seiner Geliebten stehen fiktive Personen gegenüber wie der deutsche Arzt Richard Albrecht mit seiner Frau und den Kindern Paula, Helena und Gustav, dem Tischler Theodorus van der Linden aus Amsterdam mit seinem Sohn Willem, den beiden italienischen Architektenbrüdern Matteo di Gregorio und Francesco, schwedischen Kriegsgefangenen sowie russische Leibeigene.

Der Leser ist vom ersten Spatenstich an zur Gründung der neuen Hauptstadtmetropole unmittelbar am Geschehen dabei. Man hat förmlich das Wachsen der Stadt vor Augen, kämpft gemeinsam mit den Beteiligten gegen die Widrigkeiten der Natur und kann sich auch vor Rückschlägen nicht verwehren.
Unter zum Teil unmenschlichen Bedingungen wird eine Stadt aus dem Boden gestampft, die ohnegleichen ist.
Zar Peter weicht nicht einen Schritt von seinem Traum ab und versucht ihn, egal, was es kostet, umzusetzen. Dabei spielen Menschenleben keine Rolle.

Neben dem einzigartigen Aufbau der Stadt erfährt der Leser nebenbei auch ein wenig von Russlands Geschichte, den militärischen Angriffen, denen Zar Peter auch ausgesetzt ist.

Der Roman lebt durch seine Protagonisten, denen die Autorin hier Leben einhaucht. Sie zeigt die Lebensumstände, unter denen die Gefangenen oder Leibeigenen zu leben haben, aber auch ihre Träume und Hoffnungen. Genauso gnadenlos skizziert sie auch die Tatsache, dass diese keinerlei Rechte haben, sondern zum Spielball der Mächtigen werden.

In ihrem Roman ist alles vertreten, es reicht von Liebe, Hass, Leidenschaft, Eifersucht, Träumen, Hoffnungen bis zur Geschichte, Kriegen, Mord und Macht.
Mir hat es Spaß gemacht, die Entstehung von St. Petersburg mit Hilfe des Romans vor meinem bildlichen Auge auferstehen zu lassen. Ich habe gern die baulichen Veränderungen beobachtet und die Protagonisten in ihrem Wirken, Denken und Tun begleitet.
Ich habe mit ihnen gehofft und gebangt und manch einem sein Schicksal gegönnt, das ihn ereilt hatte, im positiven wie auch im negativen Sinne.

Für mich war es das erste Buch von Martina Sahler, aber mit Sicherheit wird es nicht das letzte sein.
Wer gern historische Romane liest, dem empfehle ich dieses Buch gern weiter.
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