Der Titel passt sehr gut und das Buch fast die Jahrhunderte der Habsburger-Herrschaft ausgezeichnet zusammen. Auf das wichtigste reduziert, sodass es nirgends langweilig wird. Ein Buch welches auf Grund der Macht der Habsburger nicht nur Aufschluss über österreichische, spanische und deutsche Geschichte liefert, sondern auch über europäische. Sehr empfehlenswert für ein Buch, welches sich mit Geschichte befasst.
Martyn Rady
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Martyn Rady
Die Habsburger
Vom Rhein bis zu den Karpaten
The Habsburgs: The Rise and Fall of a World Power
The Habsburgs: To Rule the World
Neue Rezensionen zu Martyn Rady
Ich hätte es wissen können. Simon Sebag Montefiore, Autor einer unsäglich geschwätzigen Darstellung über die Romanows hat "Die Habsburger" von Martyn Rady über den grünen Klee gelobt : "Eine Chronik der Staatskunst und familiärer Verwicklungen, voller Religion, Mord, Inzest und Irrsinn. Geschichte als Epos".
Derart reißerisch angepriesen hätte ich eigentlich abgeschreckt sein sollen, aber leider habe ich den Klappentext erst nach dem Kauf gelesen. Aber gut, ganz so schlimm wie befürchtet war die Darstllung dann doch nicht. Tatsächlich enthält sie zahlreiche irrelevante Fakten, die sich vielleicht für eine populärwissenschaftliche Verarbeitung in einer Netflix-Serie eignen dürften, daneben finden sich dann aber auch gut lesbare, wissenschaftlich fundierte Passagen, die mich den Kauf dieses nicht ganz billigen Buches (35 €) nicht bereuen lassen. In 28 Einzelkapiteln (das einleitende Kapitel hat einen etwas anderen Schwerpunkt) , die jeweils einen bestimmten Herrscher in den Mittelpunkt stellen, beschreibt Rady die Geschichte des Habsburgergerhauses und der damit verbundenen österreichischen Geschichte. Insgesamt ist ihm das, wie gesagt, durchaus gelungen, wer aber eher auf seriöse Geschichtsschreibung setzt, sollte sich an Pieter M. Judsons "Habsburg, Geschichte eines Imperiums" aus dem Beck-Verlag halten,der allerdings nur die letzten beiden Jahrhunderte der späteren k.u.k Monarchie beschreibt.
Für Historiker ist es stets ein schwieriges Unterfangen, die Geschichte einer Dynastie auf begrenztem Raum darzustellen. Besonders groß sind die Herausforderungen im Falle des Hauses Habsburg. Die Geschichte der Habsburger umspannt fast ein ganzes Jahrtausend. Sie begann im 10. Jahrhundert im südwestdeutschen Raum (Schwaben). Im 13. Jahrhundert verlagerte sich der Schwerpunkt des habsburgischen Territorialbesitzes ostwärts, nach Österreich. Um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert vollzog die Dynastie einen spektakulären Aufstieg zur führenden Herrscherfamilie Europas. Durch mehrere Erbschaften gelangten die Habsburger in den Besitz der burgundischen Niederlande, Spaniens sowie Böhmens und Ungarns. Abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im 18. Jahrhundert hatten die Habsburger zudem von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis 1806 kontinuierlich die Kaiserwürde des Heiligen Römischen Reiches inne. Mit dem Untergang der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg endete die Geschichte der Habsburger. Keine andere europäische Dynastie hat derart lange und über so viele verschiedene Staaten und Regionen Europas geherrscht. Der britische Historiker Martyn Rady ist ein Experte für die Geschichte Ostmitteleuropas. Verglichen mit anderen Werken über die Habsburger ist sein Buch schlank und handlich. Der Text macht rund 330 Seiten des Umfanges aus. Bedenkt man, wie lange die Habsburger eine historisch bedeutsame Rolle spielten, so wirkt dieser Textumfang eher etwas zu knapp. Rady hat eine angenehm lesbare Überblicksdarstellung vorgelegt, die wenig Raum für Vertiefung bietet. Für die Verwendung im wissenschaftlichen Bereich ist das Werk nicht tiefgründig genug. Es ist für historisch interessierte Laien gedacht und dürfte das begrenzte Informationsbedürfnis dieses Leserkreises angemessen befriedigen.
Das Buch vermittelt ein hinreichendes Maß an Fakten zur Geschichte Europas und der von den Habsburgern beherrschten Länder. Rady gelingen treffsichere Porträts einzelner herausragender habsburgischer Herrscherpersönlichkeiten. Der spanische Zweig der Habsburger erfährt indes zu wenig Aufmerksamkeit, und auch einige wichtige historische Ereignisse und Prozesse wie der Dreißigjährige Krieg werden zu knapp behandelt. Anerkennung verdient Radys Bemühen, bestimmte Leitmotive habsburgischer Herrschaft herauszuarbeiten: Im 16. und 17. Jahrhundert war es die Verteidigung des Katholizismus und der Abwehrkampf gegen die Osmanen. Im 18. Jahrhundert schrieben sich Kaiserin Maria Theresia und ihr Sohn Joseph II. die Modernisierung der habsburgischen Länder im Geiste des aufgeklärten Absolutismus auf die Fahne. Im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn verstand sich die Herrscherfamilie als einigende und friedensstiftende Kraft, die als unparteiische Schutzmacht über das Wohl einer Vielzahl von Nationen und Religionen wachte. Für deutsche und österreichische Leser wäre es reizvoll zu erfahren, wie die Herrschaft der Habsburger heute in Spanien, Tschechien, Ungarn oder auf dem Balkan bewertet wird. Leider verzichtet Rady auf einen solchen abschließenden Vergleich. Ein weiteres Leitmotiv ist die Förderung der Künste und Wissenschaften durch die Habsburger. Fazit: Wer sich noch nie näher mit den Habsburgern beschäftigt hat, der wird Radys Buch als kompetent geschriebene und vergleichsweise kompakte Gesamtdarstellung schätzen. Kenner der Materie hingegen können mit dem Buch allenfalls ihr Wissen auffrischen.
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