Rezension zu 3:46 Uhr - Ein protokollarischer Roman von Masì De Sol
Rezension zu "3:46 Uhr - Ein protokollarischer Roman" von Masì De Sol
von Frau_Hemingway
Rezension
Frau_Hemingwayvor 12 Jahren
Schwierig, schwer einzuordnen dieser Roman. Ich kann auch garnicht so richtig sagen, was ich vom Buch halten soll. Seltsam, merkwürdig, komisch, genial? Christian Moser, der Protagonist, er dokumentiert ein Tag in seinem Leben. Er ist ein widerlicher Kerl, Perverser, Alkoholiker, Straftäter, eben jemand mit dem man so garkeine Sympathie aufbauen kann. Und das macht ihn wahrscheinlich auch so faszinierend. Ins Klichee würde jetzt auch passen, dass er dumm ist, geistig eher zurückgeblieben, aber das ist Moser nicht. Seine Gedanken zeugen von Intellekt, nur eben anderem Intellekt. Definitiv ist Moser ein Zerrissener, die ewige Langeweile kotzt ihn an, aber er ist auch nicht dazu in der Lage Entscheidungen zu treffen, sich irgendwie aufzuraffen. Das kann er nicht. Einsamkeit ist für ihn auch ambivalent, eigentlich möchte er mit jemand anderen zusammen sein, aber dann auch wieder nicht. Der Roman spiegelt sehr gut die seelischen Abgründe in denen sich dieser Mensch befindet, aber fassen konnte ich sie dann doch nicht. Mit solchen Inhalten muss man zurecht kommen oder eben nicht. Der Autor hat hier ein ganz anderes Stück Literatur vorgelegt, entgegen dem Mainstream. Experimentalisten und Menschen, die das Andere zu schätzen wissen, werden sicher ihre Freude an diesem Roman haben.