Meine Meinung

"Du springst, ich falle" klingt dramatisch. Dramatisch klug und traurig. Der Titel aber ist auch eine gewaltige Metapher; die, angelehnt an die Pointe des Buches, bereits eine eindrucksvolle Dramaturgie vermittelt. Die Mutter springt, das Baby im Bauch fällt - ein Titel, der Eindruck schindet, und der intelligent gewählt wurde. Im Roman von Maryam Madjidi erleben wir nämlich ein meisterhaftes Portrait einer Frau mit steinigem, eher düsteren und schattigen Leben – ihrem eigenen Leben. Dem Leben der Autorin. Aufgewachsen im Iran flieht sie mit ihrer Familie nach Frankreich, wird hier zwischen die Fronten gestellt: Ist sie nun Französin oder nicht, ist Frankreich nun ihre Heimat oder nicht? Die Autorin nimmt uns mit auf eine Reise ins Ungewisse, aber eine außerordentlich heldenhafte Reise. Die Autorin porträtiert sich selbst. Der autobiographische Roman, der in kurzen Kapiteln und mit knackigem Schreibstil verfasst wurde, zeigt uns das Leben der damals noch jungen Maryam, die den Sprung in ein neues Leben wagt, begleitet von Missständen und Niederschlägen, aber auch mit glückseligen Ereignissen und positiven Erinnerungen. Mit einem, wie bereits erwähnt, sehr einfachen und kurzen Schreibstil, den ich dem Parataktischen zuordnen würde, erzählt sie von ihrem Leben im jungen Alter, von ihrem Aufwachsen, von zwischenmenschlichen Aktivitäten - positiven wie negativen; aber auch schließlich vom neuen Leben, welches das Dasein im Schatten auflöst und immer mehr ins Licht rückt. Besonders gefallen hat mir die Hartnäckigkeit der Autorin; sie schreibt flüssig, an manchen Stellen aber unterbricht sie ihren Fluss und schwappt wie Meerwasser gegen einen Felsen, Gischt entsteht, und erst wenn dieses aufgeschäumte Wasser wieder verblasst ist, findet sie zurück zu ihrer hartnäckigen Schreibe, vom Schnellen und Abwechslungsreichen. Der Roman polarisiert von wahren Ereignissen und eindrucksstarken Schilderungen aus ihrem Leben – ein Roman, den ich lange nicht vergessen werde.

Fazit

"Du springst, ich falle" ist ein leistungsstarker und überraschend bemerkenswerter Roman – mit einer schnellen und zackigen Schreibe und einem bemitleidenswerten Portrait, welches mich beeindruckt hat. Sehr empfehlenswert!