Cover des Buches Kompass (ISBN: 9783446253155)
Rezension zu Kompass von Mathias Énard

"Kompass" von Mathias Énard

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Wunderbarer Roman über den Orient, der eine Brücke zum Okzident schlägt und den Leser verzaubert zurück lässt.

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 7 Jahren
Autor: Mathias Énard
Titel: Kompass
Gattung: Roman, Erzählung, Reisebericht, Erinnerung
Erschienen: 2015
Gelesene Ausgabe: Hanser, 2016
ISBN: 978-3-446-25315-5
Gelesen auf: Deutsch (Französisch)
Gelesen im: Dezember 2016

Zum Buch:
Énards Kompass wurde 2015 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, 2017 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und dies absolut zu Recht.
Denn in seinem monumentalen Roman schafft er eine wunderbare Verbindung zwischen dem Westen und dem Orient. Der Wiener Musikwissenschaftler Franz Ritter begibt sich in einer schlaflosen Nacht auf einen Spaziergang durch die Stadt, doch nicht nur seine Füße sondern auch seine Gedanken wandern und tragen ihn auf einer Reise durch seine Erinnerungen an seine Zeit im Orient. Forschungsbedingt war er in seiner Jugend in Istanbul, Damaskus, Aleppo oder Palmyra - stets präsent war für ihn seine große Liebe, die Orientalistin Sarah, die nun auch seine Erinnerungen mit begleitet. Énard nimmt den Leser mit auf diese Reise und brilliert mit seinem großen Wissen über die Verknüpfungen zwischen dem Orient und dem Okzident.
Für mich war "Kompass" das Buch des Jahres", die wunderbare poetische Sprache hat mich verzaubert, die vielen Infos mich begeistert, der immer wieder aufblitzende Exkurs in die Literatur mich überzeugt - Énard ist ein echter Juwel.


Eine der Lieblingsstellen
Zitat:
"Wir haben vor dem alten portugiesischen Fort die Verse von Sayyab und Eliot rezitiert, bis zwei Ziegen mit braunrotem Fell in Begleitung eines kleinen Mädchens, dessen Blick vor Neugier strahlte; die Ziegen waren gutmütig, rochen stark und begannen, uns sanft, aber fest mit der Schnauze zu stoßen."[1]

Stil und Sprache: poetische, wunderschöne Sprache, Erinnerungsfetzen, Erinnerungsströme, Gedankengänge.
Zitat: "Ein Wiegenlied? Was bietet der Katalog der Wiegenlieder: Brahms, der klingt wie eine billige Spieldose, die alle Kinder Europas aus dem Bauch eines rosa oder blauen Plüschtiers im Bett gehört haben, Brahms der Volkswagen unter den Wiegenliedern, leistungsstark und wirkungsvoll, es gibt nichts, was Sie schneller einschlafen lässt als Brahms, dieser böswillige, bärtiger Schumann-Plünderer, der keine Kühnheit, keine Verrücktheit kannte - Sarah schwärmte für eines der Sextette von Brahms, sicher das erste, Opus 18 nach meiner Erinnerung, mit einem, wie soll man sagen, überwältigendem Thema."[2]

Schlüssigkeit der Handlung: nicht immer absolut gegeben, allerdings stört es nicht wirklich.

Das hat mir gefallen: Die Sprache, der wahnsinnige Informationsgehalt, die Verbindung zwischen Orient und Okzident.
Das hat mir nicht gefallen: Leider ein paar Längen, was natürlich auch von der (fast) fehlenden Handlung kommt.

In One Sentence: Wunderbarer Roman über den Orient, der eine Brücke zum Okzident schlägt und den Leser verzaubert zurück lässt.
Sterne: 5


[1] S.241
[2]
S.39

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