Cover des Buches BONK (ISBN: 9783596182299)
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Rezension zu BONK von Mary Roach

Rezension zu "BONK" von Mary Roach

von Wortklauber vor 15 Jahren

Rezension

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Wortklaubervor 15 Jahren
Ein Interview im Stern war’s, das mich auf das Buch aufmerksam gemacht hat. Die „lustigste Wissenschaftsjournalistin der Welt“ soll die Autorin demnach sein. Schadet ja nix. Humor ist eine Möglichkeit, Wissenschaftliches populär verpackt aus dem Elfenbeinturm heraus und unters Volk zu streuen. Und er schadet zusätzlich nicht, weil das Thema des Buches immer noch etwas heikel ist. Der deutsche Untertitel des Buches lautet: „Wenn Sex und Wissenschaft sich paaren“ (Tusch und Platz für Lacher). (Die „lustigste Wissenschaftsjournalistin der Welt“ hat übrigens weiterhin ein Buch geschrieben mit dem Titel „Stiff“. Damit wendet sie sich dann allerdings einem anderen Tabu-Thema zu, nämlich dem Tod: „The Curious Lives of Human Cadavers“. – Wobei mich nicht wegen des Inhalts (den ich nicht kenne) ein etwas unangenehmes Gefühl beschleicht, sondern wegen des launigen Titels, den es offenbar brauchte, um genügend Leser anzusprechen.) Das Buch klärt auf über die Pioniere der Sexualforschung (Kinsey war bei weitem nicht der Erste), man erfährt von technischen Errungenschaften wie der Peniskamera (und anderen Bild gebenden Verfahren), der künstlichen Befruchtung von Schweinen, den verschiedenen Behandlungsformen von Impotenz, dass Frauen komplizierte Wesen sind (was die meisten Leser wahrscheinlich schon vorher wussten), dass Hormone offenbar mehr steuern, als man denken würde (auch Frauen) und und und. Das Buch strotzt geradezu vor Kuriosa, die das Thema zwangsläufig mit sich bringt. Herrlich skurril der Rundgang durch die Fabrik für Sexspielzeug. An das Vermessen von Körperöffnungen von Pornodarstellern/-darstellerinnen zur Herstellung naturgetreuer Replikate werden die meisten Leser dieses Buches noch nie einen Gedanken verschwendet haben, und gerade dieses Abseitige und Abwegige (zumindest ein wenig voyeuristisches Interesse ist unabdingbar) und wie es für jemanden, der in dieser Fabrik arbeitet alltäglich wird, macht diesen Abschnitt interessant. Allerdings dürften diese wie die meisten anderen Informationen, die einem das Buch vermittelt, getrost unter „gelesen – gewundert – abgehakt“ abgelegt werden. Man erfährt eine Menge kurioser Dinge, die man nicht wissen musste und nachher auch gut wieder vergessen kann. Bleibt mir noch zu sagen, dass mir persönlich der Tonfall von Frau Roach (nicht zu verwechseln mit Frau Roche, die auch über Körperöffnungen etc. geschrieben hat) nach einer Weile ein wenig auf die Nerven ging. Warum, kann ich schwer beschreiben. Vielleicht, weil es eine sehr „amerikanische“ Art von Humor ist. Einerseits ist da keine Scheu, sich auch zugegeben heiklen Themen zu stellen, durchweg mit Humor – bloß, dass dieser Humor manchmal arg aufgesetzt wirkt und an anderer Stelle durch überraschende, beinahe prüde anmutende Zurückhaltung ersetzt wird. (Die deutsche Übersetzung leistet sich zusätzlich ein paar Schnitzer.) Mein Fazit: Kann man lesen, muss man nicht lesen. - Aber die beiden Marienkäfer auf dem Cover, die man zuerst für einen hält, sind putzig!
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