Prolog: a) Ganz wesentlich ist mir bei dem aktuellen Status quo unserer Medienlandschaft, dass KenFM (apolut.net, duckduckgo) hier und heute dazu beiträgt, Feindbilder zu hinterfragen und aufzulösen. Neben dem Russen gilt ja seit dem 11. September vor allem der Moslem ganz pauschal als das Übel der Welt. Ohne die mediale Verschleierung unserer NATO-Massenmorde, die wir seit Jahrzehnten im Orient durchführen, wäre es gar nicht möglich, dass wir bei allem Massenmord gegenüber Menschen des Islam, trotz permanenter Angriffskriege, die in Wahrheit
ja plumpe Ressourcenkriege sind, dass wir trotz alledem uns nach wie vor, wie es Professor Rainer Mausfeld ausdrückt, als »menschlich anständig« ansehen. Für Versöhnung und Kooperation mit Russland zu werben ist aber antiamerikanisch.
Ich fasse das mal in einem Satz zusammen:
Wer nicht bereit ist, Russen madig zu machen und für den Krieg zu trommeln, ist automatisch verdächtig, AntiUS[]amerikaner zu sein."
S. 207, "Der Fall Ken Jebsen" von Mathias Bröckers
b) "Die Fans machten KenFM zu einem der erfolgreichsten crowd-finanzierten [Wahrheiten-orientierten] Journalismus-Projekte im Internet!" (Mathias Bröckers bei zeitpunkt.ch:)
c) "Wir [USA] sind ein terroristischer [egomaner!] Staat [!], also seht euch vor, falls ihr uns in die Quere kommt....Auf welche Weise sorgen die nationalen Medien in den USA und mit ihnen zusammenhängende Elemente der elitären intellektuellen Kultur für die Kontrolle der Gedanken? Meines Erachtens wird diesen Dingen zuwenig Aufmerksamkeit gewidmet, und ich habe das lebhafte Empfinden, daß die Bürger demokratischer Gesellschaften Unterricht in intellektueller Selbstverteidigung nehmen sollten, um sich vor Manipulation und Kontrolle schützen und substantiellere Formen von Demokratie anstreben zu können."" S.17 & aus dem Vorwort der deutschsprachigen Faßung von "Media Control" von Noam Chomsky (s.a. Rainer Mausfeld, Michael Lüders, Bernd Hamm,
Weitere Zitate daraus:
c1) Propaganda ist in einer Demokratie das, was der Knüppel in einem totalitären Staat ist.
c2) Der clevere Weg, um Menschen passiv und gehorsam zu halten, besteht darin, das Spektrum der akzeptablen Meinungen streng zu begrenzen, aber lebhafte Debatten innerhalb dieses Spektrums zuzulassen.
c3) Das Problem ist, dass Demokratie größtenteils eine Formalität ist - es ist der Inhalt oder der Mangel an Inhalt, der zählt.
c4) Die Öffentlichkeit darf nicht in die Verwaltung eigener Angelegenheiten eingreifen und die Informationsmittel müssen streng und eng kontrolliert werden. Rezension bei bookey.app/de
1) Fazit
a) Der Jebsen- bzw. KenFM-Fall (apolut.net, duckduckgo) ist einer der Millionen Marksteine der sehr langen traurigen Geschichte der Menschheit kurz vor den Endpunkten Dritter Weltkrieg", NWO (Neue WeltOrdnung, New World Order), Totalitarismus & "gänzliche Entartung" (Bertha Dudde, Jakob Lorber)!
b) "Wer nicht bereit ist, Russen madig zu machen und für den Krieg zu trommeln, ist automatisch verdächtig, Anti[US]Amerikaner [Antisemit, Antidemokrat...] zu sein" (S. 207)
c) "dass KenFM hier und heute dazu beiträgt, Feindbilder zu hinterfragen und aufzulösen."
