Rezension zu "Buskaschi oder Der Teppich meiner Mutter" von Massum Faryar
Fünfundzwanzig Jahre nachdem Schaer aus seiner Heimat Afghanistan geflohen war kehrt er zurück, um seine alte, kranke Mutter zu besuchen. In vielen Gesprächen mit ihr erinnert er sich wieder an die Vergangenheit. Er denkt an seinen verstorbenen Vater, an die unzähligen Unterhaltungen mit ihm, die sich nach und nach zur Geschichte seiner Familie und zur Geschichte seines Landes fügen. Aus seinen Erzählungen weiß er, dass seine Großeltern noch arme Bauern waren, erfährt wie sein Vater als junger Mann zu Geld und Reichtum gekommen ist und wie er dadurch seine Frau, eine Tochter aus wohlhabendem Hause, erobern konnte. Schaer erinnert sich an seine Kindheit, seine Schulzeit, seine Freunde und an seine erste Liebe. Er erinnert sich aber auch daran, wie aus seiner einst blühenden Heimat durch Bürgerkriege und Besatzungen das Land geworden ist, in dem heute die Taliban Angst und Schrecken verbreiten …
„Buskaschi oder Der Teppich meiner Mutter“ von Massum Faryar ist eine afghanische Familiensaga über vier Generationen, die im Jahr 1919 ihren Anfang hat. Sie wurde von Kritikern nach Erscheinen als „ein wunderbares Buch, das man mit Genuss liest“, „ein großartig komponierter poetischer Reigen von Lebens- und Liebesgeschichten“ und „ein wundervolles Familienepos“ hoch gelobt. Leider kann ich mich diesen Aussagen nur bedingt anschließen. Pflichtgemäß habe ich natürlich alle 656 Seiten gelesen, immer in der Hoffnung, dass mich das Geschehen irgendwann noch begeistern könnte. Zwar sind in der Geschichte durchaus interessante Passagen zu finden, in der Gesamtheit jedoch fand ich das Buch eher enttäuschend. Das titelgebende Buskaschi findet während der im Roman geschilderten neunzig Jahre nur einmal statt und wird in ein paar Seiten erwähnt. Es handelt sich um ein wildes Reiterspiel, bei dem etwa dreißig erwachsene Männer sich gegenseitig äußerst brutal eine tote Ziege abjagen und dabei bewusst auch Todesfälle riskieren. Mutters Teppich sollte wohl als roter Faden durch die Geschichte leiten, was aber nach meinem Gefühl eher „bemüht“ rüber kommt.
Der Schreibstil war mir etwas zu blumig, zu opulent, zu schwülstig und zu ausschweifend. Man wird mit einer Fülle orientalischer Namen, die sich überdies im Laufe des Geschehens mehrmals ändern, förmlich überschüttet, so dass ich mich bald damit überfordert fühlte. Ständig wechselnde Örtlichkeiten mit seltsamen Bezeichnungen und ein Wirrwarr von verwandtschaftlichen Beziehungen trugen auch nicht zum besseren Verständnis bei. Selbst die Geschichte Afghanistans, das nicht zuletzt durch interne politische und religiöse Machtkämpfe im vergangenen Jahrhundert die Begehrlichkeiten der Sowjetunion, Amerikas, Pakistans und anderer angrenzender Länder weckte, konnte mich nicht wirklich berühren.
(Erst nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, habe ich mich bei Wikipedia über Afghanistan informiert. Ich hätte es wohl vorher tun sollen, es hätte bestimmt zum besseren Verständnis der Lektüre beigetragen.)
Fazit: Wer opulent und blumig geschriebene Romane mag und sich dazu noch für die Geschichte Afghanistans interessiert, für den ist dieses Buch die ideale Lektüre.