Darum geht es:
Eine verheiratete, erfolgreiche Frau irgendwo um die fünfzig bis Mitte fünfzig ist gelangweilt von ihrem Leben und lässt sich auf einen jüngeren Liebhaber ein. Der Traummann entführt sie in unbekannte sexuelle Welten, doch er hat auch seine dunklen Seiten.
Mein Eindruck:
Nachdem ich jetzt ein Jahr Glück hatte und wirklich fast alle Bücher mir sehr gut bis gut gefallen haben, war das hier ein ganz tiefer Fall in den Keller. Eigentlich hatte ich schon nach wenigen Seiten den Wunsch, es abzubrechen. Ich habe es dennoch bis zu Ende gelesen, denn ich fand das Ganze einfach so grotesk, dass ich wissen wollte, was noch an Absurditäten passieren wird.
Daher gibt es von mir (glaube ich zumindest) die allererste 1-Sterne-Wertung überhaupt. Und hier meine Gründe dafür:
Zunächst einmal fand ich es sehr befremdlich, dass keine Namen genannt wurden. Es gibt nur die Erzählerin, die von ihrem Lover als "meine Königin" angesprochen wird. Mann und Frau reden sich auch nie mit Namen an. Der Dackel ist der Dackel oder das Hündchen und der Lover der Traummann. Dadurch wirkt die Geschichte schon einmal sehr unpersönlich.
Der zweite Punkt: Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, mich in einer besser situierten Vorstadtsiedlung in Deutschland zu befinden. Dackel, Mann der den Garten pflegt und im Wald Pilze sammelt, Gulasch und Spätzle... New York stelle ich mir irgendwie anders vor - vielleicht mein Fehler, aber es klang alles irgendwie typisch deutsch.
Der dritte Punkt: Zahlen. Die Autorin ist sich offensichtlich bis zu letzt nicht klar darüber, wie alt "die Frau/meine Königin" denn letztendlich ist. Beispiele:
"Meine Gedanken bleiben augenblicklich bei meinem sagenhaften Liebhaber, der zehn Jahre jünger ist als ich, also knackige neununddreißig, hängen." (Zitat Seite 37)
"Der Mann ist wie ein Sechser im Lotto. Welcher fünfundfünfzigjährigen, anständig verheirateten Frau passiert das schon, dass sie so oft beglückt wird." (Zitat Seite 74)
Nur 8 Seiten später ist sie tatsächlich wieder 6 Jahre jünger:
"Was ist eigentlich der Sinn meines Lebens? Ich bin jetzt neunundvierzig alt." (Zitat Seite 82)
Doch das sind bei weitem nicht die einzigen Rechenprobleme. Es ist auch nicht klar, wie lange sie eigentlich schon mit dem Mann verheiratet ist (25 Jahre oder doch eher 30?).
Kommen wir zur Erotik: Die erotischen Szenen sind recht lieblos beschrieben und in keiner Weise erotisch. Teilweise wirken sie eher brutal und billig. Jemanden als Traummann zu bezeichnen, der einen mit blauen Flecken und Schürfwunden versorgt, scheint mir dann doch etwas abwegig. Besonders süffisant: Am Tag des Geschehens versteckt sie sich vor ihrem Mann, damit er die Flecken nicht sieht. Nur ein oder zwei Tage später hat sie damit kein Problem mehr. Ich weiß nicht, die blauen Flecken (insbesondere wenn sie so heftig sind, wie beschrieben), die ich kenne, brauchen im Normalfall mehrere Tage oder sogar eine Woche, bis sie halbwegs weg sind...
Irgendwie hatte die Geschichte einen leichten "Eine verhängnisvolle Affäre"-Touch. Der "Traummann" taucht immer zufällig dort auf, wo sich die Frau gerade aufhält. Manchmal ist sie sich auch gar nicht sicher, ob er tatsächlich da war. Oder aber sie trifft sich für einen Quickie in irgendeinem dunklen Raum mit ihm - obwohl sie mit ihrem Mann unterwegs ist. Der natürlich nichts davon mitbekommt. Ab einem gewissen Punkt hatte ich ein bisschen Sorge um den Dackel. Diejenigen, die "Eine verhängnisvolle Affäre" kennen, wissen bestimmt, was ich meine.
Das Ende ist ebenso lieblos wie der Rest der Geschichte und konnte mich auch nicht mehr damit versöhnen.
Mein Fazit:
Ich verstehe nicht, wie es dazu kommen konnte, dass die Geschichte so veröffentlicht wurde. Ein gutes Lektorat hätte hier sicherlich noch etwas retten können. Vielleicht sollte man sich darüber Gedanken machen.
Mir bleibt hier nur ein Kopfschütteln.