Rezension zu Stravaganza - City of Masks von Mary Hoffman
"Stravaganza. City of Masks" von Mary Hoffman
von Jacynthe
Rezension
Jacynthevor 8 Jahren
Lucien hat Krebs. Nach der Chemotherapie fühlt er sich nur noch schwächer. Doch dann schenkt ihm sein Vater ein kleines Notizbuch, mit dessen Hilfe er nach Bellazza reisen kann - einen Ort, der sehr an Venedig erinnert, nur einige hundert Jahre zuvor. Fortan verbringt er seine Nächte in der geheimnisvollen Stadt und hilft der gleichaltrigen Arianna und dem Magier Rodolfo dabei, die herrschende Duchessa aus einem Netz aus Intrigen, Verschwörungen und Magie zu befreien. Dabei gerät er selbst in Lebensgefahr...
Das Cover dieses Buches begleitet mich schon jahrelang. Eine Freundin besaß die deutsche Ausgabe des Romans und irgendwie habe ich dieses einprägsame Cover nie vergessen. Bisher hat es mich aber nicht dazu gereizt, das Buch auch mal zu lesen. Das hat sich geändert, als ich die englische Ausgabe in der Bibliothek fand. Ich wollte ohnehin mehr auf englisch lesen.
Die Story des Romans ist verworren und undurchsichtig. Nichts ist so, wie es scheint und der Verlauf der Handlung hat mich mehr als einmal überrascht. Das spricht definitiv für die Autorin. Auch ihre Idee von Zeitreisen ist besonders, denn man reist gleichzeitig auch an einen anderen Ort, der jedoch anders ist als sein Pendant in der echten Welt. Was hier auf den ersten Blick wie Venedig erscheint, heißt in der Parallelwelt Bellazza, und auch die umliegenden Orte heißen anders, teils jedoch ähnlich wie das Original. Vieles ist gleich, wie manche Gebäude, die Gondeln oder das berühmte Merino-Glas, welches in der Parallelwelt "Murano-Glas" heißt, anderes ist verändert oder gar gegenteilig. Silber ist das wertvollste Gut dieser Welt und neben dem katholischen Glauben gibt es viele weitere Götter und sogar Magie.
Lucien kann in diese Welt reisen, indem er mit einem Notizbuch, das sein Vater ihm geschenkt hat, in der Hand einschläft. In seiner Welt, zu Hause in London, ist er dann in einem tiefen Schlaf, aus dem ihn niemand wecken kann, während er in Bellazza fit und vor allem gesund ist. Wenn in seiner Welt Nacht ist, ist in Bellazza Tag und Lucien genießt es, ohne Schmerzen und Schwächeanfälle durch die faszinierende Stadt streifen zu können. Er wird von Rodolfo, einem Magier und engem Vertrauten der herrschenden Duchessa, unter seine Fittiche genommen und in die Geheimnisse des Zeitreisens eingeweiht. Denn wie Lucien ist auch er ein Stravagante.
Lucien erschien mir sehr authentisch und ich mochte seine Treue und Loyalität denen gegenüber, die er liebt. Sein Leidensweg zu Hause ist sehr tragisch, doch die Familie hält zusammen und unterstützt Lucien wo es geht. Man spürt förmlich, wie ihm die Zeit in Bellazza gut tut und er auch in seiner Heimat wieder aufblüht - und das, obwohl er sich die Nächte um die Ohren schlägt.
Die einheimische Arianna ist zunächst alles andere begeistert, als der seltsam aussehende Junge in Bellazza auftaucht und sie ihren Plan, sich an der Schule für Gondolliere einzuschleichen aufgibt, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Denn an dem Tag, an dem Lucien zum ersten Mal durch Zeit und Raum reist, ist es allen, die nicht in Bellazza geboren wurden, verboten, sich in der Stadt aufzuhalten. Ihre anfängliche Wut verwandelt sich jedoch schnell in tiefe Freundschaft. Arianna ist mein Lieblingscharakter in der Geschichte - ein mutiges Mädchen, das mit den Regeln für Frauen und Mädchen unzufrieden ist und diese zu ändern versucht, bekommt von mir ohnehin immer extra Sympathiepunkte.
