Normalerweise bin ich kein Freund von solchen Romanen, die die Stimmung des Herbstes mit all seinen Facetten einfangen. Ich dachte, dass die Geschichte mich runterzieht, aber das war nicht so.
In der Kleinstadt Solace in Kanada scheint für die siebenjährige Clara die Welt zusammen zu brechen. Zwei für sie wichtige Menschen sind nicht mehr für sie verfügbar. Ihre ältere Schwester Rose ist seit Tagen spurlos verschwunden. Für Clara ist nichts mehr wie es war und so kann sie nur am Fenster stehen und warten, dass ihre Schwester endlich zurückkehrt. Zumindest hat sie noch den Kater der Nachbarin, den sie betreut während Mrs. Orchard im Krankenhaus liegt. Während Clara wartet, dass Mrs. Orchard zurückkehrt, zieht plötzlich ein fremder Mann in das Nachbarhaus. Was hat das zu bedeuten?
Liam Kane wurde das Haus von Mrs. Orchard geschenkt. Die Geschichte dahinter erfahren wir erst im Laufe des Buches. Die drei Charaktere erzählen aus unterschiedlichen Perspektiven und ergeben so ein rundes Bild.
Die Autorin hebt besonders die junge Clara hervor, die mit positiven Gedanken versucht, ihre schwierige Situation zu meistern und die dann doch wieder von einer Welle der Verzweiflung überrollt wird. Mrs. Orchard lässt ihr Leben Revue passieren während ihr im Krankenhaus nicht allzu viel Zeit mehr bleibt und sie sich einem Vorfall stellt, der nicht nur für sie selbst tragische Folgen hatte. Doch auch Liam schleppt so einiges mit sich und schafft es nicht, sich aus seiner Lethargie zu befreien.
Mary Lawson verwebt die drei Geschichten ganz zart und voller Poesie. Ihr Schreibstil ermöglicht es, tief einzutauchen und uns in den Norden Kanadas und die Menschen dort einzufühlen.
Gerne vergebe ich für diese stimmungsvolle Atmosphäre 4 Sterne.