Cover des Buches Sommer im Herzen (ISBN: 9783596198412)
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Rezension zu Sommer im Herzen von Mary Kay Andrews

Sommer, Sonne, Scheidungsärger

von Damarel vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Leichte Sommerlektüre mit einem ordentlichen Schuss amerikanischer Übertreibung

Rezension

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Damarelvor 8 Jahren
Eine Vorzeige-Villa, ein sexy Ehemann, eine steile Karriere als Lifestyle-Bloggerin. Grace hat eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Und was man sich nicht wünschen kann: Nämlich einen untreuen Ehemann.
Als Grace ihren holden Gatten bei einem Schäferstündchen mit ihrer Assistentin erwischt, macht sie einen folgenschweren Fehler. Sie versenkt sein Cabrio im hauseigenen Swimmingpool. Und das findet Ben gar nicht lustig.
Plötzlich steht die eben noch so glückliche und erfolgreiche Grace mit absolut gar nichts auf der Straße und muss wieder bei ihrer Mutter einziehen.
Und auch der ehrenwerte Richter Stackpole, der ihre Scheidung über die Bühne bringen soll, hat kein Verständnis für Affekttaten. Vor allem nicht, wenn sie von Frauen begangen werden. Und so behält Ben bis zur engültigen Scheidung alles inklusive den Rechten an Grace erfolgreichen Blog, dem Haus und der Geliebten.
Grace dagegen hat nur noch eins: Die Scheidungstherapie mit vier anderen betrogenen Affektätern bei der durchgeknallten Therapeutin Paula.

"Sommer im Herzen" war mein zweites Buch von Mary Kay Andrews und diesmal konnte mich die Autorin schon mehr überzeugen. Zu dem locker-leichten Schreibstil, der weder kitschig noch zu betulich oder prollig ist, kommt diesmal auch eine ausgewogene Story hinzu. Sicher wird auch hier das Rad nicht neu erfunden, es gibt keine allzu großen Überraschungen und einige Versatzteile (nur anders montiert) kannte ich schon aus dem anderen Roman, aber die Geschichte ist gut durchdacht, flüssig zu lesen und in sich schlüssig. Lediglich zum Ende gings mir dann etwas zu sehr im Schweinsgalopp davon und ein paar kleine Fragen blieben offen.
Mit Grace hat die Autorin eine nachvollziehbar handelnde Hauptfigur geschaffen. In ihrer Geschichte werden alle Register gezogen, manchmal leider auch eins zu viel für meinen Geschmack. Das versenkte Auto oder die Schikane durch ihren Ex und die Assistentin waren mir manchmal etwas zu viel des Guten, um noch realistisch zu wirken. Wenn allerdings auch etwas übertrieben, kann man bei Grace großen und kleinen Schicksalsschlägen gut mitgehen und -fühlen, auch wenn die Figur selbst mich nicht wirklich ansprechen konnte. Umsympathisch war sie allerdings auch nicht.
Eine etwas mehr aus dem Leben gegriffene Geschichte entspinnt sich allerdings um ihren männlichen Counterpart, den sie in der schrägen Therapiegruppe kennenlernt. Wyatt ist zwar auch so sympathisch und tut immer das Richtige, dass er schon fast an Mr. Perfect grenzt, aber auch hier werden eigentlich alltägliche Probleme zu einer netten, nachvollziehbaren Story verwoben, wo vielleicht nicht die extreme Spannung aufkommt, aber man doch sehr gerne wissen möchte, wie es weitergeht.
Auch bei den Nebencharakteren hat MKA gute, wenn auch teilweise wieder etwas übertriebene Arbeit geleistet und dank der bunten, bildlichen Beschreibungen von Florida kam dann auch ordentlich Sommer-Urlaubsfeeling auf. Auch Grace Begeisterung für ihren Job konnte die Autorin ganz wunderbar auf den Leser übertragen. Da bekommt man glatt selbst Lust mal ein altes Haus zu renovieren.

Die Autorin ganz wunderbar alltägliche Probleme zu einer interessanten Story verbinden und gibt nebenbei interessante Einblicke in das Leben von Bloggern, Scheidungspaaren, Existenzproblemen, alternden Eltern und vielem mehr. Was ihr auch in diesem Roman für meinen Geschmack wieder nicht ganz so gelungen ist, ist das Knistern zwischen den Protagonisten. Die Liebesgeschichte scheint mir nur eine notwendige Dreingabe zu sein, um die weiblichen Leser bei der Stange zu halten. Genauso wie die zwei, drei Erotikszenen, die eher krude als anregend wirken. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, als würde die Autorin sich innerlich sträuben solche Szenen zu schreiben, aber es muss ja nun mal mit hinein, es gehört ja heute irgendwie dazu. Was Grace und Wyatt nun genau so sehr zueinander hinzieht, hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Die beiden sind ein nettes Paar, aber keines, das mich auch nur ansatzweise vom Hocker gerissen hätte.

Einen Punkt muss ich allerdings noch erwähnen, der mich während des Lesens doch mehr und mehr auf die Palme gebracht hat. Wie auch schon "Kein Sommer ohne Liebe" sind auch bei "Sommer im Herzen" die toughen Powerfrauen (bis auf eine Ausnahme) immer die Frauen mit dem höheren Bildungsabschluss und der Monsterkarriere. Sie sind die Guten, sie sind die Starken, sie sind die ungerecht Behandelten. Alle, die sich daneben benehmen, die Geliebten sind, etwas nicht auf die Reihe kriegen, sind immer junge Frauen mit, wie mir scheint, nicht so hohem Bildungsabschluss. Seien es nun dumme Praktikantinnen, die nicht recherchieren können, Assistentinnen, die den eigenen Ehemann v*****, Gerichtsdienerinnen, die etwas mit dem verheirateten Richter haben oder Goldgräber-Exfrauen, die noch keinen Tag im Leben gearbeitet haben. Mir hat sich im Laufe des Buches der Eindruck aufgezwungen, dass nur Frauen mit höherem Bildungsabschluss toughe, moralisch integere Personen sind und jemand, der es eben "nur" zur Gerichtsdienerin oder Assistentin bringt, automatisch moralisch fragwürdig handelt oder eben dumm sein muss. Das war mir etwas sehr baukastenmäßig und fast beleidigend.


Alles in allem ist "Sommer im Herzen" nette Strandlektüre, der ich 3,5 Sterne geben würde.
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