Kern des Romans ist der Kampf der geheimnisvollen Duchessa Silvia gegen die Angriffe und Intrigen der Familie di Chimici, die die Herrschaft von Bellezza an sich reißen will. Ich empfand Silvia als starke und skrupellose Frau und Herrscherin, die vor nichts zurückschreckt, um ihre Stadt zu schützen. Sie war mir jedoch auch unsympathisch, denn ich konnte sie einfach nicht durchschauen und ihre Taten nicht immer gut heißen, auch wenn sie stets im Interesse anderer zu handeln vorgibt. Sie ist Hoffman als Charakter jedoch besonders gut gelungen und erfüllt definitv ihren Zweck, den Leser zu verwirren und Spannung zu erzeugen.
Manches erschien mir jedoch viel zu konstruiert und in die Form der Geschichte gepresst. Hoffman hatte eine bestimmte Vorstellung und ihre Figuren benötigten bestimmte Utensilien oder bestimmtes Wissen? Kein Problem - durch eine praktische Fügung des Schicksals haben sie, was sie brauchen. Dadurch entstehen teilweise unlogische Verknüpfungen, die Hoffman stets als unerforschtes Terrain darstellt. Man kann eigentlich nichts aus der Welt, in die man reist, mitbringen, aber manchmal geht es eben doch. Man weiß nicht warum. So in etwa verläuft gelegentlich ein Gespräch oder ein Gedankengang, was mich ein wenig gestört hat. Selbst in einer Fantasy-Geschichte sollte man meiner Meinung nach schlüssig argumentieren können, wenn es um (Pseudo)Wissenschaften geht.
City of Masks ist der erste Teil einer mittlerweile sechsteiligen Reihe, ist jedoch in sich geschlossen. Arianna und Lucien finden sich beide plötzlich in einem gänzlich neuen Leben wieder und ich fand die Wendungen sehr schön, wenn auch teils traurig, die sie dorthin gebracht haben. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und vergebe 4 von 5 Wolken.
Inhalt
Lucien hat Krebs. Nach der Chemotherapie fühlt er sich nur noch schwächer. Doch dann schenkt ihm sein Vater ein kleines Notizbuch, mit dessen Hilfe er nach Bellazza reisen kann - einen Ort, der sehr an Venedig erinnert, nur einige hundert Jahre zuvor. Fortan verbringt er seine Nächte in der geheimnisvollen Stadt und hilft der gleichaltrigen Arianna und dem Magier Rodolfo dabei, die herrschende Duchessa aus einem Netz aus Intrigen, Verschwörungen und Magie zu befreien. Dabei gerät er selbst in Lebensgefahr...
Meine Meinung
Das Cover dieses Buches begleitet mich schon jahrelang. Eine Freundin besaß die deutsche Ausgabe des Romans und irgendwie habe ich dieses einprägsame Cover nie vergessen. Bisher hat es mich aber nicht dazu gereizt, das Buch auch mal zu lesen. Das hat sich geändert, als ich die englische Ausgabe in der Bibliothek fand. Ich wollte ohnehin mehr auf englisch lesen.
Die Story des Romans ist verworren und undurchsichtig. Nichts ist so, wie es scheint und der Verlauf der Handlung hat mich mehr als einmal überrascht. Das spricht definitiv für die Autorin. Auch ihre Idee von Zeitreisen ist besonders, denn man reist gleichzeitig auch an einen anderen Ort, der jedoch anders ist als sein Pendant in der echten Welt. Was hier auf den ersten Blick wie Venedig erscheint, heißt in der Parallelwelt Bellazza, und auch die umliegenden Orte heißen anders, teils jedoch ähnlich wie das Original. Vieles ist gleich, wie manche Gebäude, die Gondeln oder das berühmte Merino-Glas, welches in der Parallelwelt "Murano-Glas" heißt, anderes ist verändert oder gar gegenteilig. Silber ist das wertvollste Gut dieser Welt und neben dem katholischen Glauben gibt es viele weitere Götter und sogar Magie.
Lucien kann in diese Welt reisen, indem er mit einem Notizbuch, das sein Vater ihm geschenkt hat, in der Hand einschläft. In seiner Welt, zu Hause in London, ist er dann in einem tiefen Schlaf, aus dem ihn niemand wecken kann, während er in Bellazza fit und vor allem gesund ist. Wenn in seiner Welt Nacht ist, ist in Bellazza Tag und Lucien genießt es, ohne Schmerzen und Schwächeanfälle durch die faszinierende Stadt streifen zu können. Er wird von Rodolfo, einem Magier und engem Vertrauten der herrschenden Duchessa, unter seine Fittiche genommen und in die Geheimnisse des Zeitreisens eingeweiht. Denn wie Lucien ist auch er ein Stravagante.
Lucien erschien mir sehr authentisch und ich mochte seine Treue und Loyalität denen gegenüber, die er liebt. Sein Leidensweg zu Hause ist sehr tragisch, doch die Familie hält zusammen und unterstützt Lucien wo es geht. Man spürt förmlich, wie ihm die Zeit in Bellazza gut tut und er auch in seiner Heimat wieder aufblüht - und das, obwohl er sich die Nächte um die Ohren schlägt.
Die einheimische Arianna ist zunächst alles andere begeistert, als der seltsam aussehende Junge in Bellazza auftaucht und sie ihren Plan, sich an der Schule für Gondolliere einzuschleichen aufgibt, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Denn an dem Tag, an dem Lucien zum ersten Mal durch Zeit und Raum reist, ist es allen, die nicht in Bellazza geboren wurden, verboten, sich in der Stadt aufzuhalten. Ihre anfängliche Wut verwandelt sich jedoch schnell in tiefe Freundschaft. Arianna ist mein Lieblingscharakter in der Geschichte - ein mutiges Mädchen, das mit den Regeln für Frauen und Mädchen unzufrieden ist und diese zu ändern versucht, bekommt von mir ohnehin immer extra Sympathiepunkte.
Kern des Romans ist der Kampf der geheimnisvollen Duchessa Silvia gegen die Angriffe und Intrigen der Familie di Chimici, die die Herrschaft von Bellezza an sich reißen will. Ich empfand Silvia als starke und skrupellose Frau und Herrscherin, die vor nichts zurückschreckt, um ihre Stadt zu schützen. Sie war mir jedoch auch unsympathisch, denn ich konnte sie einfach nicht durchschauen und ihre Taten nicht immer gut heißen, auch wenn sie stets im Interesse anderer zu handeln vorgibt. Sie ist Hoffman als Charakter jedoch besonders gut gelungen und erfüllt definitv ihren Zweck, den Leser zu verwirren und Spannung zu erzeugen.
Manches erschien mir jedoch viel zu konstruiert und in die Form der Geschichte gepresst. Hoffman hatte eine bestimmte Vorstellung und ihre Figuren benötigten bestimmte Utensilien oder bestimmtes Wissen? Kein Problem - durch eine praktische Fügung des Schicksals haben sie, was sie brauchen. Dadurch entstehen teilweise unlogische Verknüpfungen, die Hoffman stets als unerforschtes Terrain darstellt. Man kann eigentlich nichts aus der Welt, in die man reist, mitbringen, aber manchmal geht es eben doch. Man weiß nicht warum. So in etwa verläuft gelegentlich ein Gespräch oder ein Gedankengang, was mich ein wenig gestört hat. Selbst in einer Fantasy-Geschichte sollte man meiner Meinung nach schlüssig argumentieren können, wenn es um (Pseudo)Wissenschaften geht.
City of Masks ist der erste Teil einer mittlerweile sechsteiligen Reihe, ist jedoch in sich geschlossen. Arianna und Lucien finden sich beide plötzlich in einem gänzlich neuen Leben wieder und ich fand die Wendungen sehr schön, wenn auch teils traurig, die sie dorthin gebracht haben. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und vergebe 4 von 5 Wolken.