2) Hilfreiches
a) Kostenlose Zusammenfaßung: Mathias Bröckers bei zeitpunkt.ch: Zitat siehe unten
b) de.wikipedia Ken Jebsen: Sehr informativ, aber Objektivität & Neutralität scheinen nur begrenzt vorhanden zu sein, die Ersteller scheinen m.E. eine Anti-Jebsen-Grundhaltung zu haben)
3) Videos: duckduckgo
youtu.be: "Die Lügen-Mechanik - Wie wir von den Medien manipuliert werden - COMPACT Live mit Ken Jebsen
youtu.be: @svenleimenburg8242: "Interview mit KEN JEBSEN Eine rhetorische Massenvernichtungswaffe - Doku über Ken Jebsen"
4) Rezensionen
a) broeckers.com Wolfgang Bittner
b) nachdenkseiten.de: Paul Schreyer: "Vorab: Das Buch ist spannend. Die wesentlichen Kontroversen zur Person werden erörtert,
außerdem das facettenreiche Leben des 50-jährigen geschildert....enn Jebsen macht beim RBB nicht nur originelles, unterhaltsames und lehrreiches Radio, sondern rührt auch heiße Eisen an, von denen die meisten Kollegen aus guten (Karriere-)Gründen die Finger lassen.
So produziert er etwa 2011 eine lange und gründlich recherchierte Sendung, in der die offizielle Darstellung von 9/11 umfassend hinterfragt wird. Nach den Bombardements in Gaza wiederum kritisiert er die Politik der israelischen Regierung als „zionistischen Rassismus“. Beides, so schreibt es Mathias Bröckers nun im Vorwort des Buches, „ist in Deutschland verboten und wird von den Inquisitoren des politischen Diskurses mit Verbannung in die Schmuddelecke des Verschwörungswahns bestraft“.
5) Inhaltsverzeichnis dnb.de
Vorwort von Mathias Bröckers 7
Vom Radio ins Netz 18
Der Lackmus-Test 9/11 45
Morddrohungen per SMS 52
Krieg ist ultima irratio 86
Journalismus und Aktivismus 107
Wer ist Ken Jebsen? 151
In die Tür und Exil 173
Die Schöpfung legt sich nicht fest 186
Wer nicht bereit ist, Russen madig zu machen und für den Krieg zu trommeln, ist automatisch verdächtig, Antiamerikaner zu sein 207
6) Zusammenfaßung
a) von Mathias Bröckers: zeitpunkt.ch: "Der Fall Ken Jebsen Von einem Journalisten, der rausflog und im Internet seine Unabhängigkeit zurückgewann."
"Die Fans machten KenFM zu einem der erfolgreichsten crowd-finanzierten [Wahrheiten-orientierten] Journalismus-Projekte im Internet!"
Bis in die «New York Times» schlugen die Wellen, als Ken Jebsens Sendung «Ken FM» 2012 nach über zehn Jahren beim Radio Berlin-Brandenburg (RBB) abgesetzt wurde, weil er angeblich den Holocaust leugnen würde. Nachdem er und seine Anwälte schnell richtig gestellt hatten, dass an diesem infamen Vorwurf absolut nichts dran war, ging er wieder auf Sendung. Doch bald darauf trennte sich das ARD-Radio «in gegenseitigem Einvernehmen» von seinem Reporter, der auf Jugendradio «Fritz» jeden Sonntagnachmittag vier Stunden Programm gemacht hatte. Der Grund war nicht die mangelnde Quote, KenFMs Mischung aus Pop und Politik zählte zu den beliebtesten Sendungen des Kanals, sondern die politischen Themen, denen sich Ken Jebsen gewidmet hatte: der uranverseuchten Munition der NATO, den traumatisierten Afghanistan-Soldaten der Bundeswehr oder den Zweifeln an der offiziellen Darstellung der 9/11-Anschläge!
Und so nahm sich Ken Jebsen einen Keller, baute mit privaten Möbeln ein kleines Studio auf und transferierte KenFM mit einem klei-
nen Team vom öffentlich-rechtlichen Äther ins weltweite Netz. Und die Fans, die er in 545 Radiosendungen gewonnen hatte, transferierten
ebenso, nämlich ihre Gebühren, mit denen sie den neuen Kanal freiwillig unterstützten und KenFM zu einem der erfolgreichsten crowd-
finanzierten Journalismus-Projekte im Internet machten. Und das nicht mit Stars und Sternchen, sondern mit Wissenschaftlern, Schriftstellern und Intellektuellen, die komplexe Themen der Geopolitik, der Finanzwelt, der globalen Ressourcen oder der Friedensforschung erörtern.
Es ist letztlich nichts anderes als das gute alte «Bildungsfernsehen», was KenFM da macht.
Ein Genre, das die Öffentlich-Rechtlichen – eigentlich per Gesetz primär dazu verpflichtet – verkommen liessen und das als «Quotenkiller»
gilt. Bei KenFM aber ist es ein Hit: stundenlange Gespräche mit Ökonomen, Soziologen oder Theologen kommen in kürzester Zeit auf
sechststellige Zuschauerzahlen. Nachdem Ken Jebsen dann als Privatmann auf verschiedenen Friedensdemonstrationen
(«Montagsmahnwachen») gesprochen hatte, wurde er von einigen Medien und in einer merkwürdigen Studie der gewerkschaftsnahen
«Otto-Brenner-Stiftung» zum Anführer einer «Querfront» stilisiert, in der Linksextreme und Rechtsextreme eine Koalition bilden würden.
Zur Last gelegt wurde ihm hier, dass er mit dem Herausgeber des «Compact»- Magazins Jürgen Elsässer verbunden sei. Als jedoch
«Compact» begann, eine deutsch-nationale Familienpolitik zu propagieren und rassistischen «Witzbolden» wie Akif Pirinçci Raum
gab, zogen Jebsen und etliche andere ehemalige Autoren mit einem offenen Brief die Reissleine.
6) Zitate aus dem Rezensionsbuch
Nietzsche hat mal gesagt, um der Wahrheit willen muss man auch in die Jauchegrube steigen. Also man muss, wie es beim Fußball heißt, hingehen, wo’s weh tut. Und sich, wie zum Beispiel bei 9/11, mit diesem ganzen Schmutz, der da tümpelt, beschäftigen. Der ist nicht eingebildet, sondern vorhanden und keineswegs unwichtig. Aber wenn du dann etwas gefunden hast bei deinen Recherchen und kommst damit aus der Jauchegrube, heißt es dann: Der stinkt! Ich kenne viele aus der Branche, die auf irgendwelchen Substanzen, legalen wie illegalen, hängen geblieben sind, weil sie es nicht mehr aushalten. Erlebnisse und Ergebnisse, wie ihr sie jetzt mit der Griechenland-Aktion hattet, sind dann als Feedback so etwas wie Weihnachten und Ostern zusammen.
Die Leute kaufen uns nichts ab, denn wir verkaufen nichts. Unsere User haben verstanden, dass KenFM, das Presseportal und der Typ, der dafür im Wind steht, echt sind. KenFM ist ja ein Gemeinschaftsprojekt. Wir sind wie eine Bergcrew, einer für alle, alle für einen, sonst würde das, was wir tun, wie wir es tun und vor allem in der Konsequenz, in der wir es tun, ja gar nicht so lange schon so gut funktionieren. Wir haben im Netz Quoten, die schon deutlich über denen von Arte liegen. Und zwar ohne dass wir auch nur einen Cent für Werbung aufgewendet hätten. Mundpropaganda ist das eine, aber das andere ist das bis heute immer wieder sporadisch angewandte Bashing durch die Massenmedien. Dann wird in irgendwelchen Studien oder Artikeln versucht nachzuweisen, dass wir ein vom starken Staat träumender Haufen seien. Also eher national denn humanistisch eingestellt. Als Beweis dafür, so diese
»Experten«, stehen unsere Gesprächspartner. Die seien zwar durch die
Bank das Gegenteil, also Menschen, die sich vollkommen auf demokratische Grundwerte berufen, aber das sei eben der Trick von KenFM.
Man spräche nur mit Nicht-Radikalen, um darüber hinwegzutäuschen, dass man radikal sei. Radikal wird dann, wie es
gerade passt, gegen uns verwendet. Mal ist radikal gut, dann wiederschlecht.
Was sind das für Drogen, die diese Menschen nehmen, bevor sie
solche Studien verfassen? Und wäre es besser, wir würden wirkliche
Radikale pushen und offiziell über den grünen Klee loben? Wären wir
dann in den Augen unsere Kritiker weniger gefährlich? Wenn man das
zu Ende denkt, kommt man zu dem Schluss, das Establishment hat ein
Riesenproblem mit dem, was man echte Meinungsfreiheit nennt, und
es hat die Medienrevolution nicht verstanden. Der Staat, seine kontrollierten Presseorgane, die so gut wie nie gegen, sondern immer
nur im Sinne der besitzenden Eliten berichten, all diese Herrschaften haben noch immer nicht realisiert, dass ein verlorenes Meinungsmonopol, wenn es mal verloren gegangen ist, sämtliche Machtstrukturen durch den Wolf dreht. Zugegeben geht das nicht von heute auf morgen. Auch die Einsicht, dass die Erde keine Scheibe ist, hat sich nicht binnen 48 Stunden durchgesetzt, und die Chefetage war damals bestimmt kein Vorreiter. Im Gegenteil, wie wir wissen. Dennoch war die Scheibenthese nicht unendlich haltbar. Etwas Ähnliches, nur eben viel massiver, erleben wir heute. Die Eliten von heute haben es nur noch nicht gecheckt. Sie sind im Kopf Dinosaurier. Es ist tragisch. Auch hier verstehe ich mich als Zeitzeugen für die Enkel: »Wie war das, Opa, als die meisten Menschen immer noch Eliten-Medien konsumiert haben und nicht wahrhaben wollten, dass die Besitzer dieser Medien kein Interesse daran haben konnten, dass die Konsumenten auf eigene Gedanken kommen?« Unsere Enkel werden uns fragen, wie wir das
trotz des Internets alles ignorieren konnten. Wer sich auf die Suche macht, wird fündig.
Ganz wesentlich ist mir bei dem aktuellen Status quo unserer Medienlandschaft, dass KenFM hier und heute dazu beiträgt, Feindbilder zu hinterfragen und aufzulösen. Neben dem Russen gilt ja seit dem 11. September vor allem der Moslem ganz pauschal als das
Übel der Welt. Ohne die mediale Verschleierung unserer NATO-Massenmorde, die wir seit Jahrzehnten im Orient durchführen, wäre es
gar nicht möglich, dass wir bei allem Massenmord gegenüber Menschen des Islam, trotz permanenter Angriffskriege, die in Wahrheit
ja plumpe Ressourcenkriege sind, dass wir trotz alledem uns nach wie vor, wie es Professor Rainer Mausfeld ausdrückt, als »menschlich anständig« ansehen. Für Versöhnung und Kooperation mit Russland zu werben ist aber antiamerikanisch.
Ich fasse das mal in einem Satz zusammen: Wer nicht bereit ist, Russen madig zu machen und für den Krieg zu trommeln, ist automatisch
verdächtig, AntiUS[]amerikaner zu sein.
Wir sind ja nun beide sozusagen Mainstream-geproofte »Antiamerikaner«
und »Verschwörungstheoretiker«. Gleichzeitig aber, du durch deine
Musikgeschichten und ich als Teenie, der »Easy Rider« mindestens
vierzehnmal gesehen hat, zutiefst amerikanisch sozialisiert. Wir haben
diese Kultur quasi mit der Muttermilch eingesogen, die Beatniks, den
ganzen Rock ’n’ Roll, »Easy Rider«, die Hippies. Ohne Blues und ohne Soul
wäre unser Leben gar nicht vorstellbar."
7) nachdenkseiten.de: Paul Schreyer:
Der Fall Ken Jebsen: Ein journalistisches Lehrstück
Veröffentlicht am: 8. November 2016 | 1 NachDenkSeiten - Der Fall Ken Jebsen: Ein journalistisches Lehrstück | Veröffentlicht am: 8. November 2016 | 1
Fällt der Name Ken Jebsen, dann schrillen bei vielen Menschen die Alarmglocken. Ist das nicht dieser „nach Antisemitismusvorwürfen entlassene frühere RBB-Moderator“ und „neurechte Demagoge“, der „Verschwörungstheorien zum 11. September vertritt“? So oder
ähnlich lauten zumindest einige medial häufig verbreitete Einschätzungen. Was ist dran an den Vorwürfen? Fest steht: Mit KenFM betreibt Jebsen eines der mittlerweile erfolgreichsten crowdfinanzierten Medienportale Deutschlands – sein Youtube-Kanal hat
mehr Zuschauer als der des WDR, auf Facebook hat sein Portal mehr Likes als die ARD.
Auch ich war schon bei KenFM als Interviewgast eingeladen – und registrierte bei dieser Gelegenheit zunächst einmal die immens gründliche inhaltliche Vorbereitung des Gastgebers auf das Gespräch, was im journalistischen Geschäft keineswegs die Regel ist. Alles zusammen Grund genug, ein in diesen Tagen erschienenes Buch unter die Lupe zu nehmen, in dem Jebsen nun auf gut 250 Seiten ausführlich vom Kollegen Mathias Bröckers interviewt wird.
Vorab: Das Buch ist spannend. Die wesentlichen Kontroversen zur Person werden erörtert, außerdem das facettenreiche Leben des 50-jährigen geschildert. Jebsen hat nicht nur über zehn Jahre für den RBB gearbeitet und dort eine der populärsten Radiosendungen
verantwortet, außerdem bei ZDF und Pro7 moderiert, sondern war vorher zunächst so medienfern, wie man es sich nur denken kann: als Seemann bei der Handelsmarine und dann als Niedriglohnjobber in verschiedenen Firmen, zum Beispiel auch an einer Stanze für
Gussteile eines Automobilzulieferers. Dazu sagt er im Interview:
„Es ging mir weniger um den schmalen Lohn, sondern mehr darum, vor mir selber sagen zu können, ich komm alleine durch. Seit ich ein Teenie war, hatte ich Jobs angenommen. Oft welche, die man eigentlich erst ab sechzehn machen durfte. Aber man beschäftigte mich
schwarz und ging davon aus, dass ich bei meinem iranischen Namen meine Rechte sowieso nicht kennen würde, falls etwas passiert. Als ich später das Buch von Wallraff „Ganz unten“ in die Finger bekam, dachte ich, das kenn ich, in dem Milieu habe ich gearbeitet.“
Später zog ihn die Bundeswehr ein – setzte ihn allerdings bald wieder vor die Tür, wie er im Buch schildert: „`Mit Ihnen kann man keinen Krieg gewinnen´, sagte mein Vorgesetzter schnippisch. `Korrekt´, sagte ich, »`aber auch keinen anfangen – Peace!´“
Jebsen ist offenbar sein Leben lang vor allem eines: unangepasst und kein Leisetreter. Die meiste Zeit gefällt dieses Bunte und Anregende auch vielen im Medienbetrieb. 2007 etwa bekommt er für eine seiner Reportagen den renommierten und von der ARD mitgetragenen
Europäischen Civis Hörfunkpreis. Und 2004 schrieb die „taz“ über seine damals noch vom RBB ausgestrahlte Radiosendung KenFM lobend: „Das ist das Schöne und Außergewöhnliche an Ken FM, der Sound ist schräg, aber er baut sein Spiel auf
Wissenschaft, auf Geschichte, Philosophie, Technik. Hirnforschung und Atomphysik statt Supergewinnspiel und sinnlosem Werbeclaim. (…) Als Gast eingeladen wird nur, wer wirklich etwas zu erzählen hat oder zumindest ungewöhnlich ist. (…) Man fragt sich, warum der RBB die Ken-FM-Show nicht längst ins Fernsehen transferiert hat.“
Die Antwort auf diese Frage könnte man im Politischen finden. Denn Jebsen macht beim
RBB nicht nur originelles, unterhaltsames und lehrreiches Radio, sondern rührt auch heiße Eisen an, von denen die meisten Kollegen aus guten (Karriere-)Gründen die Finger lassen. So produziert er etwa 2011 eine lange und gründlich recherchierte Sendung, in der die
offizielle Darstellung von 9/11 umfassend hinterfragt wird. Nach den Bombardements in Gaza wiederum kritisiert er die Politik der israelischen Regierung als „zionistischen Rassismus“. Beides, so schreibt es Mathias Bröckers nun im Vorwort des Buches, „ist in
Deutschland verboten und wird von den Inquisitoren des politischen Diskurses mit Verbannung in die Schmuddelecke des Verschwörungswahns bestraft“.#
Auslöser seines Rauswurfes beim öffentlich-rechtlichen Radio Ende 2011 ist dann eine vermeintlich „antisemitische Mail“, die von einem Chatpartner Jebsens an den Journalisten Henryk M. Broder weitergeleitet wird, der daraufhin die Leitung des RBB informiert. Dort zuckt man umgehend zusammen, weiß man doch um Broders guten Draht in diverse Redaktionen und seine Fähigkeit, öffentlichen Druck aufzubauen. Jebsens Sendung wird abgesetzt. Aber, und das ist der Clou, nicht etwa wegen des Antisemitismus-Vorwurfs, der sich offenbar nicht nachvollziehbar belegen lässt. Die RBB-Programmchefin Claudia Nothelle meinte dazu 2011: „Der Sender hat Herrn Jebsen gegen den Vorwurf verteidigt, er sei Antisemit und Holocaust-Leugner. Allerdings mussten wir feststellen, dass zahlreiche seiner Beiträge nicht den journalistischen Standards des RBB entsprachen.“ Doch was war damit gemeint? Um welche „Standards“ ging es? Und welcher konkrete Beitrag hatte diesen Standards nicht genügt? Dazu schwieg der Sender skandalöserweise. Die „taz“ hatte 2011 nachgehakt und berichtete: „Details wurden vom Sender auch auf Nachfrage nicht genannt.“
Offenbar handelte es sich also um eine politische Entscheidung. Man fürchtete wohl schlicht
weiteren öffentlichen Ärger mit diesem unangepassten Mitarbeiter. Auf Wikipedia sind die
Details der Affäre mittlerweile einigermaßen sachlich zusammengetragen. Der Vorwurf der
rechten Gesinnung bleibt in jedem Fall absurd, wenn man denn Jebsens Sendungen und
Reden tatsächlich einmal umfassend zur Kenntnis nimmt. Mathias Bröckers hat das getan
und begründet den Publikumserfolg Jebsens so:
„Nicht, weil er `rechts´ ist, sondern weil er echt ist. Als Kriegsgegner und Antimilitarist, als
extremer Vertreter sozialer Gerechtigkeit und scharfer Kritiker des neoliberalen `Jeder
Der Fall Ken Jebsen: Ein journalistisches Lehrstück | Veröffentlicht
am: 8. November 2016 | 3
NachDenkSeiten - Der Fall Ken Jebsen: Ein journalistisches Lehrstück | Veröffentlicht am: 8.
November 2016 | 3
gegen jeden´, als Antirassist und strikter `Anti-Antisemit´, der Israel oft bereist und seine
Verwandten dort besucht – und mit 545 Folgen `RückblickKEN´ den ARD-Rekord im
Warnen vor Faschismus und Holocaust hält. Als einer, der weiß, wovon er spricht, wenn es
um Rassismus geht, der im niederrheinischen Krefeld geboren ist und den iranischen
Namen seines Vaters abgelegt hat, weil er nicht immer gefragt werden wollte, wann er denn
wieder zurückgeht. Und der sich, eben weil er für dieses Thema von klein auf sensibilisiert
ist, das Recht nimmt, die rassistische Politik Israels als solche zu benennen und zu
kritisieren. Nicht weil er Juden hasst, sondern weil ihm diese Politik zutiefst zuwider ist, wie
übrigens auch vielen jüdischen Menschen innerhalb und außerhalb Israels. Und weil er in
Israel einen Freund sieht, an dem ihm etwas liegt. Dass er seine Empörung darüber nicht
vornehm zurückhält, wie es die hiesigen Diskurskonventionen (und NATO-Interessen)
vorschreiben, auch das ist nicht `rechts´, sondern echt – humanistisch nämlich.“
Der Rauswurf beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk markierte dennoch den Beginn einer
allgemeinen medialen Ausgrenzung Jebsens. Zwar durfte er sich 2012 noch in einem
Interview mit der „taz“ äußern, doch ab Frühjahr 2014 traf ihn dann auch der Bannstrahl
dieser Zeitung. Was war passiert? Jebsen hatte sich wieder politisch geäußert, diesmal als
Redner auf den sogenannten „Montagsmahnwachen“, die im Zuge des Ukrainekonflikts an
vielen Orten in Deutschland entstanden und wo tausende Menschen unterschiedlicher
Coleur gegen den Krieg und eine allgemeine geistige Mobilmachung gegen den neuen Feind
Russland demonstrierten. Fortan hieß es in den Medien – immer mit knappem Verweis auf
die RBB-Affäre – Jebsen falle „durch seine mangelnde Abgrenzung nach rechts außen und
seinen Hang zu Verschwörungstheorien“ auf.
Dass er sich schon im Frühjahr 2014 in einem offenen Brief „für einen humanistischen
Grundkonsens“ gemeinsam mit anderen etwa von der Reizfigur Jürgen Elsässer distanziert
hatte, wird bis heute von Medienvertretern kaum zur Kenntnis genommen. Jebsen bleibt in
deren Darstellung (die auf weitere Recherchen im Zweifel gern verzichtet) der „neurechte
Verschwörungstheoretiker“, zu dem schon Henryk M. Broder ihn – freilich ohne triftige
Belege – erklären wollte.
Was bleibt, ist eine Art Rufmordkampagne, gegen die das vorliegende Buch nun mit vielen
Fakten und Analysen antritt, welche letztlich weit über die Person Jebsens hinausreichen.
Und so ist auch der Untertitel des Buches „Wie Journalismus im Netz seine Unabhängigkeit
zurückgewinnen kann“ durchaus berechtigt. Denn genau darum geht es: Was macht ein Ken
Jebsen als Journalist beispielhaft anders als viele Kollegen bei den etablierten Medien?
Woher rührt sein erstaunlicher Erfolg, abseits sowohl des stetigen Geldstroms der
öffentlich-rechtlichen Gebührenfinanzierung als auch jeglicher Werbegelder der
Privatwirtschaft? Wie kann, wie muss Journalismus heute aussehen, wenn er weder die
Der Fall Ken Jebsen: Ein journalistisches Lehrstück | Veröffentlicht
am: 8. November 2016 | 4
NachDenkSeiten - Der Fall Ken Jebsen: Ein journalistisches Lehrstück | Veröffentlicht am: 8.
November 2016 | 4
zweifelhafte Nähe von einflussreichen Eliten suchen, noch sich im Seichten und Belanglosen
verlieren will? Der Fall Ken Jebsen ist ein journalistisches Lehrstück, sowohl zur
Beantwortung dieser Fragen, als auch zum Zustand der heutigen Medien. Jebsen selbst sagt
dazu im Interview:
„Da sind wir bei dem Punkt, dass man als Journalist mit einem ethischen und moralischen
Werkzeug ausgestattet sein sollte. Ich habe schon auf dem Schulhof Prügeleien
stellvertretend für andere angefangen, wenn drei Typen immer die `richtigen´ Opfer
aufmischten, also Kids, die von vornherein absolut unterlegen waren. Da konnte ich nicht
anders und hab das schon damals zu meiner Sache gemacht. Und hier ist es eben genauso.
9/11, die Geldpolitik, Uranmunition, PTBS – überall finden sich Opfer. Menschen, die einem
terroristischen Willkürsystem ausgesetzt sind. Das schaue ich mir nicht tatenlos an. Als
überzeugter Journalist geht es einem doch auch in etwa so wie einem Seelsorger oder Arzt:
Man ist immer in Betrieb, immer wachsam, immer auf Draht. Man hat ja als Journalist eine
wesentliche Aufgabe in der Demokratie, man soll dafür sorgen, dass Demokratie nicht
korrumpiert wird, oder wenn dies geschieht, darauf hinweisen.“
„Der Fall Ken Jebsen oder Wie Journalismus im Netz seine Unabhängigkeit zurückgewinnen
kann. Der Macher von KenFM im Gespräch mit Mathias Bröckers“, Verlag fifty-fifty, 256
Seiten, 18,00 Euro
[«*] Paul Schreyer ist freier Journalist, Autor, Mitarbeiter und regelmäßiger Autor der
NachDenkSeiten. Sein Buch „Wir sind die Guten – Ansichten eines Putinverstehers oder wie
uns die Medien manipulieren“ (mit Mathias Bröckers) wurde ein Spiegel-Bestseller.