Cover des Buches Eine feine Gesellschaft (ISBN: 9783492308816)
Rezension zu Eine feine Gesellschaft von Martina Winkelhofer

Interessante Einblicke in die Welt des europäischen Adels

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Ein wirklich interessanter Blick hinter die Kulissen des europäischen Adels!

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Man kann sich denken, daß selbst bei gekrönten Häuptern nicht immer alles Eitel Sonnenschein war. Winkelhofer hat sich in einer wirklich überzeugenden Art und Weise daran gemacht eine Vielzahl von Irrungen, Wirrungen, Affären und Skandalen des europäischen Adels aufzudecken. Vieles war mir bereits bekannt- wie das schlechte Verhältnis zwischen Wilhelm II. und seiner Mutter, deren strenge Erziehung, die Foltermethoden des Hofarztes aufgrund des lahmen Armes des Jungen sowie das eher doch egoistische Verhalten Kaiserin Elisabeths, Sisis, zu ihrem Sohn, dem Kronprinzen Rudolf und generell gegenüber ihren Kindern, die Affären der Königin Marie von Rumänien, die der Kronprinzessin von Sachsen, Lily Langtry, die Kokotte Edwards- dennoch tauchen auch viele historische Begebenheiten auf, die mir noch nicht bekannt waren. Ein ganzes Kapitel befasst sich mit Zar Nikolaus II. und seiner Familie, Rasputins Einfluß und der Krankheit des Thronfolgers Alexei (Hämophilie). Es ist ansprechend geschrieben und fesselnd, manches bringt einen zum Staunen in dem Buch, zum Kopfschütteln oder belustigt sogar.
Nur ein Fehler ist Winkelhofer unterlaufen- auf S. 273- das Bild des Zaren Nikolaus II. im Rollstuhl zeigt ihn nicht in Jekaterinburg als gebrochenen Mann im Exil- es wird oft falsch eingeordnet. Anfang 1918 rasierte sich der Zar den Bart ab. Das Bild zeigt ihn 1904 in Peterhof, als er an Typhus litt und den Rollstuhl seiner Gattin Alexandra benutzen musste. Sie brauchte ihn während ihrer Schwangerschaften zuerst aufgrund eines Rückenleidens.
Es sei Winkelhofer aber verziehen, denn dieses Bild wird oft falsch beschrieben.
Wenn man bedenkt, daß auch mein Urgroßvater den Kaiser und seine Familie noch als Vorzeigefamilie Preußens ansah, wie die meisten Deutschen, dann hätte die Wahrheit sicher sehr an der Fassade gerüttelt. Die Kaiserin Auguste Victoria war im europäischen Adel unbeliebt- man hielt sie für zu gewöhnlich, kleidete sie sich doch eher schlicht, legte keinen großen Wert auf Pomp und sprach am liebsten über ihre karitativen Werke, unpolitisch wie sie war- eine perfekte Ehefrau- aber man nannte sie die "Kirchenjuste", auch im Volk, weil sie sehr viele Kirchen bauen ließ, neben Waisenhäusern etc. Das hätte man vielleicht noch erwähnen können.